Freilichtmuseum am Kiekeberg: Landleben damals erleben
Pommersche Gänse sind die ersten, die den Besucher hinter dem Eingang des Museums bei Hamburg erwarten. Lebendig geht es auch auf dem Rundgang zu, der an zahlreichen alten Gebäuden vorbeiführt.
Die Höfe auf dem 12 Hektar großen Freigelände zeigen anschaulich das ländliche Leben in der Lüneburger Heide und der Winsener Elbmarsch vor 200 Jahren. Das sogenannte Agrarium informiert zudem über Landwirtschaft gestern und heute. Hier darf jeder in die Rolle des Landwirts schlüpfen und den Weg vom landwirtschaftlichen Produkt zum Nahrungsmittel im Supermarkt nachvollziehen.
Wie bewege ich Wasser?
Gleich zu Beginn des Rundgangs können Kinder an der ersten Station des Wassererlebnispfads aktiv werden. Mit einer Handpumpe wird wie in früheren Zeiten Wasser in Eimer gepumpt. Diese schleppen die meisten Kinder begeistert zu einer Wasserleitung aus Brettern, über die das kühle Nass weitergeleitet wird. Die Stationen des Wassererlebnispfades ziehen sich über das gesamte Ausstellungsgelände und sollen frühere Wege der Wasserversorgung sowie der Be- und Entwässerung aufzeigen.
Nissenhütte: Zeuge der Nachkriegszeit
Vorbei am Agrarium führt der Weg zunächst zu einer Nissenhütte von 1950. Sie veranschaulicht die Not der Nachkriegszeit, als die Wellblechhütten als Notunterkünfte dienten, und ist Teil eines Museumsabschnitts, der die typische Architektur von 1945 bis in die 1970er-Jahre beleuchtet. Zu dem Abschnitt zählen auch ein Siedlungsdoppelhaus und eine Tankstelle der 1950er-Jahre.
Während der Weg auf der einen Seite zum Wasserspielplatz weiterführt, geht es auf dem Rundweg zu einer Ziegelei. Es folgen ein früheres Betonfertigteilewerk sowie eine Schmiede, aus der lautes Hämmern ertönt. Ein Schmied gibt dort regelmäßig Kurse in dieser historischen Handwerkskunst. In diesem Abschnitt des Museums wird die frühe Industriezeit auf dem Dorf lebendig.
Mensch und Tier auf engstem Raum
Die Bewahrung alter Haustierrassen gehört zu den Zielen des Museums. Bentheimer Schweine und Ramelsloher Hühner bevölkern die Gärten und Ställe der historischen Bauernhöfe. Die enge Unterbringung von Menschen und Tieren in einem Gebäude lässt vor allem die jüngeren Besucher staunen.
Das karge Mobiliar, einfache Feuerstellen und Waschtröge vermitteln einen Eindruck von der Härte und Einfachheit des bäuerlichen Lebens in der Lüneburger Heide. Anders sah das Leben für die Bewohner eines Hofes aus der fruchtbaren Winsener Marsch aus: Kacheln oder Tapeten an den Wänden sowie eine klarere Trennung von Wohn- und Stallbereich zeugen von mehr Wohlstand.
Mitmachpfad lässt das Bauernleben nachempfinden
Historische Techniken und Arbeitsweisen erfahren neugierige Besucher auch an den elf Stationen des Mitmachpfads. Körbe flechten, Holz feilen, Wäsche glätten oder Nahrungsmittelvorräte am Geruch erkennen - selbst ausprobieren macht Spaß und zeigt, wie zeitintensiv und anstrengend diese Tätigkeiten waren.
Der Rundgang endet an "Stoof Mudders Kroog", einem Restaurant mit lauschigem Garten. Wechselnde Ausstellungen zeigt das Museum im Eingangsgebäude, wo sich auch ein Hofladen mit Produkten aus den Museumsgärten befindet.
Magnet für Kinder: der Wasserspielplatz
Ein Muss ist der Besuch auf dem Wasserspielplatz, der besonders an heißen Tagen viele Besucher anzieht. Im Mittelpunkt steht ein Floß, auf dem sich die Kinder an einem Tau über ein Wasserbecken ziehen können. Wer trocken bleiben will, ist hier am falschen Ort. Ein Pilzkiosk aus den 1950er-Jahren sorgt für Verpflegung, zudem laden Picknickbänke zu einer Rast ein.
Kühe melken im Agrarium
Wissenswertes über Ernährung und Landwirtschaft präsentiert das Agrarium. Insbesondere Liebhaber alter landwirtschaftlicher Maschinen kommen hier auf ihre Kosten. Ein Highlight für Kinder ist die lebensgroße Plüschkuh, die darauf wartet, gemolken zu werden. Sie steht im Zentrum des Bereiches über Milchproduktion und -verarbeitung. Beliebt bei den Jüngeren ist auch der Mähdrescher-Simulator im Untergeschoss, wo ansonsten vor allem Erntemaschinen und -geräte aus früheren Zeiten stehen.
Ernähre ich mich richtig?
Kann ich eine Mahlzeit meinem Energiebedarf entsprechend richtig zusammenstellen? Wann hat welches Gemüse Saison? Wie viel Zucker steckt in Gummibärchen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet die Ausstellung sehr anschaulich. Für weitergehende Informationen muss der Besucher allerdings oft längere Texte lesen. Daher empfiehlt sich Interessierten ein gesonderter Besuch im Agrarium.
Ein Museum zum Mitmachen
Als das Museum 1953 gegründet wurde, war der Honigspeicher das erste historische Gebäude. Heute können Besucher inmitten der mehr als 30 alten Gebäude kochen, backen, werken, im historischen Tanzsaal feiern, malen oder Tagungen abhalten. Mitmachen hat am Kiekeberg einen hohen Stellenwert. Regelmäßig finden Kurse, Märkte und Feste statt. Hobbygärtner erhalten in einem der historischen Nutzgärten Inspiration, etwa im Garten am Pringens Hof oder am Fischerhaus. Eine Außenstelle des Museums in Moisburg zeigt eine voll betriebsfähige Wassermühle auf dem technischen Stand von 1930.