Hiroshima, 6. August 1945: Um 8.13 Uhr taucht der amerikanische "B-29"-Bomber "Enola Gay" am Horizont auf. An Bord ein einziger Sprengkörper: "Little Boy". Zwei Minuten später öffnet sich in knapp 9.500 Meter Höhe der Schacht über dem Zielpunkt, eine der zahlreichen Brücken der japanischen Stadt. 43 Sekunden später detoniert die erste Atombombe über bewohntem Gebiet. Über 80.000 Menschen werden sofort getötet, Tausende sterben in den kommenden Jahrzehnten an Leukämie und anderen Krebsarten.
Erst einige Wochen später wird bekannt, wer den Bomber kommandiert und gesteuert hat. Er ist der 30 Jahre alte Oberst Paul Warfield Tibbets junior, der am 23. Februar 1915 in Quincy im US-Bundesstaat Illinois geboren wurde. "Ich hatte nie eine schlaflose Nacht", wiederholt er sein Leben lang auf die Frage, ob er sich nichts vorzuwerfen habe. "Ich hatte nie Zweifel, dass die Sache gerechtfertigt war." Sein Job sei es gewesen, "Atomkrieg zu führen". Dabei beruft sich Tibbets auf ein Gespräch mit US-Präsident Harry S. Truman: "Er sagte: 'Dass Sie diesen Auftrag geplant und durchgeführt haben, sollte Ihnen keine einzige schlaflose Nacht bereiten. Ich habe das entschieden - Sie hatten keine Wahl.'"