KZ-Gedenkstätte Esterwegen erinnert an die "Hölle im Moor"
Zwischen 1933 und 1945 starben etwa 30.000 Menschen in den Nazi-Lagern im Emsland. In Esterwegen hält seit 2011 eine zentrale Gedenkstätte die Erinnerung an die Opfer und die Gräueltaten der Nazis wach.
Zwischen Juni und August 1933 entstand im nördlichen Emsland in Börgermoor und Esterwegen das erste Doppellager des Nazi-Regimes. Gefangene nannten das Konzentrationslager "Die Hölle im Moor". In dem Komplex litten überwiegend politische Häftlinge aus Deutschland, später kamen auch Widerstandskämpfer aus verschiedenen europäischen Ländern hinzu. Zu den prominentesten politischen Gefangenen gehörten Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky (1889-1938), der SPD-Fraktionsvorsitzende im preußischen Landtag Ernst Heilmann und der Reichstagsabgeordnete Julius Leber.
Die zentrale Gedenkstätte in Esterwegen erinnert an die Häftlinge des KZ und die Gefangenen der 14 weiteren Emslandlager. Sie wurde am 21. Oktober 2011 in einem feierlichen Festakt eröffnet, seit November 2011 steht sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.
30.000 Menschen starben in den Emslandlagern
Bis zu 2.000 Häftlinge gleichzeitig - politisch Verfolgte, Kriegsgefangene, aber auch gewöhnliche Straffällige - waren allein in Esterwegen interniert. In 20 engen unbeheizten Baracken. Wenig zu essen, schlechte hygienische Bedingungen sowie brutale Übergriffe des Wachpersonals machten den Gefangenen das Leben zur Hölle. Hinzu kamen unmenschliche, kräftezehrende Arbeitseinsätze im umliegenden Moor. Bis zu zwölf Stunden mussten sie dort Torf stechen oder Böden kultivieren.
Insgesamt waren in den 15 Emslandlagern von 1933 bis 1945 rund 200.000 Menschen inhaftiert. Etwa 30.000 von ihnen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, starben wegen der harten Arbeit oder wurden mit brutaler Gewalt ermordet.
Nach dem Kriegsende 1945 wurden in Esterwegen für einige Zeit Kriegsverbrecher untergebracht. Ab 1953 lebten dort Flüchtlinge aus der sowjetisch besetzten Zone. Von 1959 bis 1961 wurde das Gelände auch zur Unterbringung von Justizbediensteten genutzt, bevor es der Bundeswehr bis 2001 als Nachschub-Depot diente.
In Papenburg wurde 1985 das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager mit einer provisorischen Dauerausstellung eingerichtet, 1991 erfolgte der Ausbau. Zehn Jahre später beschloss der Landkreis Emsland nach dem überraschenden Abzug der Bundeswehr aus Esterwegen, dort die zentrale Gedenkstätte einzurichten.
Stahlplatten statt Nachbauten
Von dem damaligen Lager zeugen heute nur noch wenige Spuren. Große, rostüberzogene Stahlplatten kennzeichnen markante Punkte wie Lagermauern, Wachtürme und Tore. Wo einst die Baracken für jeweils mehr als 100 Gefangene standen, wachsen junge Bäume. Die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen hatte sich bewusst gegen eine originalgetreue Rekonstruktion entschieden, sondern will mit der künstlerischen Übersetzung zum Nachdenken anregen.
Zwölf Stationen zeigen den Lageralltag
Ein Rundweg führt Besucher der Gedenkstätte zu markanten Punkten des ehemaligen Lagers - vom Haupttor bis zum Freizeitbereich der Wachmannschaften. Dort etwa, wo einst der Übergang vom Strafgefangenenlager zum KZ war, ragt ein altes Kabel aus der Erde, mit dem der Wachzaun unter Starkstrom gesetzt wurde. Nicht wenige Gefangene beendeten ihr Leben, indem sie in den Zaun liefen - um ihrem Leiden ein Ende zu setzen.
Im Mittelpunkt der zwölf Stationen steht die 480 Meter lange Lagerstraße. In früheren Depot-Hallen ist eine umfangreiche Dauerausstellung zu sehen. Hier zeigen etwa Schautafeln Originalfotos und Zitate ehemaliger Häftlinge. Außerdem gibt es dort Seminarräume und eine Bibliothek.