Das Braunkehlchen ist der "Vogel des Jahres" 2023
Mit Teichhuhn, Neuntöter, Feldsperling, Braunkehlchen und Trauerschnäpper standen bei der NABU-Aktion fünf Vogelarten zur Wahl. Jede Art steht für ein wichtiges Naturschutzthema.
Mehrere Wochen konnten Naturfreunde online über den "Vogel des Jahres" 2023 abstimmen. Jetzt steht das Ergebnis fest: Mit 43,5 Prozent liegt das Braunkehlchen klar vor dem zweitplatzierten Feldsperling (18 Prozent). Es folgen Neuntöter (16,4 Prozent), Trauerschnäpper (15,6 Prozent) und Teichhuhn (6,5 Prozent). Knapp 135.000 Menschen haben sich an der Wahl beteiligt.
Braunkehlchen-Population nimmt ab, Art ist stark gefährdet
Seine braun-orangene Brust und Kehle geben dem nur etwa 13 Zentimeter großen Braunkehlchen seinen Namen. Der Zugvogel ist stark gefährdet, in Niedersachsen sogar vom Aussterben bedroht. "Das Braunkehlchen braucht ungemähte Wiesen und Blühstreifen. Aber diese sind leider durch die intensive Landwirtschaft immer seltener zu finden", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Derzeit leben in Deutschland noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz stark fallend.
Auch die Bejagung während des Zuges nach Afrika und freilaufende Hunde machen dem Braunkehlchen zu schaffen. "Hunde beim Wiesen-Spaziergang also bitte anleinen", rät Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). "Auch sollte man beim Einkauf auf regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel zurückgreifen."
Kandidaten stehen stellvertretend für ein Problem
Die Aktion "Vogel des Jahres" soll auf die Gefährdung der Tiere aufmerksam machen. Jeder Vogel steht dabei für ein Naturschutzthema. So fehlt es dem Feldsperling an passendem Lebensraum. Die Vögel versammeln sich gern in Sträuchern und brüten in Baumhöhlen. Nahrungsknappheit und ein Mangel an Niststätten haben zu Bestandseinbrüchen geführt, der Feldsperling steht auf der Vorwarnliste für gefährdete Arten in Deutschland.
Lebensraum des Teichhuhns schwindet
Ähnlich geht es den Teichhühnern. Die Wasservögel haben ein dunkles Gefieder, einen weißen Unterschwanz, einen auffallend rot-gelben Schnabel und halten sich bevorzugt im geschützten Uferdickicht an ruhigen Gewässern auf - aber auch dieser Lebensraum schwindet. Der Bestand des Teichhuhns nimmt ab, es steht deshalb ebenfalls auf der Vorwarnliste.
Trauerschnäpper und Neuntöter brauchen mehr Insekten
Der Trauerschnäpper ist ein etwa 12 Zentimeter kleiner Zugvogel, der in den Sommermonaten in Wäldern und baumreichen Regionen anzutreffen ist. Kehle und Unterbauch der Tiere sind weiß, das restliche Gefieder der Männchen ist graubraun bis schwarz, das der Weibchen dunkelbraun. Ihr Futter erbeuten Trauerschnäpper meist im Flug. Wegen des Insektensterbens und fehlender Bruthöhlen gelten die Vögel als gefährdet.
Auch der Neuntöter, der sich hauptsächlich von Insekten wie Käfern, Heuschrecken und Hummeln ernährt, findet nicht mehr ausreichend Nahrung, weil sich der Insektenbestand laut NABU unter anderem durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft stark reduziert hat. Der Zugvogel fällt durch ein besonderes Verhalten auf: Er spießt Nahrung auf Dornen oder Zäunen auf, um sie später zu fressen.
Aktion hat eine lange Tradition
Seit 1971 ernennen NABU und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) jedes Jahr einen "Vogel des Jahres". Der erste "Vogel des Jahres" war 1971 der Wanderfalke. Im Jubiläumsjahr 2021 fand die Wahl erstmals öffentlich statt, der Titel ging an das Rotkehlchen.