Kanu fahren auf der Oker von Schladen nach Braunschweig
Die Oker fließt vom Nationalpark Harz bis zur Aller in der Südheide. Ein schöner Abschnitt für eine Kanutour ist die Strecke zwischen Schladen und Braunschweig.
Anfangs wild, später gemächlich: Die Oker entspringt in den Höhenlagen des Harzes und mündet nach gut 128 Kilometern bei Müden in die Aller. An ihren Ufern liegen reizvolle historische Städte wie Wolfenbüttel und Braunschweig und das vermutlich älteste Dorf Niedersachsens: Ohrum. Dort soll Karl der Große die heidnischen Sachsen einst zur Massentaufe in der Oker gezwungen haben.
Die Oker ist erst ab Schladen befahrbar
Die Oker gilt als wasserreichster Fluss der Region. Da ihre Quellzuflüsse in rund 900 Metern Höhe liegen, entwickelt sie viel Kraft, die in der Okertalsperre gebändigt wird. Sicher befahrbar ist der Fluss daher erst ab dem Harzörtchen Schladen. Dort gibt es einen guten Einstieg an der Brücke in der Bahnhofsstraße.
Die Strecke von Schladen nach Wolfenbüttel ist rund 19 Kilometer lang und führt mit Strömung durch eine idyllische Landschaft, bietet aber auch einige Herausforderungen. Neben einigen Stromschnellen befindet sich bei Ohrum ein Wehr, das nicht umfahren werden kann. Wer ein schweres Boot nutzt, benötigt viele Kraft, um es aus dem Wasser zu ziehen und umzutragen. Je nach Tempo sowie Anzahl und Dauer der Pausen benötigt man für die Strecke drei bis sechs Stunden.
Die Kanus dürfen Paddler aus Naturschutzgründen nur an ausgewiesenen Einstiegstellen und Rastplätzen verlassen, etwa an der Kaiserpfalz Werla. Sie liegt etwa drei Kilometer nördlich von Schladen in einem Archäologie- und Landschaftspark und war im 10. Jahrhundert eine wichtige Befestigung der Ottonen.
Wolfenbüttel: Auf den Spuren der Welfen
Wolfenbüttel eignet sich nicht nur gut als Stopp, sondern lohnt auch einen Besuch mit Übernachtung. Über drei Jahrhunderte entwickelten Welfenherzöge die Stadt zu einem Zentrum der Kunst und Kultur. Bis heute zeugen Prachtbauten wie das Schloss sowie die belebte Altstadt mit viel Fachwerk davon. Wer mag, bleibt auch bei der Stadtbesichtigung auf dem Wasser und nimmt an einer Führung per Stand-up-Paddling (SUP) teil. Die Tour durch die Okerauen dauert zwei Stunden, Teilnehmende sollten SUP-Erfahrung mitbringen. Mit dem Kanu kann man Wolfenbüttel auch auf eigene Faust erkunden.
Für eine Übernachtung in Wolfenbüttel bietet sich etwa das Jugendgästehaus mit eigenem Kanusteg und modernen Zimmern für ein bis vier Personen an.
Von Wolfenbüttel nach Braunschweig
Die landschaftlich reizvolle Strecke von Wolfenbüttel bis Braunschweig ist mit 12 Kilometern etwas kürzer und ruhig, hat aber viele Kurven und Biegungen, die ein wenig Geschick erfordern. In Wolfenbüttel gibt es außerdem zwei weitere, nicht fahrbare Wehre: Beim Wehr an der Marktstraße muss man umtragen, am Herzogtor ist das jedoch an Land nicht möglich. Empfohlen wird, zu Fuß halb im Wasser unter der Brücke durchzugehen und das Boot zu ziehen oder zu tragen - für Anfänger möglicherweise eine Herausforderung. Ein weiteres Wehr befindet sich bei Rüningen kurz vor Braunschweig. Wer es sich zutraut, fährt einfach mit Anlauf die Bootsrutsche herunter, ohne aus dem Kanu auszusteigen.
In Braunschweig endet die Tour am Kennelbad. Die Vermieter holen die Boote nach Vereinbarung dort ab. Geübte Paddler können die Strecke von Schladen nach Braunschweig an einem Tag zurücklegen. Wer sich lieber Zeit nimmt und Wolfenbüttel in Ruhe besuchen möchte, sollte zwei Tage mit Übernachtung einplanen.
Kanuverleiher an der Strecke
Entlang der Strecke gibt es mehrere Kanuverleiher. Sie bieten in der Regel Kajaks oder Kanadier an, beide sind Kanus. Kajaks sind auf dem Wasser das sportlichere Fahrzeug. Sie sind mit einem oder zwei Sitzplätzen ausgestattet und werden mit Doppelpaddeln vorwärts bewegt. Kanadier sind geräumiger und eignen sich für Touren mit mehreren Personen. Außerdem sind sie kippstabil und haben ausreichend Platz für Gepäck. Sie werden sitzend oder kniend mit sogenannten Stechpaddeln fortbewegt.
Natur an der Oker erleben
Zu DDR-Zeiten verlief die innerdeutsche Grenze teilweise entlang der Oker. Noch heute durchquert sie südlich von Schladen an einigen Stellen sachsen-anhaltinisches Gebiet. Die deutsche Teilung hat im Zonenrandgebiet viel Leid verursacht, für die Natur war sie aber ein Glücksfall, denn in dem Grenzstreifen konnten sich Flora und Fauna ungestört entwickeln.