"Quax, der Bruchpilot": Fragwürdiger Kassenerfolg mit Doppeldecker
Vor 80 Jahren feierte der Film "Quax, der Bruchpilot" Premiere in Hamburg. In der Hauptrolle: Heinz Rühmann, selbst ein begeisterter Flieger. Der Gute-Laune-Streifen wurde ein Erfolg - und spielte auch der NS-Propaganda in die Karten.
Der Büroangestellte Otto Groschenbügel gewinnt eine Ausbildung zum Sportflieger. Zunächst hat er kein Interesse daran, qualifiziert sich dann aber bis zum Fluglehrer und erobert fliegend und ganz nebenbei das Herz seiner Angebeteten. In der Komödie aus der Kriegszeit spielt der damalige UFA-Star Heinz Rühmann eine seiner populärsten Rollen. Dass Szenen des Films in Rechlin in Mecklenburg gedreht worden sein sollen, ist allerdings wohl nur ein Gerücht. Der Schauspieler aber hat im Frühjahr 1941 auf dem Flugplatz in Müritz-Nähe seine vierwöchige militärische Grundausbildung erhalten.
Hobby-Pilot Heinz Rühmann fliegt die Szenen selbst
Dass der Schauspieler begeisterter Hobby-Pilot ist, verhilft dem Film zu zusätzlichem Erfolg. Denn als sein Double ausfällt, fliegt Rühmann die Szenen selbst. In einer Szene muss er die Hände vor sein Gesicht nehmen - und freihändig fliegen.
Der Film spielt fünf Millionen Reichsmark ein und erhält von der Filmprüfstelle des "Dritten Reichs" seinerzeit das Prädikat "künstlerisch wertvoll".
Film dient Durchhalte-Strategie der Nationalsozialisten
"Quax, der Bruchpilot", der in der NS-Zeit entstand, vermeidet zwar konkrete Bezüge zur Realität, stellt jedoch Werte wie Disziplin und Kameradschaft heraus. Etwa, wenn Quax - zu Beginn noch undiszipliniert und feige - am Ende selbst die "fliegerische Zucht und Ordnung" rühmt. Der Film habe der Durchhalte-Strategie der Nationalsozialisten allzu willig gedient, wird den Machern später vorgehalten. Machte doch auch Propagandaminister Joseph Goebbels keinen Hehl daraus, dass das NS-System Ablenkung vom Alltag etwa durch leichte Filme und gute Laune damals als "Kriegsartikel" betrachtet, der durchaus "kriegsentscheidend" sei.
Rühmann selbst gibt sich damals vor allem vom Fliegen begeistert:
"Das Fliegen! - Ich habe ein glückliches Gefühl gehabt, wenn die Räder sich vom Boden lösten und die Maschine in die Luft ging, wo sie ja auch hingehörte ... Für mich war es einfach Erfüllung. Ich war glücklich, wenn ich fort war, wenn ich weg war vom Boden." Zitat aus G.Ball/Eberhard Spiess: "Heinz Rühmann und seine Filme" (Goldmann Verlag Münschen 1982)
Dass er den Nationalsozialisten und ihrer "Wehrertüchtigungspropaganda" mit dem Film in die Hände gespielt habe, sei ihm nicht bewusst gewesen, sagt Rühmann später. Damals ist er zwar kein NSDAP-Mitglied, aber gut mit zum Beispiel Goebbels bekannt. Er fügt sich dem Regime etwa, in dem er sich von seiner Ehefrau Maria Bernheim trennt - und darf im Gegenzug weiter als Schauspieler arbeiten und bekommt sogar eine eigene Herstellungsgruppe zur Verfügung gestellt und andere Privilegien.
Alliierte verbieten "Quax" 1945
Trotz des Krieges darf Rühmann etwa seine private Fliegerlizenz behalten. Er lässt sich als Kurierflieger eintragen und wird in der damaligen "Deutschen Wochenschau" "im Einsatz" gezeigt. Dem Fliegen bleibt Rühmann fast sein ganzes Leben lang treu. Erst mit 82 - zehn Jahre vor seinem Tod - lässt er von dem Hobby.
Nach dem Kriegsende 1945 wird die Aufführung des Films vom Oberkommando der alliierten Besatzungsmächte verboten und erst nach Gründung der Bundesrepublik wieder freigegeben.
Hinweis der Redaktion: In der vorigen Version dieses Artikels waren die Bezüge zum NS-Regime und der damaligen Propaganda zwar erwähnt, aber nicht deutlich genug herausgestellt worden. Wir haben diesem Aspekt daher nun mehr Raum gegeben.