Stand: 27.05.2012 16:14 Uhr

Der Fall Mathias Rust - Eine Chronologie

Mathias Rust fliegt mit seiner Cessna über den Roten Platz in Moskau, Mai 1987 © dpa Foto: Lehtikuva Oy
Hobbyflieger Mathias Rust aus Wedel bei Hamburg verblüfft 1987 die Weltöffentlichkeit mit seinem Flug.

Ein junger Deutscher aus Wedel bei Hamburg sorgt 1987 weltweit für Schlagzeilen. Von der Luftabwehr vollkommen unbehelligt landet Mathias Rust mit einer "Cessna 172" in Moskau in der Nähe des Roten Platzes. Mit dem Flug möchte er nach eigenen Worten für "Frieden und Verständigung" werben. Die spektakuläre Reise bleibt für den Norddeutschen nicht ohne juristisches Nachspiel. Erst nach 14 Monaten Gefängnis kehrt er aus Moskau nach Deutschland zurück. Eine Chronologie der Ereignisse mit begleitenden Videos.

28. Mai 1987: Mathias Rust fliegt mit einer "Cessna 172" von Helsinki nach Moskau. Um 18.43 Uhr landet er in der Nähe des Roten Platzes auf einer mehrspurigen Brücke. Passanten umringen ihn, ein russischer Schüler dolmetscht, Rust gibt Autogramme. Erst nach etwa zwei Stunden kommen Mitarbeiter der Staatssicherheit und bringen Rust ins Polizeipräsidium, später kommt er ins Gefängnis.

29. Mai 1987: Die Weltöffentlichkeit erfährt erstmals von dem Kreml-Flug, die Hintergründe sind noch unklar. [Erster Bericht der Tagesschau über die Landung von Mathias Rust in Moskau]

16. Juni 1987: Die Eltern von Mathias Rust dürfen ihren Sohn zum ersten Mal im Moskauer Lefortowo-Gefängnis besuchen. Nach gut einer Stunde verlassen sie das Gefängnis ohne Kommentar.

6.-11. Juli 1987: Bundespräsident Richard von Weizsäcker setzt sich bei einem Besuch in Moskau vergeblich für die Freilassung Rusts ein.

Mathias Rust bei der Gerichtsverhandlung in Moskau © NDR
Wegen seines Fluges muss sich Rust vor Gericht verantworten.

2. September 1987: In Moskau beginnt vor dem Obersten Gerichtshof der Prozess gegen Mathias Rust. Die Anklagepunkte lauten: illegaler Grenzübertritt, Verletzung internationaler Flugvorschriften und Rowdytum. Rust bekennt sich in den ersten beiden Punkten schuldig. Den Vorwurf des Rowdytums weist er zurück.

3. September 1987: Der Staatsanwalt fordert für den Angeklagten acht Jahre Arbeitslager unter verschärften Bedingungen.

4. September 1987: Urteilsverkündung in Moskau: Rust erhält vier Jahre Arbeitslager, kommt aber nicht ins Arbeitslager, sondern sitzt weiterhin im Moskauer Gefängnis ein.

19. Oktober 1987: Das Flugzeug, mit dem Mathias Rust in Moskau gelandet war, wird nach Hamburg zurückgeflogen. Der Aeroclub Hamburg, in dem Rust Mitglied ist, hat die Maschine für 160.000 Mark an eine Marketing-Firma verkauft. Im NDR Fernsehen kündigt er an, Friedensflüge durch deutsche Städte zu organisieren zu wollen. [Bericht des Hamburg Jourmals vom 19. Oktober 1987]

8. Dezember 1987: Das Oberste Gericht lehnt Rusts Gnadengesuch mangels "außergewöhnlicher Umstände" ab. Rust muss im Gefängnis bleiben. Die Zeit dort vertreibt er sich mit Lesen und Sprachstudium.

11. Januar 1988: Rust wird 20 Jahre alt. Seine Eltern und sein Bruder Ingo dürfen in an diesem Tag im Gefängnis in Moskau besuchen.

3 . August 1988: Der Oberste Sowjet begnadigt Rust und weist ihn sofort aus der Sowjetunion aus. Noch am selben Abend betritt er auf dem Frankfurter Flughafen wieder deutschen Boden. [Bericht der Tagesthemen vom 3. August 1988]

 

Mehr zum Thema
Bild vom Flug von Mathias Rust über den Roten Platz in Moskau. © dpa Foto: Lehtikuva Oy

Mai 1987: Wie einer über den Kreml flog

Es war eine waghalsige Aktion, die Mathias Rust am 28. Mai 1987 weltberühmt machte: Mit einem Sportflugzeug landete der damals 18-Jährige aus Wedel am Roten Platz in Moskau. mehr

Mathias Rust © dpa Foto: Erwin Elsner

1988: Kremlflieger Mathias Rust kehrt zurück

Im August 1988 begnadigt der Oberste Sowjet den Kreml-Flieger Mathias Rust - 14 Monate nach seiner weltberühmten Landung auf dem Roten Platz in Moskau. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR//Aktuell | 21.05.2012 | 21:45 Uhr

Mehr Geschichte

Ein Hubschrauber der Polizei kreist über Polizeifahrzeugen und einem Rettungswagen in der Luft. © picture alliance / Frank Kleefeldt Foto: Frank Kleefeldt

Vor 30 Jahren: "Santa-Fu"-Ausbrecher werden gefasst

Am 2. November 1994 werden zwei geflohene Insassen der JVA Fuhlsbüttel in Hamburg gefasst. Sie waren am 10. Oktober ausgebrochen. mehr

Norddeutsche Geschichte