Die Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen
In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden auch in Niedersachsen Juden ermordet oder verschleppt. Synagogen und Geschäfte jüdischer Bürger wurden zerstört.
Nachdem die Nationalsozialisten am 9. November 1938 befohlen hatten, jüdische Geschäfte und Synagogen zu zerstören, eskalierte auch in Niedersachsen die Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung. In der Reichspogromnacht zum 10. November 1938 wurden jüdische Läden und Synagogen ausgeraubt, demoliert und angezündet. Juden wurden ermordet oder verschleppt. Viele wurden in Konzentrationslager gebracht, wo sie später starben.
Die Pogromnacht in Hannover
In der Nacht zum 10. November 1938 wurden in Hannover mehrere Hundert Menschen verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. SS-Obergruppenführer Friedrich Jeckeln nahm die Befehle aus München und Berlin entgegen und schickte rund 500 SS-Männer zu jüdischen Geschäften und Wohnungen, die auf einer vorbereiteten Adressenliste standen. Insgesamt wurden 94 jüdische Geschäfte und 27 Häuser und Wohnungen demoliert und verwüstet. Zerstört wurde auch die Synagoge in der Bergstraße, die als "Perle Hannoverscher Architektur" bekannt war. Sie stand stundenlang in Flammen, bevor die Feuerwehr mit den Löscharbeiten begann. Die Einsatzkräfte mussten so lange warten, bis ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Wohnhäuser drohte.
Zeitzeugin erinnert sich an Novemberpogrom
Zum 40. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnerte sich eine Zeitzeugin im Gespräch mit dem NDR Hörfunk an diese Nacht in Hannover: "Wir hörten in unserer Wohnung draußen einen Tumult und ahnten nicht, was da war. Mein Junge lief natürlich gleich runter, um zu sehen, was da los war. Er kam zurück und sagte: 'Die schlagen da unten die Wohnung kaputt, die SA.' Wir guckten aus dem Fenster und sahen, dass sie mit schweren Gegenständen tatsächlich die Parterrewohnung verwüsteten, Fenster einschlugen. Wir sahen, wie sie auch den Küchenschrank zerschlugen. Wir wussten nicht, dass da eine jüdische Familie wohnte, aber das erfuhren wir dann."
Website dokumentiert Pogrome in Niedersachsen 1938
Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten hat in Zusammenarbeit mit Geschichtsstudenten der Leibniz Universität Hannover eine Website erarbeitet, die an die Reichspogromnacht in Niedersachsen erinnern soll. Sie gibt Informationen zu den Geschehnissen in mehr als 50 Orten und dokumentiert sie anhand von Fotos und Schriftstücken. "Zwar wurden die Pogrome reichsweit zentral gesteuert", so der Geschäftsführer der Stiftung, Jens-Christian Wagner. "Doch das Ausmaß der Brutalität vor Ort war das Ergebnis des Handelns und Entscheidens lokaler Akteure." Mit der Website sollen auch Jugendliche dazu gebracht werden, sich mit der Geschichte der Pogromnacht zu beschäftigen.