Brockenbahn: Durch den Ostharz zum Gipfel
Die wohl bekannteste Schmalspurbahn im Norden fährt von Wernigerode auf den Brocken. In langen Kurven dampft sie durch die Wälder des Harzes rund 900 Höhenmeter bergauf.
Ein Pfiff, dann macht sie sich schnaufend auf ihren anstrengenden Weg bergauf: Mehrmals täglich startet die Brockenbahn vom Bahnhof in Wernigerode in Richtung Gipfel - im Sommer ebenso wie im Winter, wenn der Harz und seine höchste Erhebung tief verschneit sind. Nur ganz selten muss der Zug vor den Schneemassen kapitulieren, wie im Januar 2019, als eine Dampflok in einer gewaltigen Schneewehe stecken blieb.
In Dutzenden Kurven überwindet die Schmalspurbahn fast 900 Meter Höhenunterschied, bis sie an ihrem Ziel, dem Brockenbahnhof auf 1.125 Metern ankommt. Für die 700 PS starken Dampflokomotiven ist jede Fahrt Schwerstarbeit - und für die Passagiere ein ganz besonderes Erlebnis.
Steil bergauf durch Fichtenwälder
Nach dem Einsteigen nehmen die Fahrgäste auf den schmalen Holzbänken der historischen Abteile Platz. Wer mag, kann sich auch auf den Trittbrettern an den Abteilenden im Freien den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Gut anderthalb Stunden benötigt die Brockenbahn für die insgesamt 34 Kilometer lange Strecke vom Startbahnhof über die Stationen Drei Annen Hohne und Schierke bis zum Ziel auf dem Brocken.
Nach der Abfahrt im Bahnhof Wernigerode rollen die Züge zunächst durch das Städtchen, stellenweise knapp an Häusern vorbei. Nach einigen Kilometern erreichen sie den Ortsrand und fahren dann abseits der Straße durch die dichten Nadelwälder des Ostharzes. Der steilste Abschnitt der stetig ansteigenden Route beginnt am Bahnhof Drei Annen Hohne. Dort besteht auch Anschluss in Richtung Südharz. Um die Steigung zu überwinden, fährt die Bahn eine weite Schleife um den Berg herum. Dabei verlässt sie etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Schierke und dem Brockenbahnhof den Wald. Bei schönem Wetter kann der Blick nun weit über die Harzlandschaft schweifen.
1899 fuhr der erste Zug auf den Brocken
Eine Bahnfahrt auf den Brocken ist ein Vergnügen, das bereits vor mehr als hundert Jahren Harzreisende faszinierte. Seit 1886 fahren im Harz Schmalspurbahnen, 1898 wurde der Grundstein für einen Bahnhof auf dem Brocken gelegt. Knapp ein Jahr später hielt dort der erste Zug. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die öffentlichen Fahrten der Brockenbahn zunächst eingeschränkt.
Mit dem Bau der Mauer 1961 musste auch die Brockenbahn für Jahrzehnte aufs Abstellgleis. Erst 30 Jahre später, nach dem Fall der innerdeutschen Grenze, fuhr erstmals wieder ein Personenzug auf den Berg. Wenig später gründeten die Gemeinden und Landkreise an der Strecke eine Gesellschaft, um die Brockenbahn wieder aufleben zu lassen. Seit dem 1. Juli 1992 pendeln die Reisezüge regelmäßig und haben sich zu einer der größten Touristenattraktionen im Harz entwickelt.
Tonnenweise Kohle für Tempo 40
Die meisten Dampfloks der Brockenbahn stammen aus den Baujahren 1954 bis 1956. Die sogenannten Neubaulokomotiven schaffen höchstens Tempo 40 und verbrauchen dabei für eine Brockentour bis zu 1,5 Tonnen Kohle. Die Heizer schaufeln sie Schippe für Schippe in den Ofen. Ursprünglich wurden die Loks für andere Strecken gebaut, für den Harz mussten sie wegen der engen Kurven leicht verändert werden.
Weitere Strecken im Ostharz
Neben der Strecke auf den Brocken betreibt die Harzer Schmalspurbahnen Gesellschaft weitere Verbindungen im Ostharz. Dazu gehören die Harzquerbahn, die in Nord-Süd-Richtung Wernigerode und Nordhausen verbindet, ebenso wie die 61 Kilometer lange Selketalbahn zwischen Quedlinburg, Hasselfelde und Eisfelder Talmühle.