Unverhofft kommt oft: Wie Elias Saad Profi beim FC St. Pauli wurde
Vor eineinhalb Jahren spielte Elias Saad noch für den HSV-Barmbek-Uhlenhorst in der Fünften Liga. Der Profifußball war für den Angreifer zu diesem Zeitpunkt ganz weit weg. Doch der gebürtige Hamburger arbeitete weiter hart an sich und erhielt kurz vor dem Jahreswechsel einen Vertrag beim Zweitligisten FC St. Pauli.
Der Alltag von Elias Saad glich bis vor wenigen Monaten noch dem von Millionen anderer deutscher Arbeitnehmer. Der 23-Jährige stand früh morgens auf, fuhr dann ins Büro und ging abends einem Hobby nach - in seinem Fall dem Kicken. Dass er von seiner "Leidenschaft", dem Fußball, einmal würde leben können, glaubte der Stürmer nicht und machte deshalb eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, die er im vergangenen Sommer abschloss.
"Ich glaube, jedes Kind träumt davon, Fußball-Profi zu werden. Aber ich habe damit schon im frühen Alter abgeschlossen", erklärte Saad bei "FC St. Pauli TV".
Saad träumte von Stipendium in den USA
Dass er nun nicht mehr an einem Bürotisch sitzt, sondern mit dem Kiezclub im Trainingslager in Benidorm ist, klingt in Anbetracht seiner sportlichen Vita geradezu verrückt. Denn ein Nachwuchsleistungszentrum eines Proficlubs hat Saad nie von innen gesehen. Seine fußballerische Ausbildung genoss er beim Breitensportverein Buxtehuder SV, für den der Offensivspieler auch die ersten Schritte im Herrenfußball machte.
Shootingstar in Buxtehude
Der BSV kämpfte seinerzeit in Liga sechs um Punkte - und Saad war sein Shootingstar. Unbekümmert umkurvte der Teenager seine Gegenspieler und erzielte regelmäßig Tore. Mit 18 wurde das verträumte Buxtehude dem Angreifer zu klein. Er träumte vom Sprung über den großen Teich, bewarb sich für ein Sportstipendium an einem College in den USA.
"Fußball ist meine Leidenschaft. Und nun möchte ich Profifußball spielen. Deshalb möchte ich nach Amerika auf ein College gehen", sagt Saad in einem auf "Youtube" hochgeladenen Bewerbungsvideo, in dem in knapp sechs Minuten Treffer und andere gelungene Aktionen von ihm zu sehen sind.
Im Futsal Nationalspieler, im Fußball Fünfte Liga
Den Gedanken, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten umzusiedeln, stellt er dann jedoch hinten an und begann seine Ausbildung. Barmbek statt Boston heißt es für ihn. Denn beim Hamburger Traditionsclub BU macht der Angreifer seinen nächsten sportlichen Schritt. Zu diesem Zeitpunkt ist Saad Nationalspieler. Ein paar Monate vor seinem Wechsel zum Jugendverein von Weltmeister Andreas Brehme hat er für die deutsche Futsal-Auswahl debütiert.
Saad überlegt zwischenzeitlich gar, seinen Schwerpunkt auf die Fußball-Hallenvariante zu legen.
Publikumsliebling und Leistungsträger bei Norderstedt
Doch er bleibt schließlich auch unter freiem Himmel am Ball. Zwei Jahre lang spielt der Edeltechniker für BU, bevor ihn Regionalligist Eintracht Norderstedt unter Vertrag nimmt. Der Trainingsaufwand beim Viertligisten ist höher. Aber Saad macht die Doppelbelastung mit Fußball auf semiprofessionellem Niveau und Beruf nicht zu schaffen. Bei den Garstedtern ist er Leistungsträger und Publikumsliebling. Seine konstant guten Leistungen bleiben auch den Scouts von Proficlubs nicht verborgen.
Es gibt einige Anfragen für den Außenangreifer, der in 46 Pflichtspielen für Norderstedt an 39 Toren beteiligt ist. Am 1. Dezember gibt St. Pauli die Verpflichtung des damals 22-Jährigen bekannt. "Wir sehen bei ihm noch großes Entwicklungspotenzial, von daher passt er perfekt in unser Konzept", erklärt Sportchef Andreas Bornemann.
"Ich freue mich unnormal"
Rund einen Monat nach der Unterschrift unter einen Zweieinhalbjahresvertrag bereitet sich Saad nun mit dem Kiezclub im spanischen Trainingslager auf die Zweitliga-Rückrunde vor. Den Hamburgern und ihrem Neuzugang steht ein nervenaufreibender Kampf um den Klassenerhalt bevor. Wer den 23-Jährigen aber in diesen Tagen in Benidorm beobachtet, der bekommt nicht den Eindruck, als habe er Angst vor dem, was da nun auf ihn zukommt.
Saad läuft mit einem Dauerlächeln im Gesicht durch das Camp. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich hier spielen würde", gibt der Angreifer ehrlich zu: "Ich freue mich unnormal."