Bildband zeigt "Spuren der Arbeit"
"Kollege, betritt die Schüttböden nie allein" prangt noch gut lesbar auf einem Schild in der ehemaligen Getreidewirtschaft Pasewalk. Dass hier Raps, Weizen und Gerste gehandelt wurden, steht unverändert auf einer Tafel. Daneben liegen Papiere auf einem Schreibtisch. Im Kindersanatorium in Zinnowitz dagegen blättern die letzten Schichten Lack von Türen und Fenstern. In der Schweriner Brauerei Schall und Schwencke liegt der Schutt meterhoch, an die Wände sind Graffiti gesprüht. Der Bildband "Spuren der Arbeit" zeigt, wie die ehemaligen Großbetriebe der DDR-Planwirtschaft heute aussehen. Im Rahmen der Leipziger Buchmesse wurde das medienübergreifende Projekt zwischen dem NDR Landesfunkhaus Schwerin und der Greifswalder Produktionsfirma Hoferichter & Jacobs nun vorgestellt.
Im Wettrennen mit den Abrissunternehmen
Festgehalten hat diese letzten Erinnerungen an die Arbeit in der DDR der Fotograf Maix Mayer. Mit viel Zeit und kleinem Equipment suchte der Künstler in den ehemaligen volkseigenen Betrieben nach Überresten aus einen anderen Zeit: "Er schafft es, diese Erinnerung zurück zu holen. Diese Orte sind ja eigentlich komplett kaputt und trotzdem hat man eine Ahnung, was da passiert ist", beschreibt Roman Pliske vom Mitteldeutschen Verlag die Arbeiten. Einige Male habe der Fotograf dabei aufpassen müssen, dass ihm die Abrissunternehmen nicht zuvor kommen, erzählt Herausgeber Olaf Jacobs.
NDR Nordmagazin zeigt Beiträge zum Buch
Auf 159 Seiten zeigt der Bildband mit kurzen Einführungstexten, was aus den Großbetrieben nach dem Wechsel von der Plan- in die Marktwirtschaft geworden ist. Im NDR Fernsehen sollen auch die Menschen, die hier einmal gearbeitet haben, zu Wort kommen. Man habe an die Berichte zum Aufbruch 1989 im vergangenen Jahr anknüpfen wollen: "Viele Leute haben uns gesagt: 'Guckt doch mal, was dann daraus geworden ist'", sagt NDR Redakteur Thomas Balzer. "Das sind diese ganzen Phänomene, dass Erwerbsbiografien abgebrochen sind, dass Betriebe eingegangen sind, und das zeigen wir in den Filmen." Zu jedem der zehn Orte im Buch zeigt das Nordmagazin im NDR Fernsehen ab dem 22. März jeweils eine "Zeitreise".