Schnittblumen: Schön, aber oft unökologisch
Das Angebot an Rosen, Tulpen oder Gerbera ist das ganze Jahr über groß. Im Winter kommen sie allerdings fast immer aus dem Ausland und sind häufig mit Pestiziden belastet. Welche Alternativen gibt es?
Ob zum Valentins-, Mutter- oder Geburtstag: Der Handel bietet rund ums Jahr frische Schnittblumen an. Besonders die Auswahl an Rosen ist groß, denn sie sind sehr beliebt. Die Schnittblumen-Zucht in Deutschland kann den Bedarf nicht decken. Daher werden rund 80 Prozent der Blumen importiert. Meist haben sie eine lange Reise hinter sich. Wo genau die Pflanzen angebaut wurden, lässt sich für Käufer kaum nachvollziehen, denn eine Pflicht zur Deklaration gibt es in Deutschland nicht.
Viele Rosen stammen aus Afrika
Ein Großteil der Rosen, die nach Deutschland eingeführt werden, kommen aus den Niederlanden. Das heißt aber nicht, dass sie dort angebaut, sondern nur, dass sie dort gehandelt wurden. Wichtigste Produktionsländer sind das ostafrikanische Kenia sowie Ecuador und Kolumbien. Insgesamt lag die Importmenge im Jahr 2023 bei rund 1,2 Milliarden Rosen. Niedrige Preise im deutschen Handel sind nur möglich, wenn die Pflanzen unter günstigen klimatischen Bedingungen in großen Mengen angebaut werden.
Rückstände von Pestiziden - auch bei Fairtrade-Blumen

"Das Problem bei Schnittblumen ist, dass es selbst in Deutschland keine Grenzwerte für Pestizidrückstände gibt wie zum Beispiel bei Lebensmitteln", so Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Auch wenn einige der Chemikalien in der EU verboten sind, gelten ausschließlich die Regeln der Herkunftsländer.
Die Redaktion der NDR Sendung Markt ließ 2024 aus Afrika importierte Rosen untersuchen. In den vier Sträußen unterschiedlicher Anbieter wurden insgesamt 30 unterschiedliche Pestizidrückstände gefunden. Bis zu 19 verschiedene Stoffe wurden in einem einzigen Strauß nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse erbrachte eine Untersuchung der Zeitschrift Öko-Test im Jahr 2023. In den 21 untersuchten Rosensträußen fanden sich insgesamt mehr als 54 verschiedene Stoffe wie Fungizide und Insektizide. Kein Gebinde war völlig frei davon - auch nicht die geprüften Fairtrade-Blumen.
Fairtrade Deutschland erklärte, dass auf den großen Farmen ein Anbau ganz ohne Pflanzenschutzmittel nicht möglich ist, der Arbeitsschutz jedoch durch die Zertifizierung garantiert sei. Die Schwerpunkte der Organisation liegen auf den sozialen Bedingungen wie einem fairen Lohn für die Arbeiter, gewerkschaftlichen Aktivitäten und dem Verbot von Kinderarbeit. Zudem sei bei Fairtrade-Rosen der Einsatz besonders gefährlicher Stoffe verboten. Jedoch werden auch beim Fairtrade-Anbau in Übersee Pestizide eingesetzt, die in der EU keine Zulassung haben.
Pestizide auch belastend für die Arbeiter
Problematisch sind nicht nur die Rückstände auf den Blumen, sondern häufig auch die Bedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter, die solche Mittel versprühen oder die Blumen ernten. In der Vergangenheit wurden sie oft nicht ausreichend über die gesundheitlichen Gefahren beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln informiert und erhalten in vielen Fällen kaum Zugang zu geeigneter Schutzkleidung. Allerdings bietet die Branche in den Ländern Zehntausende Arbeitsplätze und ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Umweltorganisation Greenpeace bemängelt, dass auch in deutschen Gärtnereien vielfach Pestizide als Pilz- und Insektenvernichter eingesetzt würden.
Kein akutes Risiko für Verbraucher
Für Verbraucherinnen und Verbraucher besteht hingegen laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kein akutes gesundheitliches Risiko bei gespritzten Schnittblumen. Mögliche Langzeit- und Wechselwirkungen verschiedener Pestizide wurden bei der Risikobewertung allerdings nicht berücksichtigt. Floristen und Gärtnerinnen, die regelmäßig mit behandelten Rosen hantieren, sollten sich dementsprechend schützen.
Schlechte Klimabilanz für niederländische Ware
Da die Blumen in den Anbauländern sehr viel Wasser verbrauchen und häufig mit dem Flugzeug zu uns in den Handel kommen, haben sie eine schlechte Klimabilanz. Doch nicht immer ist die Entfernung entscheidend: So schneiden Rosen aus niederländischen Gewächshäusern, die mit dem Lkw zu uns kommen, in der Klimabilanz deutlich schlechter ab als eingeflogene Fairtrade-Rosen aus Kenia. Grund ist der hohe Energiebedarf in den europäischen Gewächshäusern.
Besser zu saisonalen Blumen greifen
Wer möglichst nachhaltige Blumen kaufen möchte, sollte daher vor allem auf regionale Ware zurückgreifen. Allerdings ist die Auswahl in heimischen Gärtnereien zu bestimmten Jahreszeiten eingeschränkt. Die größte Chance, umweltverträglich gewachsene Blumen in die Vase zu bekommen, haben Verbraucher, wenn sie sie im Sommer kaufen - am besten von zertifizierten Öko-Betrieben.
Slowflower Bewegung: Regional, saisonal und nachhaltig
Eine Alternative zu Importware sind zudem Gärtnereien, die sich der sogenannten Slowflower-Bewegung verschrieben haben. Die dazugehörigen Betriebe legen den Fokus auf Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität. Von der Aussaat bis zur Ernte kommen hier weder Pestizide noch Torferde zum Einsatz. In der kalten Jahreszeit bieten sie oft auch dekorative Gebinde aus Trocken- oder Strohblumen an.
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