Wie Hersteller Kindern Lust auf Ungesundes machen
Wurst mit Gesichtern, Pudding-Verpackungen in knallbunten Farben, Käse mit Tiermotiven - so locken viele Hersteller Kinder an. Doch oft sind gerade solche Produkte alles andere als gesund.
Die Lebensmittelindustrie hat längst auch Kinder als Konsumenten entdeckt - und wirbt ganz gezielt bei den Jungen und Mädchen. Bunt und lustig sind die Verpackungen, geworben wird mit Cartoons, Tieren und Spielzeug. Das Ergebnis ist in den Augen von Verbraucherschützern unerfreulich: Denn die Lebensmittel sind oft viel zu süß oder enthalten ungesunde Zusatzstoffe.
Viel Zucker in Joghurt und Frühstücksflocken
Dass Lebensmittel für Kinder oft mehr Zucker als vergleichbare Produkte für Erwachsene enthalten, zeigt eine Studie des Max Rubner-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch untersuchte 2019 in einer Marktstudie 78 Frühstücksflocken und 32 Joghurt-Sorten auf ihren Zuckergehalt. Im Schnitt enthielten die untersuchten Joghurt-Sorten 14 Prozent Zucker, die Frühstücksflocken sogar knapp 25 Prozent.
Kinder schauen weniger TV - aber mehr Werbung
Eine aktuelle Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes unter Eltern und Großeltern belegt: Werbung hat einen starken Einfluss auf Kinder. Eine Studie der Universität Hamburg kommt zu dem Schluss, dass Kinder heute zwar weniger Fernsehen im Vergleich zu noch 2007 schauen, aber in kürzerer Zeit dafür mehr Spots sehen. 92 Prozent der Werbespots, die Kinder sehen, bewerben ungesunde Produkte. Verbraucherschützer fordern deshalb ein generelles Werbeverbot für Produkte, die nicht den WHO-Leitlinien entsprechen.
Produktgestaltung ist von Selbstverpflichtung ausgenommen
Lebensmittelwerbung, die an Kinder gerichtet ist, ist in Deutschland durch den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag zwischen den Bundesländern geregelt. Dieser wird wiederum von den Verhaltensregeln des Werberats ergänzt. Diese Regeln sind freiwillig. Zusätzlich gibt es Selbstverpflichtungen von Herstellern. So haben zum Beispiel große Konzerne wie Kellogg’s den EU-Pledge - eine freiwilige Selbstregulierungsinitiative führender Nahrungsmittel- und Getränkehersteller - unterzeichnet, der besagt, dass sich Werbung nicht an Kinder unter 14 Jahren richten soll. Doch Produktgestaltungen sind von den jetzigen Regelungen ausgenommen. Und genau die Gestaltung sei es, die Kinder an die Regale locke, so Verbraucherschützer.
Andere Länder: Zucker-Steuer und Cartoon-Verbot
Andere Länder gehen bereits härtere Wege. In Chile sind Produkte mit Zucker höher versteuert und mit schwarzen Warn-Symbolen versehen. Dort gibt es auch keine Cartoon-Figuren mehr auf zuckerhaltigen Frühstücksflocken.
Aber auch in Europa sind manche Länder strenger als Deutschland. Großbritannien, Irland, Norwegen und Schweden zum Beispiel verbieten Werbung für Lebensmittel mit besonders viel Zucker im Radio- und Fernsehprogramm, die sich an Kinder richtet.