Seehundstation Norddeich: Kinderstube der Heuler
In der Seehundstation im ostfriesischen Norden-Norddeich päppeln Pfleger verwaiste Tiere auf. Das angrenzende "Waloseum" informiert über die Welt der Wale und den Lebensraum Wattenmeer.
Jedes Jahr ab Juni füllt sich die Seehundstation im ostfriesischen Norddeich mit Dutzenden Heulern. Die jungen Seehunde haben in freier Wildbahn den Kontakt zu ihrer Mutter verloren. Oft ist dafür der Mensch verantwortlich: Sportboote, die zu schnell und zu nah an die Seehundbänke heranfahren, nicht geführte Wattwanderungen oder Tierfreunde, die ein Foto mit dem Seehund machen wollen. Natürliche Katastrophen für einen jungen Seehund sind zum Beispiel der Tod der Mutter, starke Stürme und heftige Sommergewitter.
Ohne ihre Mutter sind verwaiste Jungtiere auf die Hilfe des Menschen angewiesen. In Norddeich werden die Jungen dann im Schnitt 65 Tage sorgsam aufgepäppelt, bis sie genug Fett und Muskulatur angesetzt haben, um in die Freiheit entlassen zu werden.
Informationen bei den Fütterungen
1971 begann die Arbeit mit einer kleinen Station am Schwanenteich. Sie ist - neben der Einrichtung in Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen - die einzige offizielle Aufnahmestation an der deutschen Nordseeküste. Jährlich nimmt die Station in Norddeich bis zu 150 verwaiste Tiere auf. Die Seehundbabys bekommen anfangs täglich rund ein halbes Dutzend Mahlzeiten in Form einer Lachsemulsion. Nach etwa einer Woche wird die Nahrung nach und nach auf Fisch umgestellt. Bei den täglich stattfindenden Fütterungen informieren die Tierpfleger die Besucher über die Heuler der Station.
Wenig Kontakt zu Menschen
Da die Tiere wieder ausgewildert werden sollen, ist es wichtig, dass sie sich nicht zu stark an Menschen gewöhnen. Nur Pfleger dürfen in die Außenanlage. Besucher der Seehundstation können die Tiere durch große Glasscheiben beim Schwimmen und bei den Fütterungen beobachten. In den Wintermonaten sind in den Schwimm- und Aufzuchtbecken manchmal auch Kegelrobben unter den tierischen Gästen.
Zu den Aufgaben der Station gehören neben der Aufzucht und Auswilderung der Tiere auch Projekte zur Seehundforschung. Außerdem informiert eine Ausstellung, die auch für Kinder konzipiert ist, ausführlich über Seehunde und ihren Lebensraum - das Wattenmeer.
Waloseum: Die Welt der Wale
Weitere Einblicke in die Meereswelten bietet das Waloseum auf der Warft Osterloog, etwa fünf Kilometer von der Aufzuchtstation entfernt. Zu sehen ist dort unter anderem das 15 Meter lange Skelett eines 2003 vor der Insel Norderney verendeten Pottwals. Es schwebt an Stahltrossen befestigt in einem Ausstellungsraum. Eine Evolutionslinie vom Dinosaurier bis in die Gegenwart veranschaulicht die Entwicklungsgeschichte der Wale.
Wattenmeer: Ebbe und Flut 15-Minuten-Takt
Im Waloseum geht aber nicht nur um Wale: Bereits in der Eingangshalle des Museums erwartet die Besucher ein Modell des niedersächsischen Wattenmeeres. Im 15-Minuten-Takt werden dort Ebbe und Flut simuliert. Meerwasseraquarien und Spielbereiche für Kinder sind ebenfalls vorhanden. Im Obergeschoss des Gebäudes geht es um die Vogelwelt der niedersächsischen Nordseeküste. Zum Waloseum gehört auch eine Quarantänestation für junge Robben. Dort werden von ihren Müttern getrennte Jungtiere betreut, bis sie zu ihren Artgenossen in die Seehundstation kommen.