Eine Frau hält ein Mobiltelefon auf der eine Buchungsbestätigung zu sehen ist © przemekklos_photocase Foto: przemekklos

Urlaub buchen: Vorsicht vor Extra-Kosten und "Dynamic Pricing"

Stand: 13.06.2024 13:47 Uhr

Reiseportale bieten den Vorteil, eine Vielzahl an Urlaubsangeboten vergleichen zu können. Nachteile sind schwankende Preise, Fake-Bewertungen und mögliche Servicegebühren. Worauf sollten Verbraucher achten?

von Anneke Müller

Auf Flugbuchungsportalen wie fluege.de, Swoodoo oder Skyscanner lassen sich gleichzeitig Hunderte von Preisen für bestimmte Flugrouten vergleichen. Trotzdem sollten Nutzer nicht vorschnell das erstbeste Angebot wählen, sondern selbst auf der Website der angegebenen Fluggesellschaften recherchieren. Dort sind die Flugpreise teilweise günstiger als auf den Vergleichsportalen.

Rabatte oft nur bei Premium-Abo

Außerdem locken viele Flugbuchungsportale mit vermeintlichen Rabatten: Der fett gedruckte Preis gilt aber häufig nur, wenn Nutzer ein Premium-Abo mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag abschließen. Bei nicht rechtzeitiger Kündigung verlängert es sich automatisch.

Fluege.de etwa erhebt grundsätzlich auf jede Buchung eine Servicegebühr. Einen Rabatt auf diese Servicegebühr gibt es nur, wenn man den Flug als "fluege.de PLUS Mitglied" bucht oder die hauseigene Mastercard Gold als Zahlungsmittel verwendet.

Verbraucherschützer kritisieren, dass Buchungsportale Kunden mitunter offensiv Zusatzleistungen wie Gepäckversicherungen oder Reiserücktrittsversicherungen anbieten. In den meisten Fällen seien diese teuren Versicherungen überflüssig oder ließen sich bei Versicherungsagenturen sehr viel günstiger buchen, so die Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Unzulässige Service-Pauschalen?

Auch beim Bezahlvorgang lauern auf Flugbuchungsportalen Gebührenfallen. Das ist generell nicht verboten. Der Gesetzgeber schreibt lediglich vor, dass es mindestens eine "zumutbare und gängige" sowie kostenfreie Zahlungsweise geben muss. Eine zumutbare Zahlungsmöglichkeit liegt dann vor, wenn die Zahlung ohne weitere Vertragsabschlüsse möglich ist.

Bietet das Flugportal nur dann Tickets ohne zusätzliche Servicegebühr an, wenn die Bezahlung mit hauseigener Kreditkarte erfolgt, ist dies nicht zulässig. Dennoch nutzen Portale wie fluege.de oder flug.de solche "Co-Branding Kreditkarten" für Buchungen.

"Dynamic Pricing": Reisepreise können schwanken

Mit dem sogenannten Dynamic Pricing reagieren Reise-/Buchungsportale in Echtzeit auf die aktuelle Nachfrage und die Situation am Markt. Die Preise für Hotels oder Flüge werden automatisch durch Algorithmen erstellt, sodass sie innerhalb kürzester Zeit stark schwanken können. Dabei können Faktoren wie die Tageszeit, der Wochentag oder das Wetter Einfluss auf die angezeigten Reisepreise haben.

Surfverhalten kann Preis beeinflussen

Oftmals steigt der Preis bei der Suche nach einem bestimmten Flug oder Hotel mit jedem neuen Aufruf der Webseite. Buchungsportale simulieren so eine erhöhte Nachfrage und setzen Kunden unter Druck. Auch die persönlichen Nutzerdaten, die wir durch unser Surfverhalten hinterlassen, können den Preis beeinflussen. Bei jeder Suchanfrage über den Browser wird eine Vielzahl an Daten übermittelt und gespeichert. Portale "erkennen" also, ob jemand Interesse an einer bestimmten Reise oder einem Flug hat.

Seit Mai 2022 müssen alle Buchungsportale und Online-Shops laut einer EU-Richtlinie verpflichtend angeben, wenn Preise unter Verwendung personenbezogener Daten individualisiert werden. Um digitale Spuren zu vermeiden, sollten Verbraucher Folgendes beachten:

  • Den Browserverlauf und vor allem Cookies löschen sowie den Cache regelmäßig leeren.
  • Möglichst nicht einloggen, sondern als Gast auf der Webseite surfen. Einmal eingeloggt, kann der Suchverlauf genau nachverfolgt werden.
  • Reiseangebote auf verschiedenen Endgeräten checken. Auch wenn eine Studie im Auftrag des Bundesjustizministeriums zu dem Ergebnis kommt, dass die Wahl des technischen Gerätes einen geringen Einfluss auf die Preisbildung hat, kommt es immer wieder vor, dass sich beim selben Angebot die Preise zwischen PC, Tablet und Smartphone unterscheiden.
  • Benutzung eines VPN-Dienstes: Ein VPN (Virtual Private Network) verschlüsselt die Internetverbindung. Die IP-Adresse lässt sich so verbergen beziehungsweise ändern.

Buchungsportale teilweise teurer

Dank unzähliger Buchungsportale war es noch nie so einfach wie heute, das passende Hotelzimmer zu finden. In welcher Reihenfolge die Hotels beim Suchergebnis aufgelistet werden, hängt allerdings von zahlreichen Kriterien ab - und die sind längst nicht alle objektiv. Beim Ranking der Ergebnisse werden oft Hotels bevorzugt, die hohen Umsatz bringen oder den Portalen am meisten Provision zahlen. Außerdem seien die Preise auf den Buchungsportalen teilweise höher als auf den Webseiten der Hotels selbst, so eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

Portale wie booking.com oder expedia.de würden es abstrafen, wenn ein Hotel auf seiner Webseite einen besseren Preis als auf dem Buchungsportal anbietet, die Folge sei eine schlechtere Platzierung in den empfohlenen Suchergebnissen. Verbraucherschützer raten, immer die vorhandenen Filter zu nutzen und die Suchergebnisse nach den persönlich relevanten Kriterien zu ordnen - beispielsweise dem günstigsten Preis, der Anzahl der Buchungen oder den besten Bewertungen.

Fake-Bewertungen von Hotels immer professioneller

Für viele Verbraucher sind positive Bewertungen das wichtigste Entscheidungskriterium für eine Hotelbuchung. So mancher Hotelbesitzer erliegt daher der Versuchung, seinen Bewertungsdurchschnitt durch den Kauf von guten Rezensionen aufzubessern. Solche Dienstleistungen lassen sich online ganz einfach bei Firmen beauftragen, die bei Interesse sogar mehrere Hundert Fake-Bewertungen für ein Hotel verfassen können.

Bewertungsportale wie Holidaycheck erklären auf ihrer Homepage, Bewertungsbetrug mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Mit immer neuen technischen Möglichkeiten und künstlicher Intelligenz können diese Schutzmechanismen allerdings häufig umgangen werden. Da das deutsche Strafrecht das Schreiben von gefälschten Bewertungen bisher nicht als Betrugsdelikt einstuft, kommen die Verfasser noch ungestraft davon.

Fake-Bewertungen erkennen

Um nicht auf Fake-Bewertungen hereinzufallen, sollten Verbraucher Folgendes beachten:

  • Nicht nur auf den Gesamtdurchschnitt schauen: Wenn viele Urlauber ein Hotel schlecht bewerten, reichen einige außerordentlich gute Fake-Bewertungen aus, um den Gesamtschnitt nach oben zu ziehen.
  • Existiert ein Hotel schon länger und hat im Vergleich zu früher innerhalb kürzester Zeit auffallend viele gute Bewertungen, sollte man genau hinsehen.
  • Auch extrem lange Texte, überschwängliche Formulierungen und viele Superlative können auf eine Fake-Bewertung hindeuten.
  • Außerdem sollten Verbraucher nachschauen, wer die Bewertungen verfasst hat und wie viele Bewertungen der Verfasser noch geschrieben hat. Bei Reiseportalen ist es beispielsweise unwahrscheinlich, dass ein Nutzer innerhalb kurzer Zeit in 20 Hotels auf der ganzen Welt übernachtet hat.

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Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 24.06.2024 | 20:15 Uhr

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