Wettbewerb "Bismarck neu denken": Ausstellung zeigt alle Entwürfe
Der Wettbewerb, bei dem es darum ging, das Hamburger Bismarck-Denkmal umzugestalten, ging ohne Gewinner aus. Alle eingesandten Entwürfe zeigt nun das Museum für Hamburgische Geschichte.
Im Alten Elbpark in Hamburg steht die größte Bismarck-Statue der Welt, und das seit über 125 Jahren. Der Stein-Koloss wurde seit drei Jahren saniert, ist aber umstritten. Denn heute blickt man skeptischer auf diese Zeit und den Reichskanzler.
Anonyme Entwürfe, vor allem aus Hamburg
Die 78 Entwürfe sind ganz verschieden: Bismarck wird zum Fischermann im gelben Friesennerz; er wird zum Kletterfelsen umfunktioniert; oder eine Spirale rund herum bis auf Augenhöhe, macht ihn zur Aussichtsplattform. In der Ausstellung hängen die Entwürfe als DIN A2-Plakate in einer langen Reihe nebeneinander. Eingereicht wurden die Entwürfe anonym.
"Wir hatten Angst, dass deutsche Profi-Architekturbüros alles dominieren könnten, weil die diese Ausschreibungs-Regularien am besten beherrschen. Dem war nicht so", sagt Jurymitglied Jürgen Zimmerer von der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe. Die Entwürfe kommen überwiegend aus Hamburg. Darunter ist auch die Künstlerin Hannimari Jokinen. Sie hat Bismarck zugetextet von oben bis unten. Die Idee kam ihr durch Graffiti und Texttafeln: "Es sind Gedichte aus aller Welt, und zwar von den Nachkommen der kolonisierten und der eroberten Gebiete, auch in Europa. Ich frage, wie eine Erinnerung zwischen den Generationen funktioniert, an die Bismarck-Zeit, an die Zeit der Kolonisierung."
Kritik am Denkmalschutz und offener Wettbewerbsform
Diesen Entwurf und sieben weitere wählte die Jury in die zweite Runde. Doch warum es keinen Gewinner gab, dazu gibt es ganz unterschiedliche Antworten. Jurymitglied Jürgen Zimmerer sieht auch den Denkmalschutz verantwortlich, wegen der Vorgaben. Griffe für einen Kletterfelsen, Schrift mit witterungsbeständiger Farbe oder Verankerungen für eine umrundende Treppe - all das scheint beim frisch sanierten Bismarck kaum möglich. Jurymitglied und Künstler Christoph Schäfer glaubt, dass die offene und anonyme Wettbewerbsform mit in das Dilemma geführt hat. Er wäre für einen beschränkten Wettbewerb mit längerer Vorlaufzeit: "Mit Positionen, die sich mit dekolonialer Geschichte auseinandersetzen, mit Positionen, denen das zuzutrauen ist, sich hier anzulegen auf dem Level. Eine Künstlerin, die sehr bekannt ist, die hier einen Gegenentwurf macht oder einen, der unseren heiligen Bismarck antastet, die dürfte nicht so leicht wegzuputzen sein, wie ein lokaler, bis dahin nicht bekannter Künstler."
Wettbewerb eine Verschwendung von Steuergeldern?
Der Hamburger CDU-Fraktionschef Dennis Thering kritisierte den Wettbewerb scharf als Verschwendung von Steuergeldern. Das sieht Enno Isermann von der Kulturbehörde anders. Seiner Meinung nach hat der Wettbewerb das Bewusstsein für das koloniale Erbe Hamburgs geschärft: "Wir sollten diesen Weg weitergehen, den wir schon begonnen haben, nämlich uns mit dem Kolonialismus auf ganz unterschiedlichen Ebenen auseinanderzusetzen, auch im Unterricht, auch in Museen, beim Thema Straßennamen."
Ein weiterer Wettbewerb ist bisher nicht geplant. Aber die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Denkmals und der kolonialen Vergangenheit geht weiter.
Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigt alle 78 Entwürfe bis zum 14. August. Donnerstags ist der Eintritt ab 17 Uhr frei. Und am Donnerstag ist das Museum sogar bis 21 Uhr geöffnet.
Wettbewerb "Bismarck neu denken": Ausstellung zeigt alle Entwürfe
Wie könnte das Hamburger Bismarck-Denkmal umgestaltet werden? Im Museum für Hamburgische Geschichte können alle Wettbewerbs-Einsendungen betrachtet werden.
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Museum für Hamburgische Geschichte
Holstenwall 24
20335 Hamburg