Ein Mann richtet das aufgeblätterte Evangeliar Heinrichs des Löwen in einem Schaukasten ein. © dpa-Bildfunk Foto: Jochen Lübke

1983: Evangeliar Heinrichs des Löwen wird versteigert

Stand: 06.12.2023 05:00 Uhr

Das Evangeliar Heinrichs des Löwen, das in Wolfenbüttel aufbewahrt wird, gilt als national wertvolles Kulturgut. Lange war es verschollen. Am 6. Dezember 1983 konnte es eine Initiative ersteigern.

Prunkvoll, reich an Farben und verziert mit Gold: Das prachtvolle Evangeliar Heinrichs des Löwen, das in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt wird, stammt aus dem Mittelalter und ist von unschätzbarem Wert. Ein Evangeliar enthält den vollständigen Text der vier Evangelien.

Kostbare Werke bestens geschützt

Zwei Seiten aus dem Evangeliar Heinrich des Löwen © dpa Foto: Jochen Lübke
Das Evangeliar wird in einem speziellen Tresor aufbewahrt.

Die Herzog August Bibliothek beherbergt eine der größten Sammlungen alter Bücher und Handschriften weltweit. Das Evangeliar Heinrich des Löwen befindet sich wie andere kostbare Werke in einem dreigeschossigen Tresor. Dort herrschen optimale Bedingungen für die empfindlichen alten Schätze.

Das jahrhundertealte Meisterwerk wird in der Liste des national wertvollen Kulturguts geführt. Damit ist es der Bibliothek zufolge durch ein Gesetz geschützt, das die Abwanderung bedeutender deutscher Kulturgüter ins Ausland verhindern soll.

Unbekannter Besitzer bis 1983

Ende des 12. Jahrhunderts hatte Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, Mönchen aus dem Kloster Helmarshausen an der Weser den Auftrag für das Evangeliar erteilt. Im Jahr 1861 holte König Georg V. von Hannover das Werk aus Prag. Nur fünf Jahre später nahmen die Welfen das kostbare Buch nach ihrem Machtverlust mit nach Österreich ins Exil. Von 1933 an war die Schrift verschollen.

Ersteigert für 32,5 Millionen D-Mark

Das Evangeliar ist inzwischen im Besitz der Länder Niedersachsen und Bayern sowie der Bundesrepublik Deutschland und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Eine Initiative ersteigerte es am 6. Dezember 1983 im Auktionshaus Sotheby's in London. Wer das Evangeliar damals versteigerte, ist unbekannt. 32,5 Millionen D-Mark, also knapp 17 Millionen Euro, war das Buch den neuen Besitzern damals wert.

Der Kauf zu diesem gigantischen Preis war durchaus umstritten. Damals war es das teuerste Buch, das je ersteigert wurde. Der Rekord wurde erst 1994 gebrochen, als Bill Gates für den "Codex Leicester" von Leonardo da Vinci 30,8 Millionen US-Dollar zahlte.

Weitere Informationen
Trinitatiskirche und Gärtnerdenkmal in der Altstadt von Wolfenbüttel. © Stadt Wolfenbüttel Foto: H.-D. König

Wolfenbüttel: Ein prächtiges Schloss und viel Fachwerk

Welfenherzöge ließen Wolfenbüttel als Stadt der Kunst und Kultur erbauen. Viele Prachtbauten und die Altstadt zeugen davon. mehr

Heinrich der Löwe mit Schwert, Ausschnitt eines Gemäldes von Christian Tunica von 1835 © Picture-Alliance / AKG-Images

Heinrich der Löwe - Ein Bayer prägt den Norden

Mitte des 12. Jahrhunderts baut der aus dem Süden stammende Herzog seine Macht im Norden aus. 1142 übernimmt er Braunschweig. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 31.08.2017 | 06:30 Uhr

Mehr Geschichte

Bertha Keyser, der "Engel von St. Pauli" © Hauptkirche St.Michaelis

60. Todestag von Bertha Keyser: Der echte "Engel von St. Pauli"

Bertha Keyser hat sich ein halbes Jahrhundert lang um Arme und Obdachlose in St. Pauli gekümmert. Am 21. Dezember 1964 starb sie. mehr

Norddeutsche Geschichte