Historische Kröpcke-Uhr in Hannover demontiert
Die Kröpcke-Uhr, das bekannte Wahrzeichen Hannovers, hatte den Zweiten Weltkrieg überstanden. Sie wurde im Zuge der Innenstadt-Modernisierung aber am 25. Oktober 1954 abgebrochen. Ihr Nachfolger: die Cravatzo-Uhr.
"Lass uns am Kröpcke treffen!" - "Wo?" - "Na, bei der alten Uhr." Die Kröpcke-Uhr ist auch heute noch ein beliebter Treffpunkt in der Innenstadt von Hannover. Sie hat eine lange Geschichte. Die erste Normaluhr auf dem heutigen Kröpcke genannten Platz wurde von Konrad Oertel entworfen. Sie wurde am 8. November 1885 eingeweiht und in Betrieb genommen.
Multifunktionale Wettersäule mit Zeitanzeige
Eigentlich war anfangs lediglich eine Wettersäule mit meteorologischen Instrumenten vorgesehen, die den Passanten Witterungsberichte und Wetterprognosen anzeigen sollte. Die Stadt wollte dort auch tagesaktuelle Nachrichten sowie einen Fahrplan der Eisenbahn unterbringen. So entstand dann auch die Idee zu einer Uhr. Das kleine Gebäude wurde zu einer multifunktionalen Wettersäule mit Zeitanzeige - weit mehr als nur eine Uhr.
Architekt Oertel schuf ein Bauwerk, das alle Anforderungen vereinen konnte. Das "Straßenmöbel" bekam eine kleine Kuppel, die optisch dem angrenzenden Gebäude des Café Kröpcke angepasst war. Auch die Unterkonstruktion mit Glaselementen ähnelte der Architektur des Cafés.
Für Werbung und NS-Propaganda genutzt
Im Laufe der Jahre wurde die Säule vermehrt für Werbung genutzt, zu Propagandazwecken bei den Nationalsozialisten. Als in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 die schwersten Bombenangriffe auf die Stadt geflogen wurden, gerieten viele Gebäude in Brand. Die rapide steigende Hitze in der Stadt wurde vom Temperaturmesser der Kröpcke-Uhr registriert. Er verharrte bei 35 Grad Celsius, das war seine Höchstgrenze.
1954 wurde die Uhr abgebaut
1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, konnte die leicht beschädigte Uhr nach Reparaturen wieder aufgestellt werden. Das Café Kröpcke war hingegen zerstört worden. Am 17. August 1948 wurde der Neubau des Nachfolge-Cafés eröffnet. Dessen Architekt Dieter Oesterlen hatte ihn nach modernen Gesichtspunkten konzipiert. Auch der damalige Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht wollte Hannover modernisieren. Die alte Uhr passte nicht mehr so recht ins Bild der Zeit. Am 25. Oktober 1954 wurde sie abgebaut. Hillebrecht galt als ein typischer Vertreter einer Stadtplanung, die auch das Leitbild der "autogerechten Stadt" umsetzte.
Cravatzo-Uhr entspricht dem Zeitgeist der 50er-Jahre
Ein knappes Jahr später, am 3. Oktober 1955, ließ die Stadt eine moderne Uhr mit drei Zifferblättern aufstellen, die in der Werkstatt des Kunstschlossers Karl Meißner hergestellt wurde. Sie basiert auf einem Entwurf des städtischen Baurats Karl Cravatzo - quasi ein "Kleeblatt mit Dach". Von dieser "Uhr am Stil" wurde am 9. November 1955 ein zweites Exemplar am Steintor, 1956 ein weiteres am Aegidientorplatz aufgestellt. Doch viele Bürger fremdelten mit der Cravatzo-Uhr, viele wollten ihre alte Kröpcke-Uhr zurück.
Seit 1977 wieder im Stil der ersten Uhr
Schließlich wurde 1977 eine vereinfachte Rekonstruktion der ursprünglichen Uhr auf dem Kröpcke aufgestellt. Die Kleeblatt-Uhr musste weichen und bekam einen neuen Standort am Steintor. Der damalige Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) weihte die neue, alte Uhr ein. Sie wird bis heute als Ort für Kultur genutzt. So sind in der Vitrine wechselnde Ausstellungen und Kunstaktionen zu sehen. Nach wie vor ist die Kröpcke-Uhr einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt Hannover.