Bauern und große Teile der Bevoelkerung im Wendland demonstrieren am 25.03.1979 gegen Kernkraft und das Vorhaben, in Gorleben ein atomares Endlager zu errichten. © picture alliance / Klaus Rose Foto: Klaus Rose
Bauern und große Teile der Bevoelkerung im Wendland demonstrieren am 25.03.1979 gegen Kernkraft und das Vorhaben, in Gorleben ein atomares Endlager zu errichten. © picture alliance / Klaus Rose Foto: Klaus Rose
Bauern und große Teile der Bevoelkerung im Wendland demonstrieren am 25.03.1979 gegen Kernkraft und das Vorhaben, in Gorleben ein atomares Endlager zu errichten. © picture alliance / Klaus Rose Foto: Klaus Rose
AUDIO: März 1979: Gorleben-Treck nach Hannover (31.03.2004) (3 Min)

1979: Protest mit dem Gorleben-Treck nach Hannover

Stand: 02.04.2024 12:30 Uhr

350 Landwirte machen sich 1979 mit Traktoren auf vom Wendland nach Hannover. Am 31. März sind es 100.000 Menschen, die dort gegen Atomkraft demonstrieren. Sie sind aus dem ganzen Bundesgebiet angereist.

von Gisela Jaschik

Als es am 28. März 1979 zu einem Reaktorunfall im US-Atomkraftwerk Harrisburg kommt, sind zwischen dem Wendland und Hannover bereits Hunderte Landwirte auf ihren Traktoren auf den Straßen. Es bedarf gar nicht des Unfalls in den fernen USA - denn hier in Niedersachsen, im beschaulichen Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg, sollen ein Atommüll-Endlager und eine Wiederaufbereitungsanlage entstehen. Das hatte die Landesregierung zwei Jahre zuvor beschlossen.

Erst 350 Traktoren, dann 100.000 Menschen

Bauernprotest gegen geplantes Atommüll-Lager in Gorleben 1979 © dpa
Viele Landwirte fahren mit ihren Traktoren von Gorleben nach Hannover.

Die Angst ist groß im Wendland. Groß ist auch der Wille, gegen die Pläne zu kämpfen - unter anderem bei Heinrich Pothmer. Am 25. März macht sich der damals 25 Jahre alte Landwirt mit vielen anderen auf den Weg nach Hannover. Aufgerufen hat die "Bäuerliche Notgemeinschaft". Start ist in Gedelitz bei Gorleben, rund 350 Traktoren sind dabei. In Hannover wird sich Pothmer dann vor 100.000 Menschen an Ministerpräsident Ernst Albrecht von der CDU wenden: "Mein lieber Herr Albrecht, wir wollen deinen Schiet nicht haben", brüllt er den Teilnehmern zu, die aus dem gesamten Bundesgebiet zur bis dato größten Demonstration in der niedersächsischen Geschichte gekommen sind.

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Acht Tage zu Fuß von Gorleben nach Hannover

An die besondere Atmosphäre erinnert sich 25 Jahre später Susanne Kamin: "Uns war damals schon klar: Das ist legendär, was wir hier machen", so die spätere Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg. Auch die im Jahr 2017 verstorbene Marianne Fritzen ist damals im März 1979 dabei, um gegen die Pläne der Albrecht-Landesregierung zu demonstrieren. Acht Tage ist sie bei norddeutschem Schietwetter zu Fuß unterwegs, ehe sie in Hannover ist. Was sie auf dem Weg sieht, beeindruckt sie. "Was mir imponiert hat, war, dass an den Hausfassaden Transparente hingen und die Leute auf den Balkonen und an den Fenstern standen und geklatscht haben", so die Gründerin der BI anlässlich des 25. Jahrestags des Trecks nach Hannover. "Das war schon überwältigend."

Pläne für Wiederaufarbeitungsanlage werden ad acta gelegt

Überwältigend war auch die Zahl der Demonstranten in Hannover. Unter dem Eindruck des Reaktor-Unfalls in den USA reisten Atomkraft-Gegner und -kritiker aus dem ganzen Bundesgebiet an. 100.000 waren es schließlich. Beeindruckt war offenbar auch Landes-Chef Albrecht. Eine Woche später erklärte er, eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage sei im Wendland politisch nicht durchzusetzen. Gorleben wurde dann aber Standort für zwei nukleare Zwischenlager und die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage. Der unterirdische Gorlebener Salzstock wurde jahrzehntelang auf seine Eignung für ein Endlager geprüft. Und das Wendland erlebte immer wieder Zusammenstöße zwischen Atomkraftgegnern und der Staatsmacht, wenn wieder einmal Castortransporte Richtung Gorleben rollten.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 31.03.2019 | 19:30 Uhr

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