Hildesheim: Ein Dom und seine Schätze
Der Dom ist ein Paradebeispiel für eine romanische Kirche und birgt einzigartige Kunstschätze wie mittelalterliche Leuchter und Säulen, ein bronzenes Taufbecken und die sogenannte Bernwardtür.
1985 ernannte die UNESCO den Hildesheimer Dom St. Mariä Himmelfahrt gemeinsam mit der Kirche St. Michaelis zum Welterbe. Die beiden Kirchen, so die Begründung, "vermitteln einen umfassenden Zugang zum Verständnis romanischer Kirchen im christlichen Abendland".
Bronzene Bernwardtür: Meisterliches Kunstwerk
Die Geschichte des Doms beginnt im Jahr 815, als Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn Kaiser Karls des Großen, im Zuge der Christianisierung Norddeutschlands das Bistum Hildesheim gründet. Auf einem Hügel lässt er eine kleine Kirche bauen. Bischof Altfrid vergrößert sie um 860 zu einem Dom. Um 1015 hat Bischof Bernward dort seinen Sitz, den er reich mit Kunstwerken ausstattet. So lässt er die bis heute erhaltene, nach ihm benannte Bronzetür am Westportal einbauen. Die beiden Flügel der Bernwardtür, jeweils 4,72 Meter hoch und in einem Stück gegossen, gelten als handwerkliche Meisterleistung ihrer Zeit. Die Tür zeigt in 16 Bildern Motive aus dem Alten und Neuen Testament.
Brand und Neugestaltung mit Heziloleuchter
Als es 1046 in Hildesheim brennt, bleibt auch der Dom nicht verschont. Doch schon 1061 weiht Bischof Hezilo ein neues Gotteshaus auf den bisherigen Grundmauern. Dem Bischof verdankt der Dom ein weiteres Kunstwerk von unschätzbarem Wert: einen ringförmigen Leuchter mit gut sechs Metern Durchmesser und 72 Kerzen. Der sogenannte Heziloleuchter symbolisiert eine Stadtmauer mit zwölf Toren, die als heilige Stadt Jerusalem gedeutet wird. Mit dem bronzenen Taufbecken kommt im 13. Jahrhundert ein weiterer bedeutender Kunstschatz hinzu.
Umbauten und Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
In den folgenden Jahrhunderten verändert der Mariendom wiederholt seine Form. Im 18. Jahrhundert wird er im Inneren dem barocken Zeitgeist entsprechend mit Stuck und Gemälde verziert.
Die massivste Umgestaltung folgt 1841 bis 1850. Nach dem Abriss des Godehard-Westriegels und zweier Seitenkapellen bekommt der Dom eine neue Fassade mit einem Doppelturm. Als Vorbild dient eine weitere romanische Kirche in Hildesheim, St. Godehard. Am 22. März 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wird Hildesheim massiv bombardiert. Das Gotteshaus brennt aus und liegt wie weite Teile der Fachwerkstadt in Schutt und Asche.
Wiederaufbau nach romanischer Vorlage
Von 1950 bis 1960 wird der Dom auf den Grundmauern des Hezilodoms aus dem 11. Jahrhundert weitgehend originalgetreu in seiner romanischen Form wiederaufgebaut - mit dicken Mauern, wehrhaften Türmen, Säulen und Pfeilern. Zwischen 2010 und 2015 erfolgt eine umfassende Sanierung. Im Rahmen der Arbeiten wird auch das Dom-Museum neu gestaltet. Es zeigt neben bedeutenden mittelalterlichen Kunstwerken auch mehrere Arbeiten zeitgenössischer Künstler. Prachtstück ist eine goldene Madonna aus der Zeit um 1010, die Bischof Bernward gespendet hatte.
Die Legende vom "Tausendjährigen Rosenstock"
Bekannt ist der Hildesheimer Dom auch für seinen uralten Rosenstock, der an der Außenwand des Chors im Domhof wächst. Um ihn rankt sich eine Legende: Ludwig der Fromme soll im 9. Jahrhundert bei einem Jagdausflug ein Marien-Amulett verloren und es später an einem Rosenstrauch hängend wiedergefunden haben. Für den Kaiser war dies ein Wink Gottes, an dieser Stelle eine Kapelle und ein neues Bistum zu errichten. Heute wächst der "Tausendjährige Rosenstock" noch immer - eine mächtige Heckenrose. In voller Blüte steht er jeweils etwa Ende Mai/Anfang Juni. Neuere Forschungen gehen allerdings davon aus, dass er tatsächlich erst 700 Jahre alt ist.