Kampf gegen dänische Vorherrschaft: Schleswig-Holstein erhebt sich
Bei Flensburg beginnt am 9. April 1848 der erste militärische deutsch-dänische Konflikt der Neuzeit, genannt auch Schleswigscher Krieg oder Schleswig-Holsteinische Erhebung. Demokratische wie nationalstaatliche Bestrebungen befördern den Kampf um die dortige Vorherrschaft.
Im Morgengrauen des 9. April 1848 erwarten die Schleswig-Holsteinischen Truppen bei Flensburg den Angriff der dänischen Armee. Rund 5.000 schlecht ausgerüstete Soldaten und freiwillige Kämpfer, darunter auch Studenten und Turner aus Kiel, sind aufmarschiert. Ihnen gegenüber stehen 11.000 Dänen - Gardehusaren, Dragoner, Jägerkorps und Infanterie. Im Gegensatz zu den Deutschen verfügen sie über Dutzende Kanonen. Außerdem ankern in der Förde fünf dänische Kriegsschiffe und mehrere Kanonenboote.
Schleswig-Holsteiner erheben sich gegen dänische Herrschaft
Seit gut zwei Wochen befinden sich die Schleswig-Holsteiner im Aufstand gegen die Zentralregierung in Kopenhagen. Der dänische König ist in Personalunion Herzog und damit Landesherr von Schleswig und Holstein. Die Herzogtümer sind dadurch Teil des dänischen Gesamtstaats, zu dem etwa auch Island, Grönland und Kolonien in Übersee gehören. Die Herzogtümer gelten seit dem Vertrag von Ripen aus dem Jahr 1460 als "ewich tosamende ungedelt".
Die Eiderdänen beanspruchen Schleswig
Doch im Frühjahr 1848 brechen überall in Europa Revolutionen aus, in denen die Bürger für demokratische Reformen und nationale Einigung kämpfen. In Kopenhagen kommen Politiker an die Macht, deren Ziel ein dänischer Nationalstaat ist, zu dem auch das Herzogtum Schleswig gehören soll. Denn dort gibt es einen großen Anteil dänischer Bevölkerung. Auf Holstein hingegen wollen die sogenannten Eiderdänen, die die dänische Südgrenze an die Eider verschieben wollen, verzichten. Deutsch gesinnte Schleswig-Holsteiner protestieren gegen die drohende Teilung, manche fordern nun ihrerseits den Anschluss Schleswigs an den Deutschen Bund, zu dem Holstein schon lange gehört. Die sogenannte Schleswig-Holstein-Frage droht das Land zu zerreißen.
In Kiel protestiert die Bevölkerung
Als der König das Regierungsprogramm der Eiderdänen billigt, kommt es am 24. März 1848 in Kiel zu Unruhen. Eine Bürgergarde entmachtet den dänischen Stadtkommandanten, radikale Demokraten besetzen am Abend das Rathaus. Nach langen Debatten wird noch in derselben Nacht eine provisorische Regierung aus Bürgern und Adeligen proklamiert.
Die Festung Rendsburg wird besetzt
Einen Tag später besetzt er neue Kriegsminister Prinz Friedrich von Noer mit einer Truppe Freiwilliger die Festung Rendsburg in einem Handstreich und vertreibt die dänische Besatzung. Sie erbeuten zahlreiche Waffen und Geschütze, außerdem die gefüllte Kriegskasse. Im ganzen Land schließen sich jetzt Soldaten, die unter dänischem Kommando standen, den Aufständischen an. Dazu kommen rund 200 bewaffnete Studenten und Turner aus Kiel. Gemeinsam marschieren sie Ende März nach Norden, den Dänen entgegen. Ein Krieg scheint unvermeidlich.
Die Schlacht von Bau geht verloren
Um kurz nach 6 Uhr eröffnen die dänischen Soldaten an diesem 9. April in der Nähe des Dorfes Bau das Feuer. Ihre Kriegsschiffe sind inzwischen in den Flensburger Hafen eingedrungen und beschießen die Schleswig-Holsteinischen Truppen. Stundenlang dauern die Gefechte. Doch die Armee der Aufständischen und Freiwilligen ist den gut gerüsteten dänischen Einheiten nicht gewachsen.
Als Friedrich von Noer, den Regierungsgeschäfte aufgehalten hatten, gegen halb zehn endlich auf dem Schlachtfeld erscheint, ist der Kampf schon verloren. Während sich der Großteil der Armee nach Rendsburg zurückziehen kann, werden die Studenten und Turner aufgerieben und monatelang in Kopenhagen gefangen gehalten. Die Dänen besetzen das Herzogtum Schleswig bis zur Eider.
Die Aufständischen bekommen Unterstützung
Doch in Deutschland kommt es an vielen Orten zu Solidaritätsbekundungen. Zahlreiche Freiwillige strömen nach Norden, um mit den Schleswig-Holsteinischen Einheiten zu kämpfen. Der Bundestag in Frankfurt, die Versammlung der Gesandten deutscher Fürsten, beschließt, die Rechte Holsteins auf die Einheit mit Schleswig zu verteidigen und setzt die Bundesarmee in Marsch. Preußen als stärkste deutsche Macht übernimmt die Führung. Die Erhebung ist zum deutsch-dänischen Krieg geworden.
Der Krieg bedroht das Gleichgewicht in Europa
In den folgenden Wochen treffen die gegnerischen Heere immer wieder aufeinander. Am 23. April gehen die preußischen Truppen bei Schleswig gegen die Dänen vor. Diese rechnen am Ostersonntag nicht mit einem Angriff und sind völlig überrumpelt. 250 Soldaten geraten in Gefangenschaft, 433 werden verwundet, 170 sterben, darunter besonders viele Offiziere. Wegen ihrer neuen auffällig blauen Uniform sind sie für die preußischen Scharfschützen leicht zu erkennen gewesen.
Als die Bundesarmee unter preußischer Führung die Grenze zum Königreich Dänemark überschreitet und in Jütland einmarschiert, sehen die Großmächte Frankreich, Großbritannien, Schweden und Russland allerdings das europäische Gleichgewicht bedroht. Sie fürchten eine deutsche Ausdehnung bis an den Öresund und zwingen die Bundestruppen zum Rückzug. Nach einigen Gefechten kommt der Krieg im Juni bei den Düppeler Schanzen weitgehend zum Erliegen.
Ein Waffenstillstand beendet vorerst die Kämpfe
Die Großmächte drängen jetzt auf einen Waffenstillstand, der am 26. August in Malmö geschlossen wird - allerdings nur zwischen Dänemark und Preußen. Die Schleswig-Holsteiner sind nicht beteiligt. Ihre Provisorische Regierung wird abgesetzt, der Zustand vor der Erhebung wieder hergestellt. Die Schleswig-Holstein-Frage aber bleibt ungelöst.