Wie die Dänenbrücke auf dem Flughafen landete
Für Klaus Bokelmann ist die Dänenbrücke auf dem Hamburger Airport eine Herzensangelegenheit. Dem langjährigen Flughafen-Angestellten ist es zu verdanken, dass das mehr als 200 Jahre alte Bauwerk nun freigelegt wird. Rund 20 Mitarbeiter griffen zur Schaufel, um die kleine Steinbrücke von Laub, Erde und Wurzeln zu befreien. Endlich, findet Bokelmann. "Als ein Kollege sich vor einiger Zeit in den Ruhestand verabschiedete, sagte er zu mir: 'Klaus, pass gut auf die Dänenbrücke auf!' Und das habe ich ihm versprochen." Inzwischen ist Bokelmann selbst Rentner - und engagiert sich als Hobby-Archäologe weiter für die historische Brücke.
Inschrift verrät Baujahr
Sie wurde zur Zeit des dänischen Königs Christian VII. erbaut - im Jahr 1798. Zu lesen ist dies auf einem Granitstein der Brücke. Dort ist die Jahreszahl eingemeißelt und "C 7", das für den dänischen König steht. Die Dänenbrücke ist laut Bokelmann ein eingetragenes Denkmal. Die Kulturbehörde sieht das Bauwerk als ein wichtiges Dokument der territorialen Verhältnisse des heutigen Hamburgs aus der Zeit um 1880 an. "So richtig vergessen hat man die Brücke nie, auch nicht bei uns auf dem Flughafen. Aber gekümmert hat sich eben auch nie jemand." Bis zu diesem Tage. Bokelmann hatte bei den Flughafen-Mitarbeitern für die Aktion getrommelt. Viele haben zugesagt. Nach wenigen Stunden sind die Steine der Fahrbahn freigelegt. Denn die Maße der Brücke sind bescheiden: Sie ist nur acht Meter lang und 3,80 Meter breit.
Auf dem Weg zur Niendorfer Kirche
Mit Pferdefuhrwagen und Kutschen konnten die Menschen hier früher den kleinen Fluss Tarpenbek überqueren. Die Brücke lag an der damaligen Grenze zwischen der - unter dänischen Verwaltung stehenden - Herrschaft Pinneberg und Preußen. Die Brücke war zudem Teil eines Kirchwegs zwischen Hummelsbüttel und Niendorf. "Dem dänischen König lag offenbar etwas daran, dass seine Untertanen sicher zur Niendorfer Kirche kommen", sagt Bokelmann. Denn das Gebiet lag in einem Moor. Vermutlich führten Dammwege über den feuchten Untergrund bis zur Brücke. Ab 1911 entstand dann auf dem Moor-Gelände der Hamburger Flughafen - zunächst für Luftschiffe.
Hünengrab für Brücke zerstört?
Woher die Granitblöcke für die Brücke stammen, ist unklar. Zwei Erklärungen sind im Umlauf. Eine These besagt, dass die Steine aus Dänemark stammen. "Aber das halt ich für unwahrscheinlich", sagt Bokelmann. "Ich halte es vielmehr für plausibel, dass die Granitsteine von einem nahegelegenen Hünengrab stammen." Ein solches Hünengrab soll es einmal in der Gegend gegeben haben. "Aber es wurde nie gefunden", so Bokelmann. Seine Theorie lasse sich aber nicht belegen. Klar ist: Das dänische Bauwerk ist heute eine der ältesten Brücken Hamburgs.
Baumstumpf im Weg
Bei der Freilegung am Mittwoch stellte sich bald ein Problem heraus. Die Wurzeln einer Eiche haben sich im Laufe der Zeit unter das Fundament der Brücke ausgebreitet. "Das wird noch einige Zeit dauern, bis wir den Baumstumpf von der Brücke lösen können", sagt Jan Eike Hardegen vom Zentralbereich Umwelt am Hamburger Flughafen. "Mit schwerem Gerät können wir da nicht rangehen, dann zerstören wir das Fundament der Brücke." Ihm geht es darum, die Brücke für nachfolgende Generationen zu sichern.
Der Fluss ist längst verschwunden
Die Tarpenbek fließt schon lange nicht mehr unter der Brücke hindurch. Der Fluss wurde 1932 umgeleitet. Mit der Tarpenbek-Regulierung wurden auch die Hoheitsgrenzen zwischen Hamburg und Preußen geändert, fortan befand sich die Brücke vollständig auf preußischen Territorium. Aber auch nur bis 1937, als das Gebiet durch das Groß-Hamburg-Gesetz der Hansestadt zugeschlagen wurde. Für die Öffentlichkeit ist die Dänenbrücke nicht zugänglich. "Auch auf den Flughafen-Touren werden wir das Gelände nicht ansteuern können", sagt Karen Stein vom Hamburg Airport.