Mit dem Fahrrad am Mittellandkanal entlang
Ohne Steigungen von der Ems bis zur Elbe: Am Mittellandkanal fahren Radler im Grünen und autofrei quer durch Niedersachsen - vorbei an Häfen, Schleusen und Lastkähnen.
Quer durch Deutschland radeln und dabei kaum eine Steigung hinauf strampeln? Kein Problem, wenn man sich am Mittellandkanal orientiert. Mit gut 320 Kilometern ist er die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands. Quer durch Niedersachsen verbindet der Kanal Ems und Rhein im Westen mit der Elbe im Osten. Bereits vor mehr als 100 Jahren begannen die Bauarbeiten. Ein Betriebs- und Versorgungsweg, den auch Radler und Fußgänger nutzen können, begleitet den Kanal teils am Nord-, teils am Südufer.
Eine Tour abseits von Straßen
Die Wege sind meist mit feinem Kies befestigt, stellenweise geteert. Autos begegnen einem nur in Ausnahmefällen. Obwohl es keine durchgängige Beschilderung gibt, können sich Radler kaum verfahren. Häufig geht es geradeaus, Kurven werden in großen Bögen gefahren, die auch die bis zu 185 Meter langen Lastkähne auf dem Wasser bewältigen können.
Langweilig wird es auf einer Kanaltour trotzdem nie. Die Route führt durch Wiesen und Felder, Naturschutzgebiete, an Häfen und Anlegestellen vorbei und in Hannover auch durch eine Großstadt. An vielen Stellen liegt der Kanal höher als die Landschaft ringsum und bietet so einen weiten Blick über das flache Land. Immer wieder kommen Radlern große Frachtschiffen entgegen, die gleichmäßig durch das Wasser gleiten.
Im Trog über die Weser
Wer den Mittellandkanal in voller Länge mit dem Rad begleiten möchte, sollte im Westen starten, um den üblichen Westwind im Rücken zu haben. Bei Hörstel in Nordrhein-Westfalen beginnt der Kanal als Abzweig des Dortmund-Ems-Kanals. Nach einigen Kilometern kommt er bei Bramsche nach Niedersachsen und führt nördlich des Wiehengebirges über Bad Essen nach Minden. Eine 341 Meter lange Brücke leitet den Kanal dort in zwei riesigen Trögen über die Weser. Ein Wasserstraßenkreuz mit Schleusen verbindet beide Gewässer.
Wassernachschub aus der Weser
Ein Pumpwerk sorgt dafür, dass der Wasserstand im Mittellandkanal stets konstant bleibt. Da erhebliche Mengen Wasser verdunsten, wird regelmäßig Nachschub aus der Weser in den Kanal gepumpt. Damit der Wasserstand der Weser in trockenen Sommern nicht zu weit absinkt, wurde um 1910 in Nordhessen die Edertalsperre gebaut. Bei Bedarf wird gestautes Wasser über Eder und Fulda in die Weser geleitet.
In der Schleuse 15 Meter nach oben
Am Schaumburger Wald entlang führt der Kanal weiter in nördliche Richtung fast bis zum Steinhuder Meer und nach Hannover. Nach rund 150 Kilometern überquert die Wasserstraße die Leine in einem weiteren Trog. Hier kann man mit dem Rad unter dem Kanal hindurchfahren. Dann geht es in einem Bogen durch die nördlichen Viertel Hannovers zur größten Schleuse am Kanal im Stadtteil Anderten. In zwei 227,5 Meter langen Schleusenkammern werden Schiffe um 14,7 Meter von 50,3 Meter über Normalnull auf 65 Meter angehoben.
Stichkanäle nach Süden und Norden
Kurz vor Braunschweig zweigt bei Kilometer 213,5 einer der zahlreichen Stichkanäle ab und verbindet die Stahlstadt Salzgitter mit dem Wasserstraßennetz. Rund 20 Kilometer später mündet von Norden der Elbe-Seitenkanal in den Mittellandkanal. Im Wolfsburger Stadtteil Sülfeld steht die zweite Schleusenanlage. Das Niveau des Wassers sinkt dort wieder von 65 auf 56 Meter. Wenig später überquert der Mittellandkanal die einstige innerdeutsche Grenze und führt dann durch Sachsen-Anhalt nach Magdeburg.
Hinunter auf die Elbe
Nördlich der Stadt trifft der Kanal auf die Elbe, mit der er über eine Schleuse verbunden ist. Die Anlage senkt Schiffe, je nach Wasserstand der Elbe, um 10,5 bis 18,5 Meter auf das Niveau des Flusses ab. Der Kanal selbst führt in einem Trog über die Elbe und endet wenig später offiziell an der Schleuse Hohenwarthe. Dort geht er in den Elbe-Havel-Kanal über, der weiter nach Osten führt und die Elbe unter anderem mit Berlin verbindet.