Knecht Ruprecht: Wer war das noch gleich?
Der Nikolaus füllt Stiefel mit Süßigkeiten und weiteren Gaben. Sein Begleiter aber, Knecht Ruprecht, ist der böse Gegenpart. Er droht Kindern, die unartig waren, mit der Rute. Zumindest ist das früher so gewesen.
Seit dem 17. Jahrhundert ist der Nikolaus als Gabenbringer bekannt. Seine Gestalt geht zurück auf zwei historische Persönlichkeiten: den Bischof von Nikolaus von Myra und den rund 200 Jahre später geborenen Abt Nikolaus vom Kloster Sion. Wer etwas in Vergessenheit geraten ist, ist der Begleiter des Nikolaus: Knecht Ruprecht. Der galt von jeher als Kinderschreck, denn er war der böse Gegenpart zum Nikolaus und drohte frechen Kindern mit der Rute.
Rute als Erziehungsinstrument der alten Schullehrer
Eine Bestrafung für renitente Kinder habe mit dem schulischen Alltag im 19. Jahrhundert zusammengehangen, erzählt Torkild Hinrichsen. Der ehemalige Chef des Altonaer Museums in Hamburg ist Experte für weihnachtliche Bräuche. Die Rute sei das Erziehungsinstrument der alten Schullehrer gewesen. Das wurde den Schülern schön eingebläut. Die Rute sei auch das Erkennungszeichen eines Lehrers gewesen und nicht etwa der Rohrstock, der die modernere Variante war.
Von Haus zu Haus gezogen - Sammlung für Bedürftige
Torkild Hinrichsen sagt auch: Ursprünglich gab der Nikolaus gar nichts, sondern zog mit seinem Knecht Ruprecht und weiteren Gestalten von Haus zu Haus und sammelte Gaben für Bedürftige ein. Das sei ein "Bettelgang" gewesen. "Genau wie die Heiligen Drei Könige so lange da herumquakten, bis sie was gekriegt haben, machte das die Nikolausgruppe auch so", erklärt der Experte.
Erst ab dem 17. Jahrhundert wurde der Nikolaus zum Gabenbringer. Allerdings hatte er immer seinen Knecht Ruprecht im Schlepptau: angsteinflößend und bedrohlich. "Das war also eine bärenhafte, bepelzte Gestalt, ein Rest aus heidnischer Zeit", so Hinrichsen.
Als so ein furchteinflößender Geselle treibt sich der Knecht Ruprecht heute noch in Süddeutschland und vor allem Österreich herum - unter dem Namen Krampus. Der tritt, tatsächlich in Fell gehüllt und mit gruseliger Maske mit Hörnern, dort auch gerne mal in Horden auf und macht mit Kettenrasseln und Glockengeläut am Kostüm ordentlich Wirbel.
Munteres Kavierstück von Schumann über Knecht Ruprecht
Prügel für Kinder, das ist natürlich längst nicht mehr angesagt und nicht nur aus pädagogischen Gründen nicht vertretbar. 1848 hat Robert Schumann in seinem "Album für die Jugend" Knecht Ruprecht ein recht munteres Klavierstück gewidmet. Zu dieser Zeit war der gefürchtete Begleiter des Nikolaus eben noch sehr präsent.
Gedicht von Theodor Sturm über Knecht Ruprecht
Auch wenn der Knecht inzwischen vor allem hierzulande etwas in Vergessenheit geraten ist: Das berühmte Gedicht "Knecht Ruprecht" von Theodor Storm aus dem Jahr 1862 können viele zitieren - zumindest die ersten Zeilen und als Weihnachtsgedicht: "Von drauß' vom Walde komm ich her. Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!" Oft endet die Textsicherheit bereits an dieser Stelle. Einigen fällt noch der direkte Fortgang ein: "Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen. Und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor."
Die vielsagenden Knecht-Ruprecht-Zeilen kommen aber erst später, als das Christkind fragt: "Hast' denn die Rute auch bei dir?" Und Knecht Ruprecht antwortet: "Die Rute, die ist hier. Doch für die Kinder nur, die schlechten, die trifft sie auf den Teil, den rechten." Dass das Christkind so gar nichts dagegen hatte, mag heutzutage schon ein wenig verwundern. Es spricht: "So ist es recht. So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Ende einer "Schwarzen Pädagogik"
Der Knecht ging dann auch - und kam immer seltener wieder zurück. Besonders die 68er-Generation konnte mit dieser prügelnden Gestalt nicht viel anfangen. Von "Schwarzer Pädagogik", auch Pädagogik der Gewalt, war die Rede. Die Zeiten werden nun als aufgeklärter, die Erziehungsmethoden als moderner betrachtet.