Wiedehopf zum "Vogel des Jahres" 2022 gewählt
Bluthänfling, Feldsperling, Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf: Fünf Vögel hat der NABU ins Rennen um den Titel geschickt. Gewonnen hat der Wiedehopf.
Mehrere Wochen konnten Naturfreunde online über den "Vogel des Jahres" 2022 abstimmen. Nun steht das Ergebnis fest: Mit 31,9 Prozent lag der Wiedehopf klar vor der zweitplatzierten Mehlschwalbe (24,4 Prozent). Es folgen Bluthänfling (19,9 Prozent), Feldsperling (16,3 Prozent) und Steinschmätzer (7,6 Prozent).
Auffällige Scheitelfedern in Orange mit schwarzen Punkten und ein langer Schnabel: Der Wiedehopf ist bunt und leicht zu erkennen. In Deutschland lebt er ausschließlich in besonders warmen Gegenden, etwa am Kaiserstuhl, und ist gefährdet. "Die Art wäre deutlich häufiger, wenn es mehr halboffene Landschaften mit vielen Insekten gäbe, wie Weideflächen oder pestizidfreie Weinberge", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Die Aktion soll auf die Gefährdung der Tiere aufmerksam machen. Mit Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf waren gleich drei Zugvogelarten auf der Liste. "Zugvögel leiden besonders stark unter dem Klimawandel, da sie auf intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt angewiesen sind", teilte Miller mit.
Viele heimische Brutvögel gefährdet oder bedroht
Alle drei Arten gelten in Deutschland als gefährdet oder vom Aussterben bedroht, weil ihnen Lebensraum fehlt. Auch Feldsperling und Bluthänfling finden in Siedlungen und eintönigen Ackerlandschaften nicht mehr genügend Sträucher, Baumhöhlen und Hecken zum Nisten und Verstecken.
Alle Kandidaten stehen stellvertretend für ein Problem
"Jeder der fünf Vögel steht für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht", erklärt Miller die Auswahl der Kandidaten. So fehlen dem Bluthänfling etwa Hecken zum Verstecken. Die kleine Finkenart ist in ihrem Bestand gefährdet, weil die Tiere in monotonen Ackerlandschaften keinen Lebensraum finden.
Vergleichbar geht es dem Feldsperling, einem kleineren Verwandten des Haussperlings, dem er sehr ähnlich sieht. Die Vögel versammeln sich gern in Sträuchern und brüten in Baumhöhlen. Nahrungsknappheit und ein Mangel an Niststätten haben zu Bestandseinbrüchen geführt, der Feldsperling steht auf der Vorwarnliste.
Dem Steinschmätzer fehlt der passende Lebensraum
Weniger bekannt und äußerlich eher unauffällig ist der Steinschmätzer. Der etwa 15 Zentimeter große Zugvogel legt weite Strecken zurück und lebt auf offenen, vegetationsarmen Flächen mit Steinen und Felsen, wo er gut getarnt ist. Da er immer weniger Lebensraum zur Verfügung hat, ist er vom Aussterben bedroht.
Auch den Mehlschwalben geht es nicht gut. Die Insektenfresser brüten in Lehmnestern, die sie an Gebäuden unter Dach- oder Fassadenvorsprüngen und an Felswänden bauen. Zwei Probleme gefährden den Bestand der Tiere: Durch das Insektensterben steht ihnen weniger Nahrung zur Verfügung und ihre Nistplätze gehen verloren, etwa durch Gebäudesanierungen.
Aktion hat eine lange Tradition
Seit 1971 ernennen NABU und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) jedes Jahr einen "Vogel des Jahres". Der erste "Vogel des Jahres" war 1971 der Wanderfalke. Im Jubiläumsjahr 2021 fand die Wahl erstmals öffentlich statt, der Titel ging an das Rotkehlchen.