Blumenerde ohne Torf - Klimafreundlich gärtnern
Wer auf dem Balkon oder im Garten gärtnert, kommt nur schwer ohne Blumen- oder Pflanzerde aus. Doch die allermeisten Produkte enthalten Torf. Das ist für die Umwelt ein großes Problem.
Torf hat einen niedrigen Nährstoffgehalt und bleibt auch nach längerer Zeit strukturstabil. Er kann große Mengen Wasser speichern und wieder an Pflanzen abgeben. Das macht ihn für viele Substraterzeuger zum idealen Ausgangsstoff für Pflanzenerde.
Jedoch, um Torf zu gewinnen, werden Moore trockengelegt. Das setzt erhebliche Mengen Kohlenstoff und Lachgas frei, die in den abgestorbenen Pflanzenresten der Moore gebunden sind. Der Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen geht verloren. Laut dem deutschen Umweltministerium sind entwässerte Moore mit einem Ausstoß von circa 53 Millionen Tonnen Treibhausgasen für fast sieben Prozent aller Emissionen in Deutschland verantwortlich. Nach Berechnungen von Olivier Hirschler vom Thünen-Institut werden durch die Torfnutzung im Gartenbau weltweit zwischen zehn bis 15 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 freigesetzt.
Moore regenerieren sich nur langsam
Einmal zerstört, können Moore ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher nur sehr schwer wiedererlangen. Denn Moore wachsen äußerst langsam. Da ein Hektar Moor etwa sechsmal so viel Kohlenstoff bindet wie ein Hektar Wald, geht durch die Zerstörung der Moore viel Potenzial für Treibhausgasreduktion verloren.
95 Prozent der ehemals intakten Moorfläche in Deutschland sind bereits zerstört. Der Klimaplan 2030 der Bundesregierung schreibt deshalb fest, den Einsatz von Torf in Gartenerde durch Aufklärung und weitere Maßnahmen in den nächsten Jahren zu minimieren.
Bio bedeutet nicht "torffrei"
Produkte, die auf der Verpackung als "torfreduziert" oder "torfarm" gekennzeichnet sind, enthalten noch bis zu 80 Prozent Torf. Die Bezeichnung "bio" ist bei Blumenerden kein geschützter Begriff. Diese Bezeichnung sagt nichts über den Torfgehalt des Produktes aus. Meist werden Bio-Erden jedoch nicht mit mineralischen Düngern versetzt, sondern es kommen organische Stoffe zum Einsatz, die zum Teil tierischen Ursprungs sind. Beispielsweise Guano oder Hornspäne.
Erde mit Torf: Nachteile beim Gärtnern
Gartenexpertinnen und Umweltschützer weisen auf Unterschiede beim Gärtnern mit Torf hin: So speichert dieser das Wasser zwar gut, gibt es aber weniger gut an die Gartenpflanzen ab. Einmal ausgetrocknet, wirkt Torferde sogar wasserabweisend und lässt sich nur mühsam wieder in aufnahmefähigen Gartenboden zurückversetzen.
Torf-Anteil in Blumenerde sinkt bereits
In den vergangenen Jahren ist der Anteil an Torf in der Gartenerde bereits gesunken. Mittlerweile liegt der Anteil in der Gartenerde für den Hobbybereich durchschnittlich bei 43 Prozent. Da durch umfangreiche Forschungsarbeiten Ersatzstoffe für Torf gefunden wurden, können Freizeitgärtnerinnen und -gärtner mühelos auf torffreie Erde umsteigen.
Alternativen: Kompost, Rindenmulch, Holzfasern
Die Hauptbestandteile von torffreier Gartenerde sind häufig Grünschnittkompost und Rindenmulch. Hinzu kommen wasserspeichernde und drainagefördernde Materialien wie Holzfasern, Kokosfasern oder Tonmineralien. Produkte mit überwiegend Grünschnittkompost, Rindenmulch und Holzfasern sind solchen mit Kokosfasern vorzuziehen - aufgrund der langen und damit umweltschädlichen Transportwege von Kokos. Je nach Anwendungszweck wird torffreie Erde mit entsprechenden Düngerstoffen versetzt. Allerdings sind torffreie Produkte bislang noch etwas teurer als herkömmliche Erde.
Torffreie Erde trocknet schneller aus
Die Eigenschaften von torffreier Gartenerde unterscheiden sich gegenüber torfhaltiger Erde vor allem in der Speicherkapazität von Wasser und dem Bedarf an Düngemitteln. Die luftigere Struktur torffreier Erde sorgt für eine schnellere Austrocknung. Deshalb empfiehlt es sich, in kürzeren Intervallen zu gießen, wobei die Menge an Wasser in etwa gleich bleibt.
Überdies wirkt eine Schicht Rindenmulch dem Austrocknen entgegen. Mikroorganismen bauen die organischen Substanzen in torffreier Erde im Laufe der Zeit ab. Hierbei wird Stickstoff verbraucht, den man dem Substrat als Dünger dazugeben kann. Sind Holzfasern im Substrat enthalten, erhöht sich der Bedarf an Stickstoff.