Gefälschte Reiseportale: Fake-Angebote im Netz erkennen

Stand: 12.06.2024 13:26 Uhr

Der Urlaub ist gebucht und bezahlt, das Ferienhaus existiert jedoch gar nicht. Gefälschte Reiseportale im Netz unterscheiden sich optisch kaum von seriösen Websites. So können Verbraucher Betrug erkennen.

Wenn Ferienhäuser, Pauschalreisen, Tickets oder Hotels im Internet besonders günstig angeboten werden, sollten Verbraucher misstrauisch sein. Denn im Netz finden sich immer häufiger gefälschte Buchungsportale mit nicht existenten Angeboten, die von den Websites großer Anbieter optisch kaum zu unterscheiden sind oder sogar darauf verlinken.

So gehen die Betrüger vor

Im Internet gibt es zahlreiche Programme zur Erstellung von Websites. Ganz ohne Vorkenntnisse können Cyberkriminelle so in kurzer Zeit seriös wirkende Fake-Reiseportale einrichten. Gerät eine falsche Website nach einiger Zeit durch schlechte Bewertungen geprellter Opfer oder Anzeigen in Verruf, nehmen die Betrüger diese offline und starten einfach von Neuem. Das alte Buchungsportal ist dann nicht mehr erreichbar. Dafür ist die gleiche, duplizierte Website unter einer neuen Web-Adresse zu finden. Die Betrugsmasche beginnt von vorn.

Häufig sind sogar mehrere, identische Websites unter verschiedenen Web-Adressen gleichzeitig online. Um Verbraucher zu täuschen, leiten Links von unseriösen Websites zudem inoffiziell auch auf Reiseportale großer Anbieter weiter, die davon nichts wissen.

Kunden werden unter Zeitdruck gesetzt

Damit Verbraucher schnell und ohne umfassende Prüfung auf das Betrugsangebot eingehen, wird Druck aufgebaut: So sind nach dem Klick auf den "Buchen"-Button meist rückwärts laufende Minuten zu sehen, die eine angebliche Reservierung des Angebots für einen beschränkten Zeitraum suggerieren. Da diese Marketingmethode in vielen Online-Shops gängig ist, werden Nutzer häufig nicht misstrauisch.

So erkennen Verbraucher gefälschte Reiseportale

Die Betrüger werden laut Roosbeh Karimi, Rechtsanwalt für Reiserecht, ständig raffinierter, sodass falsche Angebote nur schwer zu erkennen sind. Die Website Watchlist Internet bietet eine Übersicht über Reiseportale, die aktuell als betrügerisch eingestuft werden. Darüber hinaus sollten Nutzer laut Verbraucherzentrale nicht buchen, wenn:

  • Angebote auffallend günstig sind
  • der Gesamtbetrag im Voraus zu zahlen ist
  • die Buchung über soziale Medien erfolgt
  • auf der Website kein Impressum vorhanden ist
  • im Netz negative Bewertungen zu finden sind, die vor Betrug warnen
  • Gütesiegel wie "TrustedShops" nicht auf den Aussteller des Siegels verlinken
  • auf der Website des Gütesiegels keine Informationen über den Reiseanbieter zu finden sind

Ist auf einer Website ein Impressum vorhanden, sollte die Adresse per Suchmaschine und Karte auf die Existenz eines entsprechenden Firmensitzes überprüft werden.

Fake-Fallen lauern oft in sozialen Netzwerken

Gerade auf Social Media-Plattformen wie Facebook wird es Betrügern leicht gemacht. Die Identitäten der Accountinhaber werden nur sehr selten überprüft, häufig klauen die Betrüger Fotos von echten Facebook-Profilen oder hacken den Account anderer Nutzer.

Interessenten sollten das Angebot immer kritisch hinterfragen, denn selbst Mietverträge mit genauen Angaben zum Ferienhaus oder Fotos von der Immobilie sind kein Indiz dafür, dass der Anbieter tatsächlich der Besitzer des Hauses ist. Da die Betrüger meist Fotos und Infos von den Webseiten echter Ferienhausanbieter oder Immobilienfirmen klauen, können sie sehr realistische Angaben zum angefragten Objekt machen. Urlauber sollten skeptisch werden, wenn:

  • Die Kommunikation schnell auf andere Kanäle wie WhatsApp verlegt werden soll. Die Täter nutzen oft Prepaid-Karten, über die sich ihre Identität nicht zurückverfolgen lässt.
  • Das Social Media-Profil keine weiteren Infos über den Accountinhaber enthält und erst vor Kurzem angelegt wurde.
  • Die Anzahlung auf ein Konto mit einer IBAN überwiesen werden soll, die nicht mit dem Ländercode des Ferienhausanbieters übereinstimmt
  • Der Anbieter Druck aufbaut, die Anzahlung besonders schnell zu leisten.

Urlauber sollten versuchen, vor Buchung telefonischen Kontakt mit dem Vermieter aufzunehmen. Außerdem kann es helfen, die Fotos des Ferienhauses in einer Bilder-Rückwärtssuche einzugeben wie beispielsweise Google Lens. Hierbei wird angezeigt, auf welchen Webseiten die Fotos sonst noch zu finden sind, sodass man bei geklauten Bildern schnell auf die echten Ferienhausvermieter oder Immobilienfirmen stößt.

Booking.com: Warnung vor Betrug

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt vor Betrugsversuchen bei Reisebuchungen über Booking.com. In einem Fall versuchten Kriminelle an persönliche Daten einer Kundin zu gelangen. Eine vermeintliche Mitarbeiterin des gebuchten Hotels inszenierte per WhatsApp Probleme mit der Zahlung. "Die Betrüger haben nicht nur persönliche Daten von Buchenden. Sie wissen sogar genau, für welchen Zeitraum Kundinnen und Kunden welches Hotel gebucht haben", sagt Kathrin Bartsch, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Einen Betrugsversuch zu erkennen, sei mitunter sehr schwer, erklärt Bartsch. Sie rät, E-Mail-Adressen immer genau zu prüfen und externe Links nicht anzuklicken: "Erst recht, wenn Konto- oder Kreditkartendaten abgefragt werden", so die Expertin.

Was tun, wenn ich auf ein Fake-Portal hereingefallen bin?

Cyberkriminelle haben ihren Sitz meist im Ausland und kommen häufig ungestraft davon, das Geld ist in vielen Fällen weg. Da in der Regel weit im Voraus gezahlt werden muss, erkennen Verbraucher den Betrug meist erst spät. Wer Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte laut Verbraucherzentrale sofort

  • die Bank oder Kreditkartenfirma informieren
  • eventuell abgeschlossenen Käuferschutz durch Zahlungsmethoden wie zum Beispiel PayPal aktivieren
  • alle Belege und Nachrichten rund um die Buchung und Bezahlung von Tickets dokumentieren
  • Strafanzeige bei der Polizei stellen (zum Beispiel über die Onlinewachen der Länder)

Rechtsanwalt Karimi appelliert an die Verbraucher, trotz Vorfreude aufs Reisen ganz genau hinzuschauen und alle Details in Ruhe zu prüfen.

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Die Tricks | 24.06.2024 | 20:15 Uhr

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