Tag des Fischs: Schlechter Zustand von Nord- und Ostsee setzt Fischen zu
Die Lebensbedingungen von Fischen in der Nord- und Ostsee sind nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF schlecht. Nicht nur Überfischung setzt den Tieren zu. Auch der Klimawandel bedroht ihren Lebensraum.
Die vergangenen fünf Jahre sind laut WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht die historisch schlechtesten Jahre für den Ostseehering gewesen. Auch der Dorschbestand sei in der westlichen Ostsee in den vergangenen Jahren kollabiert. Der World Wide Fund For Nature (WWF) fordert deshalb am heutigen Tag des Fisches bessere Maßnahmen im Umgang mit der Fischerei. "Wenn wir weiterhin lokalen Wildfisch essen wollen, müssen wir seine Lebensbedingungen dringend verbessern", mahnt Schacht. Dann könne auch wieder mehr Fisch aus der Nord- und Ostsee verzehrt werden. Aktuell wird nach WWF-Angaben etwa 80 Prozent der in Deutschland beliebtesten Fische und Meeresfrüchte importiert.
Geringere Fangzahlen, mehr Umsatz
Offenbar wirkt sich der geringe Fischbestand in den deutschen Meeren auch auf die Fangmengen aus. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) teilte am Montag in ihrer Statistik über die deutsche Hochsee- und Küstenfischerei mit, dass Deutsche Fischer im vergangenen Jahr 150.249 Tonnen Fisch an Land brachten - acht Prozent weniger als im Vorjahr. In den Fischereihäfen von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen kamen demnach 21.487 Tonnen Fisch an. Das waren 40 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit dem Rest von knapp 130.000 Tonnen steuerten deutsche Fischer ausländische Häfen an: die Niederlande, Dänemark und Marokko zum Beispiel. "Bei den Gründen für den Rückgang der Anlandemengen spielen gekürzte Fangquoten und Fangtage sowie jährliche Schwankungen durch Umwelteinflüsse eine maßgebliche Rolle", so die BLE. Interessant: Trotz der sinkenden Fangzahlen gab es mehr Umsatz: Unter dem Strich bekam die deutsche Fischerei fast 190 Millionen Euro in die Kassen und damit knapp 16 Prozent mehr als im Jahr davor.
Fischkonsum geht zurück - Überfischung bleibt ein Problem
Auch der WWF verweist auf die Auswirkungen der Klimakrise und die Überfischung. Die Nord- und Ostsee seien in ihrem aktuellen Zustand kein guter Lebensraum, heißt es. "Gesunde Fischbestände gibt es nur in gesunden Meeren, das ist untrennbar miteinander verbunden", sagte Karoline Schacht. Aktuell verschärfe sich jedoch die globale Klima- und die Biodiversitätskrise.
Fischer im Land sehen das Problem woanders
Die Fischer im Land sehen das Problem an anderen Stellen. Ulrich Elsner, Geschäftsführer der Küstenfischer-Genossenschaft Nord, sagte in einem Interview mit NDR Schleswig-Holstein: "Ich denke nur, dass die Fischerei nicht alleiniger Verursacher ist. Was uns belastet oder was uns sehr bedrückt, ist die starke Nährstoffbelastung, die Gefahr durch die Munitionsrückstände, wo der Bund als Verantwortlicher noch gar nichts gemacht hat." Die Fischerei habe fast keinen Einfluss mehr auf die Fischbestände, so Elsner weiter.
Reform gegen Überfischung von 2013 gescheitert
Alle zehn Jahren reformieren die EU-Staaten die Fischereipolitik. Laut der Mitteilung der Kommission "Nachhaltige Fischerei in der EU" sind aktuell weniger Bestände als in den vorherigen Jahren überfischt. Doch im Jahr 2022 lagen trotzdem mehr als ein Drittel der Quoten-Entscheidungen zum Teil deutlich über den Empfehlungen. Ende letzten Jahres beschloss der EU-Fischereirat Fangquoten für die Ostseebestände 2023.
WWF fordert Schutzgebiete und bessere Kontrollen
Der WWF fordert, dass sich die Entscheidungen zu Fischfangquoten an den wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren. Außerdem brauche es geeignete großflächige und langfristige Schutzgebiete ohne wirtschaftliche Nutzung, in denen sich die gesamte Meeresumwelt erholen könne. Des Weiteren will der WWF strengere Kontrollen der Fischerei.