Der Heilige Martin schneidet seinen Umhang ab, um ihn mit einem Bettler zu teilen. Darstellung von Ernest-Barthélémy Michel für die Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris, um 1870. © picture alliance / Heritage Images | Ernest-Barthélémy Michel

Sankt Martin: Warum feiern wir am 11. November den Martinstag?

Stand: 11.11.2024 11:00 Uhr

Laternenumzüge und Gänsebraten - diese Bräuche verbinden wir mit dem 11. November, dem Martinstag. Doch wer war Sankt Martin? Und was hatte er mit Laternen und Gänsen zu tun?

"Laterne, Laterne, ...": Jedes Jahr um den 11. November herum ziehen üblicherweise Scharen von Kindern mit bunten Laternen durch die dunklen Straßen und trällern dabei Martins- und Laternenlieder. Was aber hat es mit den traditionellen Laternenumzügen auf sich? Und wer war eigentlich der Heilige Martin, an den am Martinstag - besonders in katholischen Regionen - auch mit Gänsebraten erinnert wird?

Der Heilige Martin schneidet seinen Umhang ab, um ihn mit einem Bettler zu teilen. Darstellung von Ernest-Barthélémy Michel für die Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris, um 1870. © picture alliance / Heritage Images | Ernest-Barthélémy Michel
AUDIO: Von St. Martin können wir das Teilen lernen (1 Min)

Wer war Sankt Martin? Der, der den Mantel mit einem Bettler teilte

Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.

Was hat die Gans mit Martin zu tun?

Gänse auf der Weide © Colourbox Foto: Birgit Reitz-Hofmann
Einer Legende nach versteckte sich der Heilige Martin bei den Gänsen im Stall.

Nach diesem Erlebnis ließ sich Martin taufen und im christlichen Glauben unterrichten. Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours (heute Frankreich), ihr Bischof zu werden. Doch der bescheidene Martin hielt sich des Amtes nicht für würdig und versteckte sich - einer Überlieferung zufolge - in einem Gänsestall. Die schnatternden Vögel verrieten ihn allerdings und er wurde doch zum Bischof geweiht. Einer anderen Legende nach waren die Gänse in die Kirche gewatschelt und hatten mit ihrem Schnattern Martins Predigt gestört - zur Strafe wurden sie danach gebraten.

Rund 30 Jahre lang war Martin Bischof von Tours und soll zahlreiche Wunder vollbracht haben. Am 11. November 397 wurde er zu Grabe getragen und später heilig gesprochen. Heute ist St. Martin der Schutzpatron etlicher Berufsgruppen, etwa der Winzer, Weber und Schneider. Außerdem kümmert er sich der frommen Überlieferung nach um Bettler, Soldaten - und Haustiere.

Tag der Lehnsabgabe und letzter Tag vor der Fastenzeit

Doch war es wirklich ihr lautes Geschnatter, das den Martinsgänsen zum Verhängnis wurde? Historiker haben andere Erklärungen für die Tradition der Martinsgans. So war der 11. November zum einen der Tag, an dem die Steuern oder Lehnsabgaben fällig wurden. Diese wurden meist in Form von Naturalien, etwa einer Gans, erbracht. Zugleich war der 11. November der letzte Tag vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten. Die Menschen nutzten die vorerst letzte Gelegenheit, noch einmal einen deftigen Braten zu genießen und Lebensmittel zu verbrauchen, die während des Fastens tabu waren.

St. Martins-Singen oder Martini-Singen?

Vom Ernte-Feuer zum Laternenumzug

Kinder tragen Laternen. © dpa
Die farbig leuchtenden Laternen stehen in der Tradition der Lichterprozessionen.

Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Heiligen Martin und den bunten Laternenumzügen? Bereits die frühen Christen kannten Lichterprozessionen, mit denen sie vermutlich auch den Heiligen Martin an seinem Gedenktag ehrten. Zudem entzündeten die Menschen einst häufig im November Feuer auf den abgeernteten Feldern - zum Dank für die Ernte und als symbolischen Abschied vom Erntejahr. Die Kinder bastelten sich Fackeln aus Stroh und Laternen aus ausgehöhlten Rüben und anderen Materialien, mit denen sie dann durch die Straßen zogen - ähnlich den ursprünglich keltischen Ernte-Bräuchen, aus denen Halloween entstand.

Kinderlied: Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind

Die Geschichte von Sankt Martin, wie er dem Bettler hilft, wird auch in einem Kinderlied erzählt.

1. Strophe:
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
Sein Roß, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
Sein Mantel deckt' ihn warm und gut.

2. Strophe:
Im Schnee saß, im Schnee saß,
Im Schnee, da saß ein alter Mann,
Hatt' Kleider nicht, hatt' Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
Sonst ist der bittre Frost mein Tod!"

3. Strophe:
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zog die Zügel an,
Sein Roß stand still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt'
Den warmen Mantel unverweilt.

4. Strophe:
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gab den halben still:
Der Bettler rasch ihm danken will
Sankt Martin aber ritt in Eil'
Hinweg mit seinem Mantelteil.

Sankt Martin: Fragen und Antworten in Kürze

Wer war Sankt Martin - einfach erklärt?

Sankt Martin war ein römischer Soldat, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte.

 

Weitere Informationen
Gänsekeule mit Klößen und Rotkohl auf einem Teller serviert. © Panthermedia Foto: alexraths

Gänsebraten zubereiten: So wird die Gans knusprig und zart

Gans ist zu Weihnachten ein beliebtes Festessen. Wie wird sie richtig zubereitet, wie brät man sie im Ofen? Tipps und Rezepte. mehr

Das Lutherdenkmal an der südlichen rechten Seite des Hauptportals der Marktkirche Hannovers Innenstadt. © picture alliance/dpa Foto: Hauke-Christian Dittrich

Reformationstag: Ein Feiertag erinnert an Martin Luther

Seit 2018 ist der 31. Oktober im Norden ein Feiertag. Evangelische Christen erinnern an die Reformation. Um was geht es dabei? mehr

Eine weiße Rose liegt auf einem Grabstein. © picture alliance / CHROMORANGE Foto: Ruediger Rebmann

Totensonntag: Welche Bedeutung hat der stille Gedenktag?

Mit dem Totensonntag endet die Reihe der Gedenktage im November. Er gehört zu den "stillen Feiertagen". mehr

Grabsteine von Kriegsgräbern auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf © imago images/Hauke Hass

Volkstrauertag: Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt

Seit 1922 erinnert der "stille Feiertag" an die Opfer von Gewalt. Im Bundestag spricht der Bundespräsident traditionell das Totengedenken. mehr

'Tritt ein, lieber Nikolaus!'. - Holzstich, um 1900, spätere Kolorierung, nach dem Gemälde von Paul Descelles (franz., 22.3.1851-1915). © picture alliance / akg-images

Nikolaus von Myra: Wer war der Heilige wirklich?

Wer artig war, hat am 6. Dezember eine süße Überraschung im Stiefel. Woher kommt der Nikolaus-Brauch und wer war der Heilige? mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.11.2021 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Frühgeschichte

Mehr Geschichte

Annemarie und Walter Kutter © Annemarie und Walter Kutter privat Foto: privat

"Eine Jahrhundertliebe": Das Geheimnis einer langen Liebe

Das NDR Fernsehen hat zwei Filme über die Liebe älterer Menschen gedreht. Sie sind hier und in der ARD-Mediathek zu finden. mehr

Norddeutsche Geschichte