"Die Sturmflut am Ostseestrand: Das holsteinische Dorf Hafkrug an der Neustädter Bucht während der Sturmflut" (13. November 1872), Holzstich nach Zeichnung von Karl Heyn nach einer Skizze von Karl Rettich. Aus: Illustrierte Zeitung, 59. Band, Nr. 1538, Leipzig, 21. Dezember 1872, S. 477, Berlin, Slg. Archiv f. Kunst & Geschichte. © picture-alliance / akg-images

Zeitreise: Erinnerungen an die Jahrtausendsturmflut vor 150 Jahren

Stand: 11.11.2022 14:59 Uhr

Dass die Nordsee gern mal zickig wird, sogar verheerende Sturmfluten produzieren kann, dürfte jedem bekannt sein. Weniger geläufig dagegen ist: Auch die Ostsee ist zu verheerender Naturgewalt fähig.

von Thomas Kahlcke

So war es auf den Tag genau vor 150 Jahren: Es begann mit einer Flaute. Nur sehr erfahrene Seeleute ahnten damals: Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Und sie sollten Recht behalten. Was sich dann in der Nacht vom 12. auf den 13. November 1872 ereignete, ging als Jahrtausendsturmflut in die Geschichtsbücher ein.

Gefahr durch Badewannen-Effekt

Eine historische Aufnahme zeigt einen Leuchtturm an der Ostseeküste bei Sturm. © NDR
So oder ähnlich könnte es ausgesehen haben, als im November 1872 die Ostsee auf die schleswig-holsteinische Küste prallte.

Es ist der sogenannte "Badewannen-Effekt", der die Sturmflut vor 150 Jahren so zerstörerisch machte. Zunächst schoben starke Winde aus Südwest und West riesige Wassermassen aus dem Kattegat in die östliche Ostsee. Tagelang ging das so. Vor Finnland herrschte Hochwasser, an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste dagegen blieb der Pegel tagelang einen Meter unter Normal-Null.

Sturm aus Nordost

Aber dann, nach dem besagten Tag der Flaute, drehte der Wind in die entgegengesetzte Richtung. Er wurde zu einem Sturm aus Nordost. Und der trieb die aufgestauten Wassermassen quer über die Ostsee in Richtung Südwesten - genau an die Küsten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Dänemarks. Wellenhöhen bis zu fünfeinhalb Meter sollen geherrscht haben, der Wasserstand an den Küsten stieg in kürzester Zeit auf bis zu 3,70 Meter über Normal-Null.

Weitere Informationen
"Die Sturmflut am Ostseestrand: Überschwemmter und versandeter Garten in Bad Niendorf" (13. November 1872), Holzstich nach Zeichnung von Carl Oesterley (1805-1891. Aus: Illustrierte Zeitung, 59. Band, Nr. 1538, Leipzig, 21. Dezember 1872, S. 477, Berlin, Slg. Archiv f. Kunst & Geschichte. © picture-alliance / akg-images

Jahrtausendflut an der Ostsee: Hochwasser bis heute unerreicht

Bei einer Sturmflut im November 1872 an der Ostsee steigt das Wasser auf nicht wieder erreichte Höchststände. 271 Menschen sterben. mehr

Ausstellungen zur Ostseesturmflut

Den Wassermassen waren Menschen, Tiere und Gebäude nahezu schutzlos ausgeliefert. 271 Küstenbewohner starben, 10.000 Haus- und Nutztiere kamen in den Fluten um, 2.850 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Ein so verheerendes Flutereignis wurde nie zuvor und seitdem nicht wieder verzeichnet. Wegen der besonderen Bedeutung sind rund um das Thema "Ostseesturmflut 1872" Ausstellungen und Aktionen etwa in Pönitz, Flensburg und Eckernförde zu erleben.

Weitere Informationen
Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 13.11.2022 | 19:30 Uhr

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