Stand: 06.04.2017 16:51 Uhr

Fliegendes Denkmal und Kult - die "Tante Ju"

Die Junkers Ju 52 ist wohl das beliebteste und berühmteste Flugzeug Deutschlands. Die dreimotorige Maschine mit ihrem charakteristischen Wellblechrumpf wird liebevoll "Tante Ju" genannt. Die "Grande Dame" der Luftfahrt zählt zu den ältesten noch fliegenden Passagiermaschinen der Welt und war in den 1930er-Jahren eines der meistgeflogenen Verkehrsflugzeuge.

Eine Maschine bei Lufthansa-Stiftung im Einsatz

An Bord des Oldtimers sind auch heute noch kurze Zeitreisen in die frühen Jahre der zivilen Luftfahrt möglich, denn als geschichtliches Kulturgut ist ein Exemplar dieser Junkers Ju 52 bei der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung im Einsatz. Die Maschine mit dem Namen "Berlin Tempelhof" und mit dem amtlichen Luftfahrtkennzeichen D-AQUI rollte am 6. April 1936 in den Junkers-Werken in Dessau (Sachsen-Anhalt) aus der Montagehalle.

Bewegte Geschichte

Danach erlebte der "Flug-Dinosaurier" eine wechselvolle Geschichte. Zunächst bei der Lufthansa eingesetzt, wurde sie nach nur drei Monaten an die norwegische Gesellschaft DNL verkauft, als Ersatz für eine dort abgestürzte Junkers. Von da an verkehrte sie auf der Küstenstrecke zwischen Oslo und Kirkenes in Nord-Norwegen. Die Zwischenlandungen machte die zum Schwimmerflugzeug umgerüstete Maschine auf dem Wasser. Auf dieser Linie war sie auch unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg eingesetzt, allerdings als ziviles Flugzeug. Nach dem Krieg stand sie vor der Verschrottung. Der Einbau zahlreicher Teile einer anderen Ju 52, darunter der Rumpf, rettete ihr das Leben. Nach einem Jahrzehnt bei der Fluggesellschaft SAS sollte sie in Norwegen eigentlich außer Dienst gestellt werden. Stattdessen wurde sie aber nach Südamerika verkauft und flog von 1957 bis 1963 in Ecuador im Amazonasgebiet.

Unter großem Aufwand in Hamburg restauriert

Anschließend geriet die Maschine am Rande des Flughafens von Quito fast in Vergessenheit - bis ein amerikanischer Flugzeugenthusiast sie 1969 kaufte und das Beinahe-Wrack aufmöbelte. Später war sie als "Iron Annie" auf Flugschauen in den USA zu bewundern. In schlechtem Zustand wurde sie dann von Lufthansa-Piloten zufällig auf einem Flugfeld im Süden der USA entdeckt. 1984 wurde das Flugzeug von der Lufthansa gekauft und von Florida zurück in die deutsche Heimat geholt. Knapp zwei Jahre dauerte die Restaurierung und Totalüberholung bei der Lufthansa Technik in Hamburg. Dabei wurde die Ju 52 mit leistungsstarken Kolben-Sternmotoren ausgestattet und technisch so aufgerüstet, dass sie vom Luftfahrtbundesamt für den gewerblichen Luftverkehr zugelassen wurde.

Rund 10.000 Fluggäste jährlich

Seit 1986, pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag, ist "Tante Ju" wieder im Einsatz und befördert jährlich rund 10.000 Passagiere. Ihr Heimatflughafen ist Hamburg. Ein Blick auf den Flugplan zeigt: Fast alle der etwa 400 Rundflüge sind lange vorher ausgebucht. Zu den regelmäßigen Abflugorten gehören neben Hamburg auch weitere Flughäfen im Norden: Bremen, Flensburg, Hannover, Heringsdorf, Kiel-Holtenau, Lübeck, Münster-Osnabrück und Westerland. Der Oldtimer ist auch Gast bei Flugtagen in ganz Europa. Von November bis März geht es dann in die Winterpause. Diese Zeit nutzen die Mechaniker der Lufthansa für eine komplette Überholung, um Wert und Zuverlässigkeit zu erhalten. Die Ju 52 soll laut Stiftung nämlich "ihre Fangemeinde noch mindestens bis zu ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2036 begeistern".

Zwangspause und Generalüberholung

Bis zum September 2015 kam die "Tante Ju" auf insgesamt über 10.000 Flugstunden mit mehr als 200.000 Fluggästen. Dann musste das fliegende Denkmal eine Zwangspause einlegen. Wegen des Bruchs eines Mittelholmes wurde die Flugsaison abgebrochen. In einem Hangar auf der Lufthansa-Basis Hamburg bekam "Tante Ju" nach Angaben der Stiftung bei einer Generalüberholung acht neue Flächenholme. Der für die Statik besonders wichtige Mittelholm wurde repariert. Im April 2017 war das Flugzeug nach der Restaurierung wieder einsatzbereit, auch der Bund beteiligte sich an den Kosten.

Junkers Ju 52 - Zahlen und Fakten

Länge: 18,90 Meter
Spannweite: 29,25 Meter
Höhe: 6,10 Meter
Sitze: 16
Geschwindigkeit: 250 km/h
Flughöhe maximal: 3.000 Meter
Max. Gewicht: 10.500 Kilogramm
Reichweite: etwa 825 Kilometer

(Quelle: Lufthansa Magazin)

Hamburger Kulturbehörde stellt Ju 52 unter Schutz

Die Hamburger Kulturbehörde stellte die Ju 52 im August 2015 sogar unter Schutz. Als erstes Passagierflugzeug der Welt wurde sie offiziell als fliegendes Denkmal anerkannt. Der damalige Hamburger Kulturstaatsrat Carsten Brosda (SPD), jetzt Kultursenator, sagte zur Begründung: "Die Ju 52 ist ein außergewöhnliches, bewegliches Denkmal. Sie steht wie kaum ein anderes Flugzeug für die deutsche Luftfahrtgeschichte. Und die Rundflüge, die man mit der in Hamburg ansässigen 'Tante Ju' machen kann, gehören zu den außergewöhnlichsten Erlebnissen, die unsere Stadt zu bieten hat."

Fast 5.000 Flugzeuge gebaut

Insgesamt wurden fast 5.000 Flugzeuge vom Typ Junkers Ju 52 zwischen 1932 und 1952 gebaut. Schon das erste von ihnen ging an die damalige "Deutsche Luft Hansa AG". In der Folge kaufte das Unternehmen nach eigenen Angaben noch 185 weitere Maschinen. Die "Tante Ju" wurde zum Standardmodell und galt immer als sehr zuverlässig. Sie wurde vor allem in Europa und Südamerika, aber auch in Afrika und Asien eingesetzt - insgesamt von 30 Fluggesellschaften in 25 Ländern. Die Ju 52 verfügt über 16 Passagiersitze und bietet jedem Fluggast einen Fensterplatz. Zudem sind vier Besatzungsmitglieder an Bord.

Hugo Junkers ist Erfinder von "Tante Ju"

Gebaut wurde das Flugzeug von Hugo Junkers, der am 3. Februar 1935 an seinem 76. Geburtstag starb. Der deutsche Erfinder und Unternehmer galt als Vordenker, Visionär und als Vater der zivilen Luftfahrt. Der Flugzeugkonstrukteur beeinflusste wie kein anderer europäischer Pionier die Luftfahrt des 20. Jahrhunderts. Er war Konstrukteur des 1919 gebauten freitragenden Tiefdeckers F 13, des ersten Ganzmetallflugzeuges der Welt, das bis heute als Urahn aller Verkehrsflugzeuge gilt. Außerdem baute er das viermotorige G 38, das damals größte Verkehrsflugzeug der Welt - und eben auch die legendäre Ju 52.

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Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers (Portraetaufnahme, um 1925).  Foto: akg-images
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Wer war Hugo Junkers?

Das Geräusch ist unverkennbar, jeder schaut zum Himmel - da fliegt sie: die alte "Tante Ju". Hugo Junkers hat sie mit viel Leidenschaft und Herz gebaut. 4 Min

Die JU-52 und eine Statue des Flugzeugbauers Hugo Junkers (1859-1935) im Technikmuseum in Dessau-Roßlau. © dpa Foto: Peter Endig
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Der Vater von "Tante Ju"

Am 3. Februar 1935 starb der Flugzeug-Ingenieur Hugo Junkers genau an seinem 76. Geburtstag. Die "Ju 52" wurde das berühmteste der von ihm entworfenen Flugzeuge. 15 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 06.04.2017 | 13:45 Uhr

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