Theo Waigel: Einheit war finanzieller Kraftakt
Der Fall der Mauer im Herbst 1989 kam für Theo Waigel genauso überraschend wie für die übrigen Mitglieder der Bundesregierung. Die Nachrichten aus Ost-Berlin erreichten den CSU-Politiker am 9. November daheim in seinem Wahlkreis. So schnell wie möglich reiste Theo Waigel nach Berlin, wo die westdeutschen Politiker bei einer Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus teilnahmen. "Es war eine ungeheure Freude", erinnert sich der 80-Jährige.
Einheit war finanzielle Herausforderung
In den folgenden Monaten führte der Bundesfinanzminister die Verhandlungen über die Wirtschafts-, Sozial- und Währungsunion der beiden deutschen Staaten. Schon früh stand laut Waigel fest, dass die soziale Marktwirtschaft nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im ganzen Land gelten sollte. Aber: Die Wiedervereinigung war auch ein finanzieller Kraftakt: "Wir mussten insgesamt Einsparungen im Bundeshaushalt von über 100 Milliarden DM durchführen - aber das hat immer noch nicht ausgereicht", erklärt Theo Waigel im NDR Info Interview. Weit mehr als die Hälfte der Summe sei für soziale Ausgaben verwendet worden, wie etwa für die Rentenversicherung.
Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall ist sich Theo Waigel sicher, dass die Grundsatzentscheidungen bei der Wiedervereinigung richtig waren. Allerdings räumt der CSU-Politiker heute ein, dass man die Menschen in der DDR früher über den wahren Zustand der ostdeutschen Wirtschaft hätte informieren müssen.