Die Wetterlage vor der "Hamburgflut" 1962
Das Seewetteramt Hamburg beschreibt die Wetterlage vor der Sturmflut 1962. Sie wurde durch ein Sturmfeld in der Deutschen Bucht der Stärke zehn und elf ausgelöst.
Die Entwicklung zur Orkanwetterlage vom 16./17. Februar 1962 begann bereits Tage zuvor mit einem kräftigen Sturmtief. Es hatte dem deutschen Küstengebiet am 12. Februar West- bis Nordweststurm mit Orkanböen gebracht. Der Wind flaute jedoch bereits in der Nacht zum 13. ab, so dass es zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu einer kritischen Sturmflutsituation kam. Erst im Laufe des Tages setzte wieder stürmischer Nordwest- bis Nordwind ein, der bis zum 14. Februar abends anhielt.
Großräumiges Sturmtief
Vor dem nun folgenden Sturm gab es nur eine kurze Pause: Am selben Tag zog ein Tiefdruckgebiet von der Südspitze Grönlands rasch zum Nordmeer zwischen Island und Skandinavien und verstärkte sich dabei am 15. Februar zu einem großräumigen Sturmtief. Am Abend des 15. weitete sich das Sturmfeld auf die Deutsche Bucht aus, um 20 Uhr gingen die ersten Sturmmeldungen von den deutschen Nordsee-Feuerschiffen "Borkumriff" und "P8" ein.
In der Nacht zum 16. drehte der Wind von Südwest auf West und erreichte vormittags Windstärke 9. Auf der Rückseite dieses Tiefdrucksystems erreichte der Sturm seinen Höhepunkt abends um 22 Uhr in der Deutschen Bucht und kurz nach Mitternacht in Hamburg. Dabei traten außergewöhnlich häufig heftige Böen der Stärke 10 bis 12 auf, in Hamburg wurde eine Spitzenböe von 144 Kiometern pro Stunde registriert. Auch am 17. Februar dauerte der Sturm aus Nordwest mit Böen der Stärke 10 bis 11 an. Erst am Abend meldeten die Nordsee-Feuerschiffe nur noch Stärke 7.
Besondere Voraussetzungen Auslöser der Sturmflut
Für das Zustandekommen der außergewöhnlich hohen Sturmflut in der Nacht zum 17. Februar wird nicht nur die lange Dauer des Sturms, sondern auch die Lage und große Ausdehnung des Nordweststurmfeldes als maßgeblich angesehen. Die meteorologischen Bedingungen hätten für die deutsche Nordseeküste jedoch noch ungünstiger ausfallen können – die Zone der höchsten Windgeschwindigkeiten lag nicht über der Deutschen Bucht, sondern weiter im Norden: Am schwersten tobte der orkanartige Sturm in der nördlichen und mittleren Nordsee sowie nördlich und westlich von Schottland. Das Fischereischutzboot "Meerkatze" meldete am 16. über etliche Stunden mittlere Windstärken von 10 bis 12 Beaufort, die Böen überschritten die obere Grenze des Messbereichs des Windmessgerätes.