HSV-Taktgeber Reis: Bundesliga vor Augen und Messis Blicke im Kopf
Der HSV nimmt Kurs auf die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga und Ludovit Reis ist dabei der Anführer, den die Hanseaten lange vermisst haben. Das Spiel des Niederländers ist mit Daten schwer zu greifen, für die Hamburger aber unverzichtbar. Gelernt hat der 24-Jährige vom Besten seiner Zunft.
Wenn der FC Barcelona anfragt, sagt man nicht nein. So spektakulär und auch einfach war das im Sommer 2019 für Ludovit Reis, als die Anfrage der Katalanen auf dem Tisch lag. Mit 19 Jahren vom FC Groningen zum Club von Lionel Messi, mehr geht nicht. Zwar "nur" für die zweite Mannschaft des viermaligen Champions-League-Siegers, aber dort avancierte "Ludo" schnell zur Stammkraft und durfte so auch bei den Topstars mittrainieren.
"Mein Plan ist, mit dem HSV in der Ersten Liga zu spielen." HSV-Profi Ludovit Reis
"Das war schon krass. Die siehst du sonst im Fernsehen und auf einmal stehst du mit Messi und Luis Suarez unter der Dusche", erzählt Reis im Podcast "Pur der HSV" von dieser prägenden Zeit beim FC Barcelona. "Aber nach einer Woche merkt man schon: Das sind ganz normale Jungs, die auch Spaß am Fußball haben. Das vergesse ich nie."
Beim FC Barcelona "viel gelernt"
Der achtmalige Weltfußballer Messi ist kein Mann der großen Worte, im Spiel lässt er Taten sprechen, auf dem Trainingsplatz reicht schon ein Blick.
"Einmal haben wir fünf gegen fünf gespielt und ich war zusammen mit Messi in einer Mannschaft. In einer Szene konnte ich den Ball einfach zu ihm ablegen, habe aber selbst geschossen", erinnert sich der HSV-Profi an eine Art Majestätsbeleidigung seinerseits. Aber "er hat zu mir geguckt und mir zu verstehen gegeben: 'good job'. Das vergisst man nicht. Es war eine schöne Zeit, ich habe viel gelernt".
Fußballerisch eben nicht "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei", sondern, "die einfachen Sachen immer gut zu machen. Keine 50:50-Bälle, nur 100 Prozent."
Reis: "Fühle mich wieder leicht auf dem Platz"
Das ist auch jetzt noch spürbar, rund sechs Jahre später beim HSV, wo die Fans den wahrscheinlich besten Reis erleben, den es je gab. Nach einer langen Leidenszeit mit einer hartnäckigen Schulterverletzung 2023 und einer schwerwiegenden Muskelblessur in dieser Saison ist der 24-Jährige stärker denn je zurückgekommen und führt den Zweitliga-Spitzenreiter mit der Binde am Arm und seiner Energie an. "Ich fühle mich wieder leicht auf dem Platz, das habe ich lange nicht gehabt", so Reis, der mit seinem Team am Freitag (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) die SV Elversberg empfängt.
"Ludovit Reis ist einer jener Spieler, die das Spiel lesen, bevor es passiert - und genau das macht ihn so wertvoll für den Hamburger SV." GSN-Analyse zu Ludovit Reis
Seine Fähigkeiten im Raumverhalten, seine strategische Passauswahl (Messi und Co. lassen grüßen) und seine hohe taktische Disziplin machen ihn zum HSV-Taktgeber, bei dem selbst die Datendeuter von GSN an ihre Grenzen stoßen. Der Einfluss, den er auf Spielverlauf, Pressingverhalten und Ballbesitzphasen nehme, sei in seiner Gesamtheit schwer messbar, aber auf dem Platz deutlich spürbar, so die Analyse.
Polzin über Reis: "Ein besonderer Spieler"
Auch Merlin Polzin kann manchmal nur staunen. "Mit seiner Energie im Pressing sorgt er für Ballgewinne in Situationen, in denen man denkt, da kann er eigentlich gar nicht rankommen. Und er schafft es immer wieder, eine gute Connection zu seinen Mitspielern herzustellen", sagt der HSV-Trainer über seinen Mittelfeldantreiber. "Wenn Ludo fit ist, ist er für uns in dieser Liga ein besonderer Spieler."
Und womöglich auch darüber hinaus. Der aktuelle GSN-Index weist Reis mit einem Wert von 68,91 bereits als guten Bundesligaspieler aus, der mögliche GSN-Index des Niederländers liegt allerdings bei 76,54 - also internationaler Klasse.
Von der geballten Weltklasse hat er auch in Barcelona gelernt. Mit dem Hamburger SV soll es zunächst einmal endlich die Bundesliga sein. "Mein Plan ist, mit dem HSV in der Ersten Liga zu spielen", so Reis, der sich seiner Aufgabe dabei bewusst ist: "auf dem Platz Spaß haben, gut Fußball spielen und das große Ziel erreichen." Etwas anderes wollten Messi und Co. damals in Barcelona ja auch nicht.
