Stand: 02.12.2011 15:52 Uhr

Hochwasserschutz: Die Lehre aus der Sturmflut

Brücke im Hamburger Hafen, im Hintergrund die Kräne des Containerterminals © Photo Digital
Mit Deichen, Sperrtoren und anderen Hochwassserschutzanlagen schützt sich Hamburg heute gegen Sturmfluten. Die Maßnahmen kosten viele Millionen Euro.

Nach der großen Sturmflut von 1962 überträgt der Hamburger Senat der Baubehörde die Planung und den Bau der neuen Hochwasserschutzanlagen. Im Gebiet des Hafens übernimmt diese Aufgabe die Behörde für Wirtschaft und Verkehr. In den folgenden Jahren entsteht eine neue durchgehende Hochwasserschutzlinie von rund 100 Kilometern Länge und mit einer Deichhöhe von mindestens 7,20 Meter über Normalnull statt den bisherigen 5,70 Metern.

An Stellen, an denen die neue Hochwasserschutzlinie Gewässer kreuzt, lässt die Baubehörde Sperrwerke, Schiffsschleusen oder Sielbauwerke errichten. Sechs Sperrwerke schotten Nebenflüsse der Elbe ab. Unzählige weitere Deichbauwerke wie Schleusen, Sperrtore und Schöpfwerke schützen Bereiche wie Wilhelmsburg, die Innenstadt oder die Landgebiete. Bei den Planungen unterstützten insbesondere niederländische, aber auch niedersächsische und schleswig-holsteinische Ingenieure die Baubehörde.

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Der Fischmarkt in Hamburg mit der Fischauktionshalle ist während einer Sturmflut überschwemmt. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Leben nach der Sturmflut: Wie schützt sich Hamburg seit 1962?

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Erfahrungen der Sturmflut von 1976

Die Sturmflut des Jahres 1976 war mit einem Pegel von 6,45 Metern die bislang höchste je gemessene Flut. Zwar hielten alle Deiche stand, dennoch zeigt diese Sturmflut, dass mit immer höheren Wasserständen zu rechnen ist. Nach schlimmen Überschwemmungen im Hafen ließen viele Hafenbetriebe mit staatlicher Förderung ein ganzes System von Flutwänden und mobilen Schutztoren errichten, das sogenannte Poldersystem.

Nach einer Sturmflutwarnung lassen spezielle Poldereinsatzleiter den Hafenbereich kurz vor Eintritt der Sturmflut von Einsatzmannschaften abschotten. Hierfür mpossen müssen im Hafengebiet 840 Tore und über 1.000 Schieber schnellstmöglich geschlossen werden.

Deicherhöhungen auf bis zu 9,25 Meter

Bauarbeiten für den Hochwasserschutz an den St. Pauli Landungsbrücken.  (06.09.2007) © picture-alliance/ dpa Foto: Bodo Marks
2007 wurde die Hochwasserschutzanlage im Bereich der St. Pauli Landungsbrücken erneuert, bis 2014 sind Erhöhungen am Baumwall geplant.

Seit 1990 lässt die Stadt die Hochwasserschutzanlagen erneut modernisieren und erhöhen. Hierbei maßgeblich ist der Bemessungswasserstand von 7,30 Meter, der auch den in den letzten 100 Jahren um 25 Zentimter gestiegenen Meeresspiegel mit berücksichtigt. Um die Deichanlagen diesem Bemessungswasserstand anzupassen, liegt die Deichhöhe im Hamburger Raum mittlerweile zwischen 7,50 und 9,25, je nach möglichen Wellenauflauf. Noch bis etwa 2015 dauern die Bauarbeiten an. Momentan gibt es Hochwasserschutzbaustellen am Baumwall und am Billhafen.

Der Hamburger Sturmflutwarndienst

Die Hansestadt Hamburg richtete nach der Flut von 1976 an den Landungsbrücken von St. Pauli einen speziellen Sturmflutwarndienst (WaDi) ein. Sind Pegelstände von über 4,50 Meter über Normalnull zu erwarten, gehen Stunden vor dem Eintreffen des Höchstwasserstandes die ersten Warnungen heraus. Videoaufnahmen aus Polizeihubschraubern übertragen Bilder von gefährdeten Orten direkt in die Krisenstäbe von Hamburger Innenbehörde und Hafen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Wie geht das? | 18.01.2017 | 18:15

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