Mauerbau und Mauerfall: Zwei Familien erinnern sich
Als am 13. August 1961 Bauarbeiter damit beginnen, eine Mauer quer durch Berlin zu ziehen, herrscht auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze Entsetzen. "So wie die Bürger in Berlin überrascht worden sind, sind wir ja auch überrascht worden", erinnert sich der 81-jährige Wolfgang Mayer aus Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern. Fassungslosigkeit herrscht aber auch im Westen, bei Familie Kruse im niedersächsischen Bleckede. In der Serie "Zwei Familien - eine Geschichte" auf NDR Info schildern die Familien aus Ost und West ihre Erinnerungen an den Mauerbau, die deutsche Teilung und den Fall der Mauer vor 25 Jahren.
Die Serie der NDR Info Reporter Bettina Less und Carsten Vick läuft bis zum 8. November werktags um 7.20 und 16.20 Uhr auf NDR Info. In oft bewegenden Interviews berichten die Kruses und die Mayers, wie sie von ihrer Familie im anderen Teil Deutschlands getrennt lebten, wie sie dennoch Kontakt hielten, was sie dachten über die von "drüben", und ob es auch heute noch eine Mauer in den Köpfen gibt.
Vorsicht bei Besuchen aus dem Westen
Die heute 63-jährige Hannelore Kruse aus Niedersachsen erinnert sich beispielsweise an die Ängste, als sie in den frühen Achtzigern zum ersten Mal ihre Familie in der DDR besuchte: "Das war schon ein komisches Gefühl, in was für eine Welt man da jetzt fährt." Damit der West-Besuch nicht zu offensichtlich war, musste das Auto in der Garage der Nachbarn geparkt werden. "Die Ehemänner meiner Tanten waren nämlich alle im Staatsdienst und durften keine West-Kontakte haben." Richtig warm miteinander wurden die Kruses und ihre DDR-Verwandten erst nach der Wende.
Große Aufregung am Tag des Mauerfalls
Hanna Mayer aus Mecklenburg-Vorpommern, heute 79 Jahre alt, war am Tag des Mauerfalls ganz aufgelöst, als ihre Tochter Jane sie plötzlich aus West-Berlin anrief. "Ich sagte, 'wie kommst du denn wieder zurück? Du kannst doch nicht da bleiben, dann kommen wir nicht wieder zusammen.'" Aber Jane Mayer, damals Studentin, war kaum zu bremsen: "Mein Herz hat geschlagen wie verrückt, und ich war total aufgeregt."
In die Freude über den Mauerfall mischte sich in den Tagen danach aber auch Skepsis. So wunderten sich die Mayers über den legeren Kleidungsstil der "Wessis". "Die haben doch alles - und kommen hier in Jeans mit Löchern. Das konnten wir erst nicht verstehen", erzählt Hanna Mayer. Dazu kamen Versprechen der Politik, die sich nicht von heute auf morgen erfüllten. Auch heute noch spürt die Familie Unterschiede zwischen Ost und West. Und doch sind alle froh über die deutsche Einheit: "Dass wir jetzt so leben können wie wir leben, ist das Beste, was überhaupt passiert ist", sagen sie.