Stand: 03.05.2019 15:55 Uhr

Elbe-Seitenkanal: Heide-Highway für Lastkähne

Es beginnt dramatisch: Am 18. Juli 1976, nur gut einen Monat nach Eröffnung des Elbe-Seitenkanals am 15. Juni, bricht ein Damm. An einer Straßenunterführung in der Gemeinde Adendorf bei Lüneburg strömen Millionen Kubikmeter Wasser in das Umland, überfluten Äcker und Wälder. Die Reparatur und Verstärkung weiterer kritischer Stellen dauert fast ein Jahr. Erst dann dürfen wieder Schiffe auf dem Kanal fahren.

Alternative zur Elbe

Elbeseitenkanal bei Uelzen © HeideRegion Uelzen e.V.
Auf einem Uferweg am Kanal können Radfahrer Schiffe durch die Heidelandschaft begleiten.

Seitdem verbindet die 115 Kilometer lange und 53 Meter breite Wasserstraße die Elbe bei Lauenburg mit dem Mittellandkanal westlich von Wolfsburg. Etwa 15.000 Schiffe nutzen den Elbe-Seitenkanal jährlich und befördern dabei rund zehn Millionen Tonnen Güter. Auf dem Weg von Hamburg nach Magdeburg verkürzt er die Strecke gegenüber der Route auf der Elbe um 33 Kilometer. Außerdem sind Kapitäne auf dem Kanal durch die Lüneburger Heide unabhängig vom schwankenden Wasserstand des Flusses. In Kombination mit dem Mittellandkanal sorgt er außerdem für eine Verbindung zwischen Hamburg und den Industrieregionen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Ein Gewinn für den Tourismus

Sportboote auf dem Elbe-Seitenkanal. © Axel Franz / NDR Foto: Axel Franz
Freizeitkapitäne schätzen die waldreiche Heidelandschaft an den Ufern des Kanals.

Der im Volksmund "Heide-Suez" genannte Elbe-Seitenkanal dient nicht nur der Berufsschifffahrt, sondern bringt auch Freizeitkapitäne mit ihren Jachten in die Region. Ausflügler schätzen Baggerseen, die beim Bau des Kanals entstanden sind, und nutzen Schotterwege an seinen Ufern für Radtouren. Südlich der Schleuse Uelzen informiert ein 4,5 Kilometer langer Erlebnispfad unter dem Motto "Wasser machts möglich". 14 Info-Tafeln erklären Themen wie Wasserkraft, Funktion einer Schleuse und den Wasserkreislauf der Natur.

Fahrstuhlfahrt im Hebewerk

Zwischen der niedrigen Elbmarsch und dem höher gelegenen Mittellandkanal muss der Kanal 61 Meter Höhenunterschied überwinden. Dazu gibt es bei Uelzen eine Schleuse, die 23 Meter überbrückt und bei Lüneburg das Schiffshebewerk Scharnebeck. In zwei Trögen werden Schiffe und Wasser wie in einem riesigen Fahrstuhl 38 Meter angehoben oder abgesenkt. Fahrzeit: drei Minuten. Insgesamt benötigt ein Schiff 15 Minuten, um das Hebewerk zu passieren. Die Wannen, 100 Meter lang und zwölf Meter breit, hängen an 240 Stahlseilen, die sie mit Gegengewichten verbinden. Das Hebewerk hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel für jährlich rund 500.000 Besucher entwickelt. Sie können auf Plattformen den Betrieb beobachten, eine Ausstellung besuchen oder auf einer Barkasse selbst durch das Hebewerk fahren.

Das damals größte Schiffshebewerk der Welt wird 1974 eingeweiht. Von den 1,7 Milliarden Mark (etwa 869 Millionen Euro) Baukosten des gesamten Elbe-Seitenkanals entfallen 152 Millionen Mark auf den gewaltigen Aufzug.

Eine zweite Kammer für die Schleuse

Nach Öffnung der innerdeutschen Grenze sorgen die wachsenden Güterströme für deutlich mehr Betrieb auf dem Kanal. Auch in den Häfen Lüneburg, Uelzen und Wittingen legen jetzt mehr Schiffe an als in den Anfangsjahren. Ursprünglich sollte die Wasserstraße das strukturarme Zonenrandgebiet beleben und eine Alternative zur Elbe bieten, die durch die DDR floss.

Mit zunehmendem Verkehr erweist sich die Schleuse Uelzen als Nadelöhr des Kanals. Ende 2006 wird sie daher um einen Neubau erweitert. Mit einer 190 Meter langen und 12,5 Meter breiten Kammer gehört er zu den größten Schleusen für Binnenschiffe in Deutschland. Für die Zukunft rechnen Planer mit noch mehr und vor allem größeren Schiffen auf dem Elbe-Seitenkanal. Daher gibt es Überlegungen, das Hebewerk mit größeren und moderneren Schleusen auszustatten, denn derzeit passen dort nur Schiffe mit einer maximalen Länge von 100 Metern hinein.

Karte: Elbeseitenkanal

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Dieses Thema im Programm:

Wie geht das? | 03.05.2019 | 11:30 Uhr

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