Am 30. August 1872 wird der neue Potsdamer Bahnhof in Berlin eingeweiht. Liebe auf den ersten Blick ist es nicht, als Kaiser Wilhelm I. aus diesem Anlass seinem Salonwagen entsteigt: Hier ein alternder Regent, gerade zurückgekehrt von einer sommerlichen Kur in Bad Gastein - dort ein hochmoderner Verkehrspalast, der mit seiner historisierenden Fassade nur halbherzig zu verbergen sucht, wie schnell und rastlos die Welt geworden ist. Rund um den Potsdamer Bahnhof wird Berlin bald am lautesten und sündigsten. In unmittelbarer Nachbarschaft: Büros, Banken, Amüsierbetriebe; die Kreuzung direkt vor dem Gebäude wird in den 1920ern zum wohl verkehrsreichsten Platz Europas. Im Zweiten Weltkrieg wird der Bahnhof zerbombt und vegetiert bis zum Mauerfall im Niemandsland zwischen Ost und West dahin. Mittlerweile ist er ganz in den Untergrund verbannt.