Mehrere Fälschungen der Edelmarke Rolex werden auf einem Basar in Istanbul zum Kauf angeboten. © picture alliance / dpa-Zentralbild | Matthias Tödt Foto: Matthias Tödt

Produktpiraterie: Fälschungen von Markenware

Stand: 11.11.2022 09:37 Uhr

Fälschungen von Markenartikeln werden oft als so genannte Replikate verkauft. Doch im Gegensatz zu genehmigten Nachbildungen sind sie illegal. Auch vor Medikamenten macht die Produktpiraterie nicht Halt.

von Jessica Ostermünchner

Ob Rolex-Uhr, Chanel-Tasche oder Prada-Kleid: Einige Luxusmarken sind so begehrt, dass es sich für kriminelle Fälscher besonders lohnt, die gefragten Produkte nachzumachen. Viele Händler, vor allem in Urlaubsländern wie der Türkei oder Spanien, bieten auf Märkten ganz offen Fälschungen bekannter Labels an. Dazu kommen Anbieter, die ihre sogenannten Replikate über das Internet verkaufen.

Replikat: Oft ein Tarnbegriff für gefälschte Produkte

Rechtsanwalt Kay Ole Johannes und NDR Moderator Jo Hiller mit Fälscherware. © NDR/Jessica Ostermünchner
Rechtsanwalt Kay Ole Johannes und NDR Moderator Jo Hiller mit Fälscherware.

Auf einigen Webseiten bewerben die Anbieter ihre Ware als Replikat. Der Hamburger Markenschutz-Rechtsanwalt Kay Ole Johannes bewertet diese Begrifflichkeit als Tarnung. So solle die Tatsache abgemildert werden, dass es sich bei den angebotenen Artikeln klar um Fälschungen handele. Ein legales Replikat ist demnach eine Nachbildung, die nur mit der Genehmigung des Markenrechte-Inhabers hergestellt werden darf - ein Beispiel dafür sind kleine Modellautos bekannter Automarken. Dass beispielsweise den Verkäufern von nachgeahmten Taschen bekannter Luxusmarken eine entsprechende Genehmigung vorliegt, ist stark zu bezweifeln. Entsprechend handelt es sich bei vielen Replikaten um Fälschungen.

Gefängnisstrafe für Handel mit Fälschungen

Der gewerbsmäßige Handel mit Fälschungen ist illegal und damit strafbar. Den Verkäuferinnen und Verkäufern kann eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren drohen. Anders sieht es aus, wenn man als Privatperson eine Fälschung im Internet bestellt oder im Urlaub kauft. Wenn dies nachweislich für den privaten Gebrauch passiert und kein Weiterverkauf stattfindet, darf die Tasche behalten werden und es droht keine Strafe.

Plagiate verursachen wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe

In einer Studie zum Thema Produktpiraterie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young gab mehr als jeder dritte Konsument in Deutschland (38 Prozent) an, schon einmal bei Plagiaten von Schmuck, Bekleidung oder Technik zugegriffen zu haben. Dabei war knapp der Hälfte von ihnen bewusst, dass es sich um eine Fälschung handelte.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) schätzen den weltweiten Schaden durch Fake-Produkte für das Jahr 2019 auf rund 412 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 2,5 Prozent des Welthandels.

Uhren, Taschen, Medikamente: Unzählige Produkt sind gefälscht

Handtaschen und Uhren sind ein Klassiker der Fälscherindustrie. Auch Körperpflegeprodukte oder Kinderspielzeug haben eine hohe Fälscherquote. Das Spektrum der Plagiate hat sich in den vergangenen Jahren aber deutlich erweitert: "Es gibt kaum noch ein Produkt, das vor Fälschungen sicher ist", sagt Rüdiger Stihl, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM). Längst werden auch Elektroartikel oder Medikamente gefälscht. Hier sei der Verbraucher besonders gefährdet, meint Stihl: "Gefälschte Elektrogeräte genügen nicht den Sicherheitsstandards und Medikamente mit fehlenden oder gar giftigen Wirkstoffen sind eine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben."

Produktpiraterie auch bei großen Industrieanlagen

Von Produktpiraterie sind nicht nur einzelne Konsumgüter betroffen: Auch Maschinen und sogar ganze Industrieanlagen werden nachgebaut. In einer Studie im Auftrag des Verbands des deutschen Maschinen- und Anlagebaus (VDMA) von 2022 gaben 72 Prozent der Mitgliedsunternehmen an, von Produktpiraterie betroffen zu sein. Als deutliche Spitzenreiter mit rund 60 Prozent gelten Plagiate des gesamten äußeren Erscheinungsbildes (Design) und einzelner Komponenten. Doch auch Plagiate von digitalen Dienstleistungen sind nicht selten: Eins von fünf Unternehmen konnte Plagiate ihres Web-Auftritts beobachten.

Gefälschte Produkte melden

Wer als Käufer auf ein gefälschtes Produkt beispielsweise in einem Online-Shop aufmerksam wird, sollte den Markeninhaber informieren. Dieser hat die alleinigen Verkaufs- und Verwertungsrechte an seiner Marke und kann gegenüber den Fälschern vor Gericht Ansprüche auf Unterlassung und Schadenersatz durchsetzen.

 

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Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 14.11.2022 | 21:00 Uhr

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