Vom Kaufhaus zur Schule: Außergewöhnliche Idee für Karstadt-Gebäude
Die großen Tage der Warenhäuser sind in Zeiten von Onlineshopping längst vorbei und so schließt auch der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof viele Filialen. Die Stadt Lübeck hat eines der Gebäude gekauft - und will daraus eine Schule machen.
Etwa 9.000 Quadratmeter Fläche bietet das alte Kaufhaus in Lübeck: Das ist mehr als ein Fußballfeld. Den Platz können die vier Lübecker Altstadtgymnasien gut für weitere Klassenräume gebrauchen. Denn Anbauen können die Schulen auf der beengten Altstadtinsel nicht. Für die Planerinnen und Planer der Stadt bedeutet das Projekt jetzt erst einmal viel Arbeit. Das Haus muss aufwendig umgebaut werden. Klassenräume brauchen zum Beispiel Fenster - die sind in dem Gebäude bisher noch durch Wandelemente verdeckt. "Die werden wir runterreißen, und dann haben wir Glasflächen durchgängig über alle drei Fassadenseiten", erklärt Planerin Christina Friedrich. Die Klassenräume sollen dann entlang der Fassade eingerichtet werden.
Schulen sind von dem Projekt überzeugt
Der Umbau wird Zeit brauchen: Ganze vier Jahre wird es dauern, bis aus dem alten Kaufhaus eine Schule geworden ist. Eins der größten Probleme: die Rolltreppe. Sie verbindet vier Stockwerke und muss weg. Hintergrund: Die Schulbau-Richtlinie. Hier gebe es ganz klare Verordnungen, wie Treppen aufzubauen sind. "Es gibt ein genaues Schrittmaß, das einhalten werden muss, eine Rolltreppe erfüllt das einfach nicht." Das seien dann schon größere Eingriffe. "Wenn man sich vorstellt, dass man diese Betonkonstruktion rückbauen muss. Dann wird hier eine gewaltige Baustelle entstehen", meint Friedrich.
Der Schulleiter des Johanneum zu Lübeck, Michael Janneck, ist von dem Projekt überzeugt. Auch seine Schule soll hier neue Klassenräume bekommen. "Also vorstellen kann ich mir das großartig, weil das einfach eine Fläche ist, die man gestalten kann. Wir brauchen ja auch keine kleinen Räume, sondern Flächen, wo Schülerinnen und Schüler eigenständig zum Beispiel an Projekten arbeiten können", sagt Janneck.
Schulhof auf dem Dach
Auch für das Dach des Kaufhauses hat Planerin Friedrich einen Plan: Bisher war oben die Haustechnik untergebracht. Die soll Platz machen für einen Schulhof. "Das wird sich im Entwurf dann konkretisieren wie der gestaltet ist, aber diese Lage ist einzigartig, hier einmal über die ganzen Dächer von Lübeck zu gucken", erzählt Friedrich.
37 Millionen Euro von der Stadt
Die Planerin denkt auch darüber nach, das Dach öffentlich zugänglich zu machen. Neben der Schule sollen in dem ehemaligen Kaufhaus auch Start-ups, kleine Geschäfte und der Offene Kanal Lübeck untergebracht werden. Ziel des Projektes ist es auch, den Leerstand in der Innenstadt zu bekämpfen und die Altstadtinsel mit neuen Ideen zu beleben. 37 Millionen Euro will die Stadt für ihr Projekt ausgeben: für Kaufpreis und Umbau. Neun Millionen Euro gibt das Land dazu. 2027 sollen in dem Gebäude dann zum ersten Mal Schüler unterrichtet werden.