"Man kommt nie wirklich raus aus dem Krematorium"
Von Oliver Diedrich und Christian Spielmann, NDR.de
In den Gaskammern von Auschwitz haben die Nazis Hunderttausende Menschen ermordet. Nur wenige Personen kamen dem Zentrum der Massenvernichtung so nah und konnten später darüber Zeugnis ablegen wie Shlomo Venezia und Rudolf Höß. Venezia wurde als Häftling gezwungen, in den Gaskammern und Krematorien zu arbeiten - er durchlebte einen Albtraum. Höß organisierte als Lagerkommandant den Massenmord - distanziert und kühl berichtete er später von den Strukturen des Terrors. Diese filmische Collage aus Originalzitaten führt an die Schauplätze des Holocaust. Jeweils aus der Perspektive des Opfers und des Täters zeigt sie Fotos aus der heutigen KZ-Gedenkstätte Auschwitz:
Sonderkommando musste die Leichen verbrennen
Nur die stärksten Gefangenen in Auschwitz konnten die Arbeit im Sonderkommando verrichten: Die SS zwang diese Häftlinge, die zur Vernichtung bestimmten Menschen in die Gaskammern zu bringen. Danach mussten sie die Leichen einsammeln und "verwerten" - indem sie Goldzähne und Prothesen der Ermordeten entfernten und den Frauen die Haare abschnitten. Anschließend musste das Sonderkommando die Leichen in den Krematorien verbrennen.
Venezia: Jahrzehnte gebraucht um Erlebnisse zu verarbeiten
Shlomo Venezia war einer der Häftlinge, die diese Arbeit verrichten mussten. Normalerweise wurden die Angehörigen des Sonderkommandos regelmäßig von der SS getötet und gegen andere Gefangene ausgetauscht, um keine Zeugen des Massenmordes zu haben. Venezia überlebte als einer der wenigen und konnte später vom Grauen in den Gaskammern und Krematorien des KZs berichten. Er brauchte lange, um über seine Erlebnisse sprechen zu können. Mehr als 60 Jahre nach der Befreiung des KZs schrieb Venezia das Buch "Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz". Venezia starb 2012 im Alter von 88 Jahren in Rom.
Höß: Erinnerungen in der Haft aufgeschrieben
Verantwortlich für den Ablauf des Massenmordes in Auschwitz mit mindestens 1,1 Millionen Toten war Lagerkommandant Rudolf Höß. Er schrieb nach dem Krieg in polnischer Untersuchungshaft seine Erinnerungen auf, die später in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht wurden. Auch er schilderte detailliert den Ablauf des Genozids. Höß wurde zum Tode verurteilt und 1947 hingerichtet.