Erster Weltkrieg: Mit neuen Waffen zum Sieg?
Für Deutschland war der Erste Weltkrieg militärisch bereits nach wenigen Monaten in eine Sackgasse geraten. Frankreich konnte nicht wie geplant in wenigen Wochen bezwungen werden. Der Bewegungskrieg kam nach der Schlacht an der Marne zum Erliegen. Im Westen folgte ein jahrelanger Stellungskrieg. Neue Militärtechnologien sollten eine Entscheidung erzwingen.
Von Andreas Flocken, NDR Info
An der Westfront dominierte die Defensive. Angriffsoperationen hatten nur geringe Erfolgsaussichten. Das lag vor allem an einer Waffe: dem Maschinengewehr. Es erwies sich im Stellungskrieg als die wirksamste Infanteriewaffe. Der Historiker Bernd Wegner von der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr erklärt: "Es ist eine Revolutionierung der Kriegsführung gewesen. Der Übergang vom Gebrauch eines Karabiners hin zu einem Maschinengewehr, das 400 Schuss in der Minute abfeuerte, das bedeutete - und man muss es so nennen - eine Industrialisierung der Tötungsvorgänge."
Artillerie und Panzer gegen erstarrte Fronten
Die Militärs auf beiden Seiten versuchten den Krieg wieder beweglich zu machen, die erstarrten Fronten zu durchbrechen. Der Durchbruch sollte unter anderem durch ein massives Feuer der Artillerie erzwungen werden, wie bei der Schlacht um Verdun. Ein französischer Kriegsteilnehmer, der damals das Trommelfeuer der Artillerie überlebte, erinnert sich: "In jeder Sekunde starben Menschen. Unsere Verteidigung wurde völlig zerstört. Granate auf Granate ging nieder. Tausende Granaten auf dem ganzen Schlachtfeld."
Beim Versuch, den Stellungskrieg zu überwinden, setzten als erstes die Briten auf kriechende, tonnenschwere Stahlkolosse - an der Westfront tauchten Panzer auf: "Worum es ging, um einen Durchbruch zu erreichen, war die Verknüpfung von Feuerkraft und Bewegung. Der Panzer brachte Bewegung in den Angriff und war darum so unverzichtbar", so Wegner. Der Panzer konnte mit seinem Kettenantrieb den Drahtverhau überwinden und trotzte gleichzeitig dem Dauerfeuer der Maschinengewehre.
Von der Luftaufklärung zum strategischen Luftkrieg
In Deutschland sah die Oberste Heeresleitung den Einsatz von Panzern zunächst skeptisch. Man setzte vielmehr auf ein anderes Gerät: das Flugzeug. Dieses wurde im Verlauf des Kriegs immer wichtiger für Militäroperationen: "Dessen Aufgabe war zunächst einmal die Aufklärung. Man konnte aus der Luft viel sehen. Sehr früh entwickelte sich dann das Flugzeug auch zu einer Unterstützungswaffe für die Infanterie. Da kam es dann auch schon zu Luftkämpfen, wo man versuchte mit Jagd-Einsitzern Flugzeuge abzuschießen, bevor die ihre Wirkung auf dem Boden entfalten konnten. Die bedeutendste Wirkung waren die Anfänge des strategischen Luftkrieges, das heißt: Flugzeuge stießen in das feindliche Hinterland vor, um dort Bomben abzuladen", erklärt Wegner.
Giftgas tötet auch eigene Soldaten
Um eine Entscheidung zu erzwingen, setzten die Militärführungen beider Seiten auch Giftgas ein. Zuerst allerdings die Deutschen. Dadurch sollten Durchbruch-Operationen unterstützt werden. Der Einsatz war jedoch riskant, so Militärhistoriker Wegner: "Der Einsatz dieses Giftgases brachte die Gefahr mit sich, dass die eigenen angreifenden Truppen mit unter dem Gas leiden würden. Das war schwer kalkulierbar und war sicherlich einer der großen Nachteile des Giftgas-Einsatzes. Man ging darum dazu über, Giftgas auch als Artillerie zu verschießen. Gegen Ende des Krieges 1917/18 waren etwa 30 Prozent aller Munition Giftgas-Munition."
Letztlich brachte keine der neuen Waffen eine Entscheidung. Die fiel erst nach jahrelangem Stellungskrieg und dem zusätzlichen Kriegseintritt der USA durch die schlichte Erschöpfung der deutschen Seite.