Raddampfer "Kaiser Wilhelm" auf der Elbe © imago/ McPhoto

Veteran der Raddampfer: Der "Kaiser Wilhelm"

Stand: 05.09.2022 11:15 Uhr

Das Museumsschiff "Kaiser Wilhelm" gehört zu den ältesten, noch betriebenen Raddampfern Deutschlands. 70 Jahre lang fuhr das Fahrgastschiff auf der Weser. Heute schippert es bei Lauenburg über die Elbe.

Wenn er auf der Elbe unterwegs ist, ist die Rauchwolke schon von Weitem zu sehen und die ehrenamtliche Crew an Bord hat alle Hände voll zu tun. 150 Kilo Kohle muss der Heizer etwa pro Stunde in den Kessel schaufeln, denn der Raddampfer "Kaiser Wilhelm" ist einer der letzten noch fahrenden, kohlebefeuerten Schaufelraddampfer weltweit. Von Juni bis Ende September ist das mehr als 100 Jahre alte Dampfschiff jedes zweite Wochenende zwischen Lauenburg, Bleckede und Hitzacker mit Gästen auf der Elbe unterwegs.

Um 1900 in Dresden gebaut

Technische Daten

Baujahr: 1899 -1900
Länge: 57,20 Meter
Breite auf Spant: 4,48 Meter
Breite über Radkästen: 8,38 Meter
Tiefgang: 0,92 Meter
Antrieb: schrägliegende Zweifach-Expansions-Dampfmaschine von 1900
Maschinenleistung: 168 PS
Heimathafen: Lauenburg
Eigner: Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrts-Museums e.V.

Erbaut wird der Raddampfer 1899 und 1900 von der Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft AG für die spätere Oberweserdampfschifffahrt des Hamelner Wesermühlenbesitzers F.W. Meyer. Am 20. Mai 1900 läuft das Schiff vom Stapel. Um den Dienst auf der Weser aufzunehmen, muss die "Kaiser Wilhelm" über die Elbe zur Nordsee fahren und dann in die Weser einbiegen - der Mittellandkanal ist zu dieser Zeit noch nicht fertiggestellt. Das bedeutet einen erheblichen Aufwand, da der Dampfkessel nur mit Süßwasser betrieben werden darf, das salzige Nordseewasser würde zu vorzeitigen Schäden am Kesselblech führen. Das erforderliche Süßwasser - rund zehn Tonnen - wird deshalb mitgeführt. Alle Scheiben erhalten spezielle Sicherungen, um sie vor Schäden und Wassereinbruch auf hoher See zu schützen.

1910 muss das Schiff erneut die Tour über die Nordsee auf sich nehmen. Der Dampfer wird in der Dresdner Werft um zehn Meter verlängert und umgebaut. Nach dem Umbau geht es ein drittes Mal über das Meer zurück auf die Weser. 

Seit 1971 auf der Elbe unterwegs

Nach 70 Jahren auf der Weser wird die "Kaiser Wilhelm" 1970 außer Dienst gestellt. Im selben Jahr übernimmt der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrts-Museums e.V. das alte Schiff. Seit 1971 ist es als fahrendes Museumsschiff für Historische Elbfahrten im Einsatz. Der Raddampfer ist damit das dienstälteste Museumsfahrgastschiff. Die komplette Besatzung arbeitet ehrenamtlich, die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gehen in den Erhalt des denkmalgeschützten Dampfers. Doch die Beträge reichen nicht dafür nicht immer aus - so wird das Schiff 2014 auf einer Lauenburger Werft mit Mitteln aus einem Denkmalschutzsonderprogramm der Bundesregierung gründlich restauriert. Bei den Arbeiten werden Bodenplatten und Wände der Stahlkonstruktion ausgetauscht. Darüber hinaus wird die Stromversorgung verbessert.

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