Zeitreise: Hitlers Yacht, das Staatsschiff der Nazis
Während der NS-Zeit hatte Adolf Hitler seine eigene Yacht: die "Grille". Eine Uhr erinnert noch heute daran.
Die "Grille" war ein Geschenk: Ursprünglich hatte die Deutsche Marine sie als leicht bewaffnetes Schiff geordert. Doch dann bekam Adolf Hitler sie von der Deutschen Industrie 1935 als "Führers Yacht" überreicht. Die 135 Meter lange "Grille" galt als Staatsschiff des Deutschen Reiches und wurde der Nazi-Führung für propagandistische und repräsentative Zwecke zur Verfügung gestellt. Viele Räume waren extra für Hitler gestaltet worden. Gleichzeitig war es ein Kriegsschiff, mit Flakartillerie und Geschützen.
Der seekranke Diktator
Adolf Hitler hatte eine eigene Kabine an Bord. Aber er wurde seekrank und mochte nicht gern auf dem Schiff sein, wenn nicht gerade spiegelglatte See war. Dennoch wurde die "Grille" häufig genutzt, zum Beispiel vom zweiten Mann im Staat, Hermann Göring, den man in der Marine - wegen seines häufigen Gangs zur Reling bei schwerem Wetter - auch "Reichsfischfuttermeister" nannte und auch an Bord eine eigene Kabine hatte. Bei Staatsbesuchen galt sie als Repräsentationsschiff des Deutschen Reiches, wurde eingesetzt beispielsweise beim Besuch des italienischen Königs Victor Emanuel III. oder den Olympischen Spielen 1936.
1945 wurde sie in Norwegen von den Briten als "Kriegsbeute" gesichert und ein Jahr später an einen Geschäftsmann verkauft. Schließlich brachte man das Schiff nach New York, wo Touristen sie gegen Eintrittsgeld besichtigen konnten. 1951 wurde die "Grille" schließlich abgewrackt. Lange wurde erzählt, dass von dem Schiff lediglich die Toilette übrig geblieben sei.
Der Großvater als Kommandant der "Grille"
Der Kieler Klaus Härtel ist der Enkel von Hermann Just, der von 1942 bis 1944 Kommandant der "Grille" war. In seinem Wohnzimmer hängt die Uhr aus der Offiziersmesse der "Führeryacht". Zudem hat er noch andere Dinge von dem Schiff aufgewahrt. Am Wichtigsten aber sind für Härtel die Lebenserinnerungen seines Großvaters: So waren die Zimmer von Adolf Hitler recht spartanisch eingerichtet. Arbeits-, Schlaf- und Badezimmer waren zusammen lediglich 18 qm groß. Schreibtisch und Bücherschrank waren aus Blech, aus dem selben Material, aus dem auch das Bett im Schlafzimmer war. Korvettenkapitän Hermann Just erzählt in seinen Erinnerungen weiter, dass seine eigenen Kommandantenräume viel größer und besser eingerichtet waren.
Die Uhr der Offiziersmesse
Klaus Härtel pflegt die Uhr aus der Offiziersmesse der "Grille" noch heute. Als Korvettenkapitän Just 1944 wegen gesundheitlicher Probleme das Kommando abgab, hat er die Uhr einfach mitgenommen. Es war Krieg und Dienstwege wurden nicht immer eingehalten. Härtel sagt, die Uhr sei sehr zuverlässig. Man müsse sie zwar jeden Tag aufziehen, aber sie zeige weiterhin beständig die richtige Uhrzeit an. Für ihn ist die "Grille" auch nicht "Hitlers Yacht", wie sie viele heute nennen, sondern einfach das Schiff seines Großvaters, von dem dieser stets mit Begeisterung sprach.