Alexander Behm. © dpa

Alexander Behm - Den Eisbergen auf der Spur

Stand: 18.10.2021 14:30 Uhr

Alexander Behm hat ein Gerät erfunden, das in jedem Schiff zu finden ist: das Echolot. Der Mecklenburger entwickelte es mit einer Kieler Firma. Den Anlass gab der Untergang der "Titanic".

von Cornelius Kob

Es ist der 14. April 1912, als das damals größte und schnellste Passagierschiff "Titanic" nach der Kollision mit einem Eisberg sinkt. Etwa 1.500 Menschen kommen ums Leben. Der Untergang bewegt die Welt. Auch der junge Ingenieur Alexander Behm ist von diesem Unglück erschüttert. Der Mecklenburger leitet damals eine physikalisch-technische Versuchsanstalt in Wien. Hier beschäftigt er sich mit der Ausbreitung von Schallwellen. Er hat die Idee zu einem Gerät, das mit Hilfe von Schallwellen Ortungen vornehmen kann und es so ermöglichen soll, Eisberge auch im Dunkeln oder bei Nebel rechtzeitig zu entdecken. Er sucht nach Unterstützung für sein Projekt und wird von der Münchener Universität an Hermann Anschütz-Kaempfe verwiesen. Der hatte 1905 in Kiel eine Firma zur Produktion von Kreiselkompassen gegründet. Diese funktionieren nach anfänglichen Schwierigkeiten einwandfrei und werden von der deutschen Marine eingesetzt.

22. Juli 1913: Ein Patent für das Echolot

Echolot behm © picture-alliance / dpa Foto: Wissen Media Verlag
Das Prinzip des Echolots: Schallwellen werden ins Wasser gesendet und ihre Reflektionen an Hindernissen aufgefangen.

Nachdem Alexander Behm seine Idee bei Anschütz-Kaempfe vorgestellt hat, kann er die technische Ausrüstung in dessen Firma nutzen und erhält auch finanzielle Unterstützung. Anfangs produziert er Knallgeräusche mit einem Gewehr, misst die Stärke des reflektierten Signals und errechnet daraus die Entfernungen. Auf die Dauer ist diese Messmethode aber nicht praktikabel. Er ändert das Verfahren. Nun will er aus der Zeit, die der Schall für den Hin- und Rückweg braucht, die Entfernung berechnen - daher der Name Echolot.

Er benötigt keine lauten Knallgeräusche mehr, sondern kommt mit einem leisen Piepsen aus. Das Verfahren erhält am 22. Juli 1913 ein Patent. Eingereicht und bezahlt hat es Hermann Anschütz-Kaempfe. Der schenkt es Behm mit der Auflage, eine Firma zu gründen und das Patent zu nutzen.

Serienproduktion startet 1920 in Kiel

Briefmarke mit dem Motiv "Alexander Behm, Erfinder des Echolots" © Nordbrief / Vertriebs-Gesellschaft-Universal
Vom Erfinder zum Briefmarken-Motiv: Die Nord Brief hatte Alexander Behm zum 100-jährigen Echolot-Jubiläum eine Marke gewidmet.

Behm hat allerdings erst 1920 die notwendigen Mittel und gründet die Behm-Echolot-Gesellschaft in Kiel, um das Gerät in Serie zu produzieren. Das Unternehmen existiert über den Tod Behms 1952 hinaus und schließt erst 1970.

Sehr bald entstehen konkurrierende Produkte, die sich in Details des Mess-Systems unterscheiden. Die kaiserliche Marine, der Hauptabnehmer für neue Entwicklungen in der Schifffahrt, testet die Geräte ausgiebig. Für den militärischen Einsatz ist entscheidend, dass die Wassertiefe sehr exakt festgestellt werden kann. So wird das Echolot bald zur Standard-Ausstattung auf allen größeren Schiffen.

Alexander Behm - Kurzbiografie

Weiterentwicklung zur U-Boot- und Fischortung

Eine Weiterentwicklung des Echolots, das Sonar, ermöglicht es, auch U-Boote unter Wasser zu orten. Eine Nutzung, an die Alexander Behm sicher nicht gedacht hatte, als er das Gerät erfand, um Schiffe vor Zusammenstößen mit Eisbergen zu schützen. Im Zweiten Weltkrieg erhält das Sonar große Bedeutung. Bei U-Boot Besatzungen ist das Piepsen des feindlichen Sonars gefürchtet, mit dem sie in vielen Fällen geortet werden konnten. Im Unterschied zum Echolot sendet das Sonar seine Schallwellen in horizontaler Richtung aus und kann so auch Gegenstände orten, die sich im weiteren Umfeld des Senders befinden.

Eine rein zivil genutzte Weiterentwicklung des Echolots ist der sogenannte Fischfinder. Mit dieser Apparatur können Fischer die Größe und Art von Fischschwärmen unterhalb des Schiffes feststellen, um ihre Fangergebnisse zu optimieren.

Bei der Eisberg-Suche hilft das Radar

Ein Behmolot - das ältestes Echolot für die Anwendung in der Luftfahrt, erfolgreich getestet bei mehreren Zeppelin-Versuchsfahrten, unter anderem mit der ZR 3), patentiert 1921. Foto um 1920. © picture alliance / akg-images Foto: akg-images
Mit dem Behmolot, patentiert 1921, lässt sich das Prinzip des Echolots auch in der Luftfahrt anweden.

Nur ausgerechnet zum Orten von Eisbergen - der eigentlichen Idee von Behm - taugt das Gerät nicht. Dafür eignet sich eine andere Erfindung, die mit Hilfe der Reflektion elektromagnetischer statt akustischer Wellen entfernte Gegenstände anzeigen kann. 1904 schon hatte der Niedersachse Christian Hülsmeyer sein "Telemobiloskop" vorgestellt. Es wird später unter dem Namen "Radar" bekannt.

Erfinder Behm meldet 110 Patente an

Das Echolot bleibt nicht die einzige Erfindung Behms. Der Tüftler meldet insgesamt 110 Patente an, darunter die "unhörbare" Hundepfeife. Als leidenschaftlicher Angler entwickelt er auch auf diesem Gebiet zahlreiche neue Geräte. Immer wieder ersinnt er verbesserte Köder, Ruten und Rollen. Als bekannteste Erfindung gilt der Behm-Blinker, ein künstlicher Köder in Form eines Schiffsrumpfs mit stabilisierendem Ruder.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 22.07.2013 | 15:00 Uhr

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