Seehundstation Friedrichskoog: Hilfe für Heuler
Immer wieder verlieren junge Seehunde im Wattenmeer ihre Mütter. In Friedrichskoog an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste päppeln Pfleger die sogenannten Heuler auf. Besucher sind willkommen.
Sie heißen Rudi, Pepe, Meike oder Lara. Allen gemeinsam sind die schwarzen Kulleraugen, das weiche Babyfell - und die Tatsache, dass sie auf die Hilfe von Menschen angewiesen sind, um zu überleben. Alljährlich landen etwa 200 Robbenbabys in der Seehundstation in Friedrichskoog. Meist handelt es sich um Jungtiere, die von ihrer Mutter getrennt wurden, oder um verletzte Tiere, die an den schleswig-holsteinischen Nordseestränden gefunden wurden.
Erst Brei, dann Frischfisch
In der Station ziehen Pfleger die kleinen Seehunde zunächst mit einem der Muttermilch ähnlichen Brei groß, bis die Tiere ihre ersten Heringe vertilgen können. Nach etwa zwei bis drei Monaten, wenn sie ein Gewicht von mindestens 25 Kilogramm erreicht haben, entlassen die Biologen ihre Schützlinge wieder in die freie Wildbahn. Die aufgepäppelten Seehunde sind dann um einiges schwerer als ihre in der Natur lebenden Altersgenossen - die Extra-Fettreserven benötigen sie für einen guten Start. Denn vor ihrer Auswilderung haben die Jungtiere noch nicht gelernt, selbstständig zu jagen.
Seehundstation für Besucher geöffnet
Besucher sind in der Station willkommen. Damit sich die jungen Robben nicht zu sehr an Menschen gewöhnen und möglichst naturnah betreut werden können, herrscht im Aufzuchtbereich der Station allerdings Besuchsverbot. Gäste können die Heuler aber durch bodentiefe Panoramascheiben aus Räumen im ersten Stock beobachten. Zusätzlich informiert eine Ausstellung über das Leben der Seehunde und Kegelrobben im Wattenmeer sowie über weitere Robbenarten aus aller Welt, wie etwa den südafrikanischen Seebären oder den Seeleoparden.
Einige Tiere leben dauerhaft in Friedrichskoog
Fünf bis zehn Seehunde und Kegelrobben leben ständig in der Anlage, weil sie in der Nordsee nicht überleben würden. Dazu zählen etwa Seehund Mareike, die im Hamburger Hafen gefunden wurde und der eine Kralle fehlt. Kegelrobbe Nemirseta stammt von der litauischen Ostseeküste und kam nach Friedrichskoog, da sie sich nicht selbstständig ernähren konnte. Die Tiere leben in einem Meerwasserbecken, wo sie gern um die Wette tauchen. Besucher können sie sowohl im Außenbereich als auch durch die Panoramascheiben von innen beobachten. Eine große Aussichtsterrasse bietet zudem einen guten Blick über die gesamte Anlage.
Dass Seehunde und Kegelrobben gemeinsam gehalten werden, ist eine Besonderheit der Station in Friedrichskoog - und bietet Besuchern eine gute Gelegenheit, beide in Deutschland heimischen Robbenarten zu beobachten.
Was sind Heuler?
Die Bezeichnung Heuler für die verwaisten Seehundbabys kommt übrigens von den charakteristischen Rufen - einem Mitleid erregend klingenden Heulen - an denen die Mutter ihr Junges erkennt. Die Seehundstation in Friedrichskoog ist die einzige Einrichtung ihrer Art in Schleswig-Holstein und besteht seit 1985. Eine weitere Seehund-Aufzuchtstation gibt es im niedersächsischen Norddeich.
Seeheilbad am Wattenmeer
Neben der Seehundstation ist Friedrichskoog für seine Lage am Wattenmeer bekannt. Weitläufige Grünstrände und ein Hafen prägen das kleine Nordseeheilbad, das auch ein guter Ausgangspunkt für ausgedehnte Radtouren durch das flache Marschland nördlich der Elbmündung ist.