Auf den Spuren des Mittelalters in Bardowick
Wahrzeichen von Bardowick ist der trutzig anmutende Dom. Lohnend ist eine Tour auf dem historischen Rundweg durch den kleinen Ort bei Lüneburg, der im Mittelalter ein bedeutendes Handelszentrum war.
Bardowick ist ein stolzes Dorf. Nicht nur, weil der Spargel aus der Region sowie das alljährliche Erntedankfest - das größte im ganzen Norden - weit über die Lüneburger Heide hinaus bekannt sind. Sondern vor allem, weil die Bardowicker auf eine große Geschichte zurückblicken.
Um 1100 stand Bardowick in voller wirtschaftlicher Blüte. Die umwallte Fläche des Ortes war damals dreimal größer als die der legendären Wikingerstadt Haithabu.
Wie bedeutend Bardowick war, zeigt auch die Tatsache, dass der Marktort damals zwölf Kirchen hatte. Bedeutendstes Bauwerk ist der wuchtige Dom mit seinen achteckigen Türmen. Sehenswert im Inneren sind unter anderem das mittelalterliche Bronze-Taufbecken von 1367 und der prächtige Marienaltar aus dem 15. Jahrhundert.
Rundweg führt zu Sehenswürdigkeiten
Wer mehr über die Historie Bardowicks erfahren möchte, kann sich auf einen rund sechs Kilometer langen historischen Rundweg begeben. Er ist ausgeschildert mit dem Symbol eines sogenannten Bardowicker Pfennigs - einer mittelalterlichen Münze, die damals in dem Ort geprägt wurde. Der Weg führt zu Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern des Ortes, der zu den ältesten in Norddeutschland zählt. Schautafeln informieren an 13 Standorten über die Geschichte des Orts, der bereits im Jahr 972 das Stadtrecht erhielt.
Die Route führt auch zum Heimatmuseum Gildehaus. Es ist in einem niedersächsischen Zweiständerhaus untergebracht und informiert über die bewegte Historie des Ortes und das Leben der Menschen auf dem Land.
Florierender Handelsplatz im Mittelalter
Verkehrstechnisch günstig gelegen in der Ilmenauniederung, an der Grenze von Franken- und Sachsenreich, hatte sich der Marktort zu einer Drehscheibe des Fernhandels mit eigenen Münz- und Zollrechten entwickelt. Erstmals erwähnt wird Bardowick - Historiker vermuten, dass sich der Name vom hier ansässigen Germanenstamm der Langobarden ableitet - bereits im 8. Jahrhundert. Zahlreiche Kaufleute siedelten sich an, das Lüneburger Salz wurde hier auf Kähne geladen und Richtung Elbe verschifft.
Bardowicks Stern begann zu sinken, als die deutschen Fürsten die Slawen im Norden und Osten zurückdrängten und sich einen Zugang zur Ostsee eroberten. Bardowicks Herr, der Welfenherzog Heinrich der Löwe, förderte nun vor allem den wichtigen Hafen Lübeck und baute ihn ab 1157 zur Stadt aus.
Ein Bulle besiegelt das Schicksal von Bardowick
Der Sage nach war es ein Bulle, der Bardowick schließlich das Verderben brachte. Da sich die Bewohner gegen Heinrich den Löwen aufgelehnt hatten, belagerte dieser im Oktober 1189 tagelang die Stadt. Von den Schutzwällen hinab sollen die beleidigten Bardowicker dem Herzog und seinen Truppen den nackten Mors gezeigt haben - diese Szene, die sogenannte Gesäßhuldigung, ist auf dem Schweriner Löwendenkmal verewigt.
Nach zwei Tagen verirrte sich ein Bulle zum Heer Heinrichs, das jenseits der Ilmenau campierte. Jemand kam auf die Idee, dem Tier zu folgen, das offensichtlich aus Bardowick kam und eine flache Stelle im Fluss genutzt haben musste. Tatsächlich trabte der Bulle zurück in die Stadt und führte so die Welfentruppen durch die Furt. Am 28. Oktober 1189, dem Tag der Apostel Simon und Judas, legten sie Bardowick in Schutt und Asche. Von diesem Schlag erholte sich der Domflecken nie mehr.
Startpunkt für Wander- und Radtouren ins Umland
Heute ist Bardowick ist auch ein guter Ausgangspunkt für Rad- und Wandertouren in das schöne Umland etwa entlang der Ilmenau oder und rund um Lüneburg.