Zeitreise: Erinnerungen an die Jahrtausendsturmflut vor 150 Jahren
Dass die Nordsee gern mal zickig wird, sogar verheerende Sturmfluten produzieren kann, dürfte jedem bekannt sein. Weniger geläufig dagegen ist: Auch die Ostsee ist zu verheerender Naturgewalt fähig.
So war es auf den Tag genau vor 150 Jahren: Es begann mit einer Flaute. Nur sehr erfahrene Seeleute ahnten damals: Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Und sie sollten Recht behalten. Was sich dann in der Nacht vom 12. auf den 13. November 1872 ereignete, ging als Jahrtausendsturmflut in die Geschichtsbücher ein.
Gefahr durch Badewannen-Effekt
Es ist der sogenannte "Badewannen-Effekt", der die Sturmflut vor 150 Jahren so zerstörerisch machte. Zunächst schoben starke Winde aus Südwest und West riesige Wassermassen aus dem Kattegat in die östliche Ostsee. Tagelang ging das so. Vor Finnland herrschte Hochwasser, an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste dagegen blieb der Pegel tagelang einen Meter unter Normal-Null.
Sturm aus Nordost
Aber dann, nach dem besagten Tag der Flaute, drehte der Wind in die entgegengesetzte Richtung. Er wurde zu einem Sturm aus Nordost. Und der trieb die aufgestauten Wassermassen quer über die Ostsee in Richtung Südwesten - genau an die Küsten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Dänemarks. Wellenhöhen bis zu fünfeinhalb Meter sollen geherrscht haben, der Wasserstand an den Küsten stieg in kürzester Zeit auf bis zu 3,70 Meter über Normal-Null.
Ausstellungen zur Ostseesturmflut
Den Wassermassen waren Menschen, Tiere und Gebäude nahezu schutzlos ausgeliefert. 271 Küstenbewohner starben, 10.000 Haus- und Nutztiere kamen in den Fluten um, 2.850 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Ein so verheerendes Flutereignis wurde nie zuvor und seitdem nicht wieder verzeichnet. Wegen der besonderen Bedeutung sind rund um das Thema "Ostseesturmflut 1872" Ausstellungen und Aktionen etwa in Pönitz, Flensburg und Eckernförde zu erleben.