Stand: 06.01.2014 17:10 Uhr

Jetzt beginnt der Peute-Abriss

von Marc-Oliver Rehrmann, NDR.de
Das frühere GEG-Hauptlager auf der Peute in Hamburg © Marc-Oliver Rehrmann
Das historische Zentrallager auf dem früheren GEG-Gelände in Hamburg wird bald abgerissen.

Die Tage des historisch wertvollen Industrie-Ensembles auf der Peute in Hamburg sind gezählt: Die Hafenbehörde HPA beginnt in dieser Woche mit dem Abriss der meisten Gebäude, die in den 1920er-Jahren von der Konsumgenossenschaft GEG errichtet worden sind. "In den kommenden Tagen wird zunächst die Baustelle eingerichtet, dann beginnt der Abbruch der Gebäude", sagte HPA-Sprecherin Sinje Pangritz am Montag im Gespräch mit NDR.de. Zwei Jahre lang hatten sich Architekten, Bürgerschaftsabgeordnete und Denkmalschützer für den Erhalt aller noch verbliebenen Industriebauten auf dem GEG-Gelände eingesetzt.

Logistikhallen statt Denkmalschutz

Streitpunkt ist in erster Linie das sechsgeschossige Zentrallager, das viele Architekturhistoriker als den bedeutendsten Bau auf dem Gelände einordnen. In den kommenden Wochen wird das Zentrallager entkernt und voraussichtlich im Februar abgerissen. An der Stelle soll ein Neubau für Hafenunternehmen entstehen. "Die Peute ist ein ideales Gebiet für hafennahe Logistikflächen, an denen es in Hamburg mangelt", teilte die Hafenbehörde mit. "Nach Abschluss der Kampfmittelräumung kann dann mit dem Hallen-Neubau begonnen werden."

Nur zwei historische Gebäude bleiben erhalten: Die frühere chemische Fabrik und die angrenzende Papierfabrik sollen denkmalgerecht saniert werden. Die Sanierung läuft, Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten nach Angaben der HPA beendet sein.

"Es ist eine Schande"

Kritik an dem bevorstehenden Abriss kommt aus der Bürgerschaft. "Mit den GEG-Gebäuden auf der Peute wird eines der historisch bedeutendsten Ensembles der Hamburger Industriearchitektur dem Erdboden gleichgemacht", sagte Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Linksfraktion. "Was für eine bittere Ironie, dass ausgerechnet der SPD-Senat die Zerstörung dieses einmaligen Zeugnisses der Genossenschafts- und Arbeiterkultur zu verantworten hat. Es ist eine Schande, wie die Stadt mit ihrer Geschichte umgeht."

Vergebliche Suche nach einem Investor

Bereits Anfang 2012 hatte die Hafenbehörde - ohne ausdrückliche Genehmigung der Kulturbehörde - einige Gebäude auf dem Peute-Gelände abgerissen, die unter vorläufigem Denkmalschutz standen. Dort stehen inzwischen Logistikhallen. Nach anhaltenden Protesten stoppte die HPA vorerst ihre weiteren Abriss-Pläne. Auf Druck der Bürgerschaft machte sich die Hafenbehörde im Frühjahr 2013 auf die Suche nach einem Investor, der das Zentrallager saniert. Aber niemand wollte so viel Geld ausgeben. Nach Einschätzung des Senats sollte die Sanierung und Herrichtung der noch vorhandenen Gebäude mindestens 27 Millionen Euro kosten - wobei die Renovierung des Zentrallagers "die größte Herausforderung im Ensemble" darstelle.

Viele, die sich für den Erhalt aller GEG-Gebäude eingesetzten, favorisierten die Idee, in dem Zentrallager den dringend benötigten Speicher für die Hamburger Museen einzurichten. Aber auch dieses Projekt scheiterte letztlich am Geld. Der Senat hielt das Zentrallager zudem für nicht geeignet, die Fläche sei zu klein für den großen Platzbedarf der Museen.

Was war der Zweck der GEG?

Die GEG war eine wichtige Errungenschaft der deutschen Arbeiterbewegung - neben den beiden Säulen Partei und Gewerkschaft. In mehr als 30 Fabriken produzierte die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine (kurz: GEG) unzählige Produkte: von Fleisch und Honig über Tabak und Schokolade bis zur Zahnpasta. Diese Waren gab sie in eigenen Läden günstig an Arbeiter ab. In Hamburg befanden sich neben dem Zentrallager und der chemischen Fabrik auf der Peute auch das zentrale Verwaltungsgebäude sowie eine Tabak- und eine Schokoladenfabrik.

Die ganze Warenwelt für Arbeiterfamilien

Die Gebäude auf dem Peute-Gelände wurden von der GEG errichtet. Die Abkürzung steht für die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine. Sie stellte im frühen 20. Jahrhundert in eigenen Fabriken Produkte für den täglichen Bedarf her - beispielsweise Shampoos, Putzmittel und Zahnpasta. Das Lagerhaus auf der Peute diente nicht nur als deutschlandweites Zentrallager für bestimmte Produkte. Es gab auch eine Kaffeerösterei, eine Gewürzmühle und eine Tee-Abpackerei. Zudem wurde Honig abgefüllt und Käse bearbeitet. Im angrenzenden Flachbau waren Kühlräume, die Butter-Abpackerei und ein Lager für bis zu acht Millionen Eier untergebracht. Wie es damals in den GEG-Gebäuden aussah, zeigt das folgende Video.

VIDEO: So ging es auf der Peute zu (3 Min)

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 13.02.2013 | 19:30 Uhr

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