Die besetzte Anklagebank in den Nürnberger Prozesen. © IMAGO / ITAR-TASS / NDR

Der Massenmord von Katyn

Sendung: NDR Retro – Aus den Nürnberger Prozessen | 01.07.1946 | 00:00 Uhr | von Elef Sossidi alias "Andreas Günther"
11 Min

Der Verteidiger von Hermann Göring lädt Oberst Ahrens, den ehemaligen Kommandeur des Heeresnachrichtenregiments im Herbst 1941 in Katyn, als Entlastungszeugen vor. Ahrens berichtet von kreisenden Gerüchten im Wäldchen vor Katyn, seinen dortigen Erfahrungen, dem Fund eines Tagebuchs von einem polnischen Offizier und den Ausgrabungen Professor Gutts. Elef Sossidi alias "Andreas Günther" berichtet für den NWDR aus dem Nürnberger Gerichtssaal.

Zum "Massenmord von Katyn":
Im April 1943 meldete die deutsche Propaganda, in Katyn seien auf dem Gelände eines früheren
GPU-Gebäudes Massengräber mit etwa 10.000 Leichen entdeckt worden. Untersuchungen an 928 Leichen hätten ergeben, dass es sich bei den Opfern um polnische Offiziere handele, die 1939 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten und im Frühjahr 1940 durch Genickschüsse getötet worden seien. Die deutsche Regierung schlug vor, die Gräber durch eine Kommission des Internationalen Roten Kreuzes untersuchen zu lassen. Die polnische Exilregierung in London, die sich bisher vergeblich bemüht hatte, das Schicksal der kriegsgefangenen Offiziere aufzuklären, forderte ebenfalls eine neutrale Untersuchung, was die Sowjetregierung mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen beantwortete. Da das Rote Kreuz den Vorschlag ablehnte, berief Deutschland eine Kommission von 13 Ärzten aus verbündeten und besetzten Ländern und der Schweiz. Die von ihnen vorgenommenen Exhumierungen und Obduktionen bestätigten die deutschen Angaben; als weitere Beweismittel dienten die bei den Leichen gefundenen Papiere und Aussagen von Einwohnern der Gegend. Insgesamt wurden 4183 Leichen exhumiert, 2730 identifiziert. Drei Monate nachdem deutsche Truppen Katyn geräumt hatten, erklärte im Januar 1944 eine sowjetische Ärztekommission, die Offiziere seien Ende 1941 von Deutschen, denen die Gefangenenlager in die Hand gefallen seien, ermordet worden; westlichen Journalisten wurden angeblich bei Leichen gefundene Papiere sowie Zeugenaussagen vorgelegt. Diese Behauptung wurde 1946 im Prozess vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg wiederholt, aber nicht als erwiesen angesehen. Der amerikanische Anklagevertreter Robert H. Jackson und eine Kommission des Kongresses erklärten 1952 nach einer neuen Untersuchung, die Sowjetregierung sei für die Morde verantwortlich.

Blick auf die Anklagebank beim Nürnberger Kriegsverbrecher-Hauptprozesses am 20. November 1945 im Gerichtssaal des Justizpalastes in Nürnberg. © picture alliance/DB/dpa Foto: DB

Nürnberger Prozesse: Ein Meilenstein des Völkerrechts

Mit den Nürnberger Prozessen begann ein wichtiges Kapitel der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Ein Gespräch mit dem Historiker Norbert Frei. mehr

Sogenannte Trümmerfrauen entsorgen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Schutt mit Loren. © picture alliance / akg-images

Nachkriegszeit: Trauer, Trümmer, Teilung - und Aufbruch

Nach dem Krieg sind die deutschen Städte eine Trümmerlandschaft. Das Land wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt. mehr

Konrad Adenauer unterzeichnet das Grundgesetz am 23. Mai 1949 © dpa/picture-alliance

Die 40er-Jahre: Aus einem Land werden zwei Staaten

Der Zweite Weltkrieg in der ersten Hälfte der 40er-Jahre schreibt das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Im Nachkriegsdeutschland werden mit Bundesrepublik und DDR zwei Staaten gegründet. mehr