Wahrzeichen und Denkmäler: Hamburgs fünf Hauptkirchen
St. Petri, St. Jacobi, St. Katharinen, St. Nikolai und der Michel: Hamburg hat fünf Hauptkirchen Bis auf den Michel stammen sie alle aus dem Mittelalter. Jede Kirche hat etwas Überraschendes zu bieten.
Ihre Kirchtürme prägen Hamburgs Stadtbild: Der schlanke, hoch aufragende Turm der Petrikirche steht an der Mönckebergstraße. Nur wenige Schritte entfernt erhebt sich an der Steinstraße die Jacobikirche mit ihrer modernen Turmspitze. Der Turm der Katharinenkirche, die gegenüber der Speicherstadt liegt, hat eine golden verzierte Spitze und fensterartige Durchbrüche.
Von der früheren Nikolaikirche ist nur noch der neugotische Turm erhalten, die Hauptkirche selbst befindet sich heute in einem modernen Bau im Stadtteil Harvestehude. Am bekanntesten ist der barocke Turm der Michaeliskirche mit einer großen Uhr.
Türme sind öffentlich zugänglich
Alle fünf Kirchtürme sind außergewöhnlich hoch: Der Nikolaikirchturm ist mit 147 Metern sogar der fünfthöchste der Welt, die anderen vier sind unter den 30 höchsten weltweit zu finden. Besucher können alle fünf Türme besteigen. Bequem per Aufzug geht das allerdings nur beim Michel und dem Turm der Nikolaikirche.
Kunstschätze und beeindruckende Architektur
Jede einzelne der fünf Hauptkirchen lohnt einen Besuch, denn sie alle besitzen Besonderheiten, die sie unverwechselbar machen. So sticht der Michel als barocker Prachtbau hervor, sein riesiger weiß-goldener Innenraum mit geschwungenen Emporen wirkt völlig anders als das Innere der anderen vier mittelalterlichen Kirchen. St. Jacobi wiederum ist besonders reich an Kunstschätzen. Neben einer kostbaren Schnitger-Orgel von 1693, der größten Barock-Orgel Nordeuropas, zählen dazu drei kunstvoll geschnitzte Holzaltäre.
Turm und Ruine der Nikolaikirche sind heute ein Mahnmal und Hamburgs zentraler Erinnerungsort an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945. Beeindruckend an St. Katharinen ist der Gegensatz zwischen modernen Kunstschätzen und mittelalterlicher Architektur. Am Hauptportal der Petrikirche befindet sich mit einem bronzenen Türzieher das älteste öffentlich zugängliche Kunstwerk der Stadt.
Fünf Kirchen, fünf verschiedene Gemeinden
So sehr sich die Kirchen optisch unterscheiden, so unterschiedlich war auch einst der soziale Status der Gemeindemitglieder: "St. Petri de Rieken, Niklas desglieken, Katharinen de Finen, Jacobi de Buren, Michel de Armen, de möt God sich erbarmen." Dieser alte Vers aus dem 18. Jahrhundert charakterisiert die Gemeindemitglieder der fünf Hauptkirchen.
In Petri- und Nikolaikirche strömten demnach vor allem den Reichen. Die Katharinenkirche war die Kirche der Schiffbauer und Kaufleute, die ebenfalls zu den Wohlhabenden, den "Finen" gehörte. Die Jacobikirche zog dagegen eher die bäuerliche Bevölkerung an. In den Michel, der im 17. Jahrhundert in der Neustadt vor den ehemaligen Toren errichtet wurde, kam vor allem die ärmere Bevölkerung.
Brände und Kriege setzten den Kirchen zu
Die vier mittelalterlichen Kirchspiele oder auch Pfarrbezirke St. Petri, St. Nikolai, St. Jacobi und St. Katharinen entsprachen auch den städtischen Verwaltungsbezirken. Mit der Reformation wurden aus den einst katholischen Kirchen evangelische Hauptkirchen. Ab 1647 kam mit St. Michaelis eine weitere Hauptkirche hinzu. Durch den Großen Brand 1842, den Bau der Speicherstadt und durch weitere städtebauliche Veränderungen verloren Hamburgs Hauptkirchen große Teile ihrer ursprünglichen Gemeindemitglieder, Brände und vor allem die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg beschädigten die Kirchen schwer.
Heute verstehen sie sich als Kirchen für die ganze Stadt und richten sich mit ihren Angeboten an alle.