VIDEO: Nikolaihof Bardowick: Restauratoren blicken in die Vergangenheit (4 Min)

Bardowick: Auf den Spuren des Mittelalters

Stand: 12.02.2025 11:42 Uhr

Wahrzeichen von Bardowick ist der trutzig anmutende Dom. Lohnend ist eine Tour auf dem historischen Rundweg durch den kleinen Ort bei Lüneburg, der im Mittelalter ein bedeutendes Handelszentrum war.

Bardowick liegt nur wenige Kilometer nördlich von Lüneburg und ist über die Region hinaus für seinen Spargel und das große traditionelle Erntedankfest bekannt, das jährlich im September stattfindet. Interessant ist die Geschichte des Ortes. Um 1100 stand Bardowick in voller wirtschaftlicher Blüte, die umwallte Fläche war damals dreimal größer als die der legendären Wikingerstadt Haithabu.

Großer Dom mit langer Geschichte

Der mittelalterliche Dom in Bardowick. © imago images / imageBROKER Foto: Helmut Meyer zur Capellen
Der mächtige Dom wurde zwischen 1389 und 1485 erbaut, hatte aber ältere Vorgängerbauten.

Wie bedeutend Bardowick war, zeigt auch die Tatsache, dass dort damals neun Kirchen standen. Der wuchtige Dom St. Peter und Paul mit seinen beiden achteckigen Türmen prägt den Ort noch heute. Sehenswert im Inneren sind unter anderem das mittelalterliche Bronze-Taufbecken von 1367 sowie der prächtige Marienaltar aus dem 15. Jahrhundert. Die Kirche ist täglich geöffnet, das Kirchenbüro bietet auf Anfrage Führungen an.

Rundweg führt zu Bardowicks Sehenswürdigkeiten

Wer mehr über Bardowick erfahren möchte, kann sich auf einen rund sechs Kilometer langen historischen Rundweg begeben. Er ist ausgeschildert mit dem Symbol eines sogenannten Bardowicker Pfennigs - einer mittelalterlichen Münze, die damals in dem Ort geprägt wurde. Der Weg führt zu vielen Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern - dazu zählen etwa der St. Nikolaihof und Meyers Windmühle - , Schautafeln informieren über ihre Historie.

Eine Station ist das Heimatmuseum Gildehaus. Es ist in einem niedersächsischen Zweiständerhaus untergebracht und dokumentiert die bewegte Geschichte des Ortes und das Leben der Menschen auf dem Land.

Startpunkt für Wander- und Radtouren ins Umland

Bardowick ist auch ein guter Ausgangspunkt für Rad- und Wandertouren in das schöne Umland - etwa entlang der Ilmenau oder und rund um Lüneburg.

Florierender Handelsplatz im Mittelalter

Historischer Rundgang durch Bardowick: Gildehaus. © NDR Foto: Britta Probol
Im ehemaligen Gildehaus ist heute das Heimatmuseum untergebracht. Es dokumentiert die Geschichte des Ortes.

Bardowick gehört zu den ältesten Orten in Niedersachsen. Erstmals erwähnt wird der Ort bereits im 8. Jahrhundert. Verkehrstechnisch günstig gelegen in der Ilmenauniederung, an der Grenze von Franken- und Sachsenreich, entwickelt er sich zu einer Drehscheibe des Fernhandels mit eigenen Münz- und Zollrechten. Zahlreiche Kaufleute siedeln sich an, das Lüneburger Salz wird hier auf Kähne geladen und Richtung Elbe verschifft.

Bardowicks Stern beginnt zu sinken, als die deutschen Fürsten die Slawen im Norden und Osten zurückdrängen und sich einen Zugang zur Ostsee erobern. Bardowicks Herr, der Welfenherzog Heinrich der Löwe, fördert nun vor allem den wichtigen Hafen in Lübeck und baut ihn ab 1157 zur Stadt aus.

Ein Bulle besiegelt das Schicksal von Bardowick

Der Sage nach war es ein Bulle, der Bardowick schließlich das Verderben brachte. Da sich die Bewohner gegen Heinrich den Löwen aufgelehnt hatten, belagerte dieser im Oktober 1189 tagelang die Stadt. Von den Schutzwällen hinab sollen die beleidigten Bardowicker dem Herzog und seinen Truppen den nackten Mors gezeigt haben - diese Szene, die sogenannte Gesäßhuldigung, ist auf dem Schweriner Löwendenkmal verewigt.

Nach zwei Tagen verirrte sich ein Bulle zum Heer Heinrichs, das jenseits der Ilmenau campierte. Jemand kam auf die Idee, dem Tier zu folgen, das offensichtlich aus Bardowick kam und eine flache Stelle im Fluss genutzt haben musste. Tatsächlich trabte der Bulle zurück in die Stadt und führte so die Welfentruppen durch die Furt. Am 28. Oktober 1189 legten sie Bardowick in Schutt und Asche. Von diesem Schlag erholte sich der Domflecken nie mehr.

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